"Bedürfnis nach Absicherung"
Steigende Volatilität am Währungsmarkt und die jüngste Euro-Abwertung lassen den Absicherungsbedarf von europäischen Dollar-Anlegern steigen. Welche Möglichkeiten es hierfür gibt und was sie jeweils kosten, erläutern im Gespräch mit der Börsen-Zeitung Thomas Gütle und Bernd Sander von dem auf Immobilien in den Vereinigten Staaten konzentrierten Münchener Unternehmen US Treuhand.Von Stefan Schaaf, FrankfurtMit der beginnenden Rückkehr der Volatilität in den Devisenhandel gewinnt für Anleger das Thema Währungsabsicherung an Bedeutung zurück. Dies gilt insbesondere für Euro-Anleger, die ihr Geld in Dollar-Assets wie beispielsweise US-Immobilien gesteckt haben. “In nahezu jedem Anlegergespräch ist die Währung inzwischen ein Thema, berichtet im Gespräch mit der Börsen-Zeitung Thomas Gütle, Geschäftsführender Gesellschafter der US Treuhand. Das Münchener Unternehmen ist auf US-Immobilien-Anlagen konzentriert.Am US-Markt locken in den meisten Assetklassen zwar höhere nominelle Renditen als hierzulande, doch kann die Währungsvolatilität diese für Anleger aus dem Euroraum durchaus deutlich gefährden. Währungsschwankungen können dann schnell die höhere Rendite zunichtemachen. Doch auch die Absicherung von Währungsrisiken kostet Anleger Geld. “Wir lassen unseren Kunden die Wahl, ob sie eine Absicherung für die Währung haben möchten oder nicht”, sagt Gütle. Wobei viele institutionelle Investoren in der Regel nicht lange überlegen müssen, da sie aufgrund ihrer Anlagerichtlinien keine oder nur begrenzte Währungsrisiken eingehen dürfen. “Wir registrieren eine hohe Sensibilität bezüglich des Währungsrisikos, wegen der jüngsten weltpolitischen Nachrichten wächst das Bedürfnis nach Absicherung”, berichtet Gütle. Aktiv oder passivDie US Treuhand bietet seit 40 Jahren Anlagen in Immobilien in den Vereinigten Staaten an und hat in 20 geschlossenen Fonds Gelder von 4,6 Mrd. Euro eingesammelt. Inklusive Privatplatzierungen kommt das Unternehmen nach eigenen Angaben auf ein investiertes Volumen von 6 Mrd. Euro. Die Fonds bestehen aus unterschiedlichen Anteilsklassen und ermöglichen damit die Währungsabsicherung. “Wir wollen keine Währungsspekulation betreiben, aber unsere Anleger können von der Kursentwicklung profitieren”, sagt Bernd Sander, Head of Finance der US Treuhand. Was aus regulatorischen Gründen allerdings nicht gehe, sei eine Übersicherung, also einen größeren Betrag abzusichern, als man als Dollar-Exposure hält.Die US Treuhand bietet zwei Hedging-Möglichkeiten an: klassisches (ausgelagertes) Währungs-Hedging und aktives Währungsmanagement: “Beim passiven Hedging nutzen wir zum Beispiel Standard-Futures der CME zur Absicherung des eingesetzten Eigenkapitals, typischerweise mit einer Laufzeit von einem bis zwölf Monaten”, erläutert Gütle. Die Kosten für diese passive Absicherung seien durch die Zinsen am kurzen Ende geprägt, momentan betragen sie etwa 2,8 %.Alternativ bietet das Unternehmen ein aktives Währungsmanagement in Zusammenarbeit mit einem externen Spezialisten an, das 0,1 % des eingesetzten Eigenkapitals pro Jahr kostet. Hinter dem aktiven Management steht ein quantitatives Modell, “also kein Bauchgefühl”, wie Gütle betont. Das Modell berechnet zehn Trendindikatoren wie Momentum, Oszillatoren oder Regressionen und legt auf dieser Basis eine Absicherungsquote für das Dollar-Exposure zwischen null und 100 % fest.