Geldanlage

Berenberg von Small Caps überzeugt

Berenberg glaubt, dass europäische Small Caps hoher Qualität ein sehr gutes Investment sind. Das Institut verweist u. a. auf die deutliche langfristige Outperformance gegen Large Caps.

Berenberg von Small Caps überzeugt

ck Frankfurt

Peter Kraus, Head of Small Cap Equity von Berenberg, ist überzeugt, dass europäische Small Caps hoher Qualität derzeit eine gute Wahl sind. Der Downturn der relativen Performance der Small Caps gegen Large Caps des zurückliegenden Jahres sei größer gewesen als während der Finanzkrise. „Das ist die größte Kaufchance seit der Finanzkrise“, sagte Kraus, Fondsmanager des Berenberg European Small Caps Fonds, des Berenberg European und des Berenberg International Micro Cap Fonds, am Donnerstag in einem Pressegespräch. Der größte Crash von Wachstum gegen Value, der bisher gesehen worden sei, sei derjenige der Jahre 2000/2001. „Dasselbe hatten wir jetzt im letzen Jahr, den größten Downturn von Wachstum gegen Value seit Jahrzehnten.“ Der Markt habe nach unten überschossen.

Kraus verwies auf die langfristige Outperformance von kleinen Wachstumswerten hoher Qualität gegen Low-Quality-Aktien. Low Quality seien über längere Zeiträume die meisten Banken, Versicherungen, Immobilien, Telekommunikation, Versorger, Reise und Freizeit, Supermärkte, Einkaufszentren. Diese seien durch extremen Wettbewerb, niedrige Gewinnmargen und schlechte Bilanzen gekennzeichnet. Dennoch gebe es Phasen wie im letzten Jahr, in denen diese Werte besser abschneiden.

Der Einbruch des zurückliegenden Jahres sei ein Crash infolge von Rezession, Inflationsfurcht und Schwäche an den Bondmärkten. „Das war eine Bewertungskorrektur, wie wir sie seit Jahrzehnten nicht gesehen haben.“ Die Ironie sei, dass die besten Unternehmen die schlechtesten Performer gewesen seien. Das sehe man auch im Large-Cap-Bereich. Die Nasdaq habe 35% eingebüßt, was nicht bedeute, dass Microsoft ein schlechtes Unternehmen sei. Einbrüche dieser Art böten dem Investor die größten Chancen für die nächsten Jahre.

Buy and Hold überlegen

Die Outperformance des Small-Cap-Bereichs über Jahrzehnte sei dramatisch. Leider seien die Haltephasen bei den Investoren aber immer kürzer geworden. Man könne deutlich sehen, dass Buy and Hold über längere Zeiträume alles geschlagen habe. Es gebe Rückschläge und Phasen, in denen Value outperformt habe. „Aber die besten Small Caps haben diese Aktien schlagen können.“ Derzeit sagten alle Strategen – das sei Konsens –, dass es in den nächsten Jahren einen Markt wie in den Siebzigern mit höheren Zinsen und Inflation geben werde und man Value brauche. „Allein die Tatsache, dass alle zur selben Zeit in dieselbe Richtung rennen, bedeutet für uns, dass wir da skeptisch sind.“

Im September und Oktober habe es eine Sentiment-Kapitulation gegeben. Zum Ende des dritten Quartals sei ein Boden erreicht worden, der sogar das Umfeld der Finanzkrise übertroffen habe, was die Risikoaversion betreffe. „Es war uns klar, dass wir nicht mehr den 30-%-Rückschlag sehen werden, weil wir den schon gesehen hatten.“ Man könne nur noch über Rezession lesen, und der Markt habe das schon längst eingepreist. Entgegen der Erwartung seien der Kollaps, das Ende von Europa, die Mega-Rezession nicht einge­treten.

Kraus ist auch überzeugt, dass die Inflation den Gipfel längst erreicht hat. „Wir sind der Meinung, dass die Inflationsraten in den nächsten Monaten deutlich zurückgehen werden. Wir fallen in den nächsten Monaten wahrscheinlich deutlich in Richtung Ziel.“ Die Frachtraten seien völlig kollabiert, der Baltic Freight Index sei um 80 % gefallen, die Holzpreise in den Vereinigten Staaten um 80 % gesunken, Öl, Strom und Gas deutlich zurückgegangen. Das sei sehr positiv für die Konjunktur, für die Verbraucher, für die Inflationsraten und für die Notenbanken. „Sie werden bald feiern, weil sie ihr Ziel erreicht haben.“

Zweistelliges Wachstum

„Wir suchen nach Unternehmen, die bestimmte Eigenschaften haben“, so Kraus. „Das bedeutet: starke Bilanz, in der Regel Net Cash, keine Schulden, hohe Kapitalrenditen, gute Gewinnmargen, der Charakter des Hidden Champion, Innovationsführer. Wir haben ,mission-critical‘ Unternehmen, und die sind growth-orientiert, weil sie zweistellig wachsen.“ Aktien wie Thyssenkrupp und Commerzbank seien teilweise gute Performer, aber sie seien langfristig nicht gut, weil sie Value-Aktien seien. Sie sähen immer billig aus, dies aber, weil die Gewinnschätzungen zu hoch sind.

„Wir sind ganz klar im Bereich Wachstum und Qualität.“ Nicht investiert sei Berenberg in Start-ups und Unternehmen, die keine Gewinne erwirtschaften. Berenberg setze auf Quality. „Wenn Sie dreimal Ihre Kapitalkosten verdienen, reinvestieren und wachsen, produziert das zweistelliges Wachstum, und die Aktienkurse folgen über längere Zeiträume den Gewinnen.“

Katharina Raatz, Co-Fondsmanagerin der drei genannten Fonds, nannte als Beispiele für Qualitäts-Nebenwerte, die 2022 unter Druck geraten sind, u. a. die schwedische Vitrolife. Das Unternehmen sei der globale Marktführer in der In-vitro-Fertilisation mit einem Weltmarktanteil von 50% und habe diese Position genutzt, um sein Produktangebot zu erweitern, und sei nun in der gesamten Wertschöpfungskette das marktführende Unternehmen. Dennoch habe auch diese Aktie im zurückliegenden Jahr deutlich underperformt.

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