AUSBLICK

Berichtssaison in vollem Gang

Damoklesschwert zweite Welle - Spekulation über EZB-Zinssenkung

Berichtssaison in vollem Gang

Von Wolf Brandes, FrankfurtDie Luftfahrtindustrie leidet unter der Coronakrise stark. Nun gib es für die Branche einen kleinen Lichtblick. Am Mittwoch steht die Aufnahme des Regierungsflugbetriebs am neuen Hauptstadtflughafen BER auf dem Plan, am 31. Oktober der die Eröffnung mit neun Jahren Verspätung. Schlechte Zahlen erwartetUngeachtet des neuen Airports geht es den Airlines schlecht. Am Donnerstag werden Southwest Airlines, die größte (Billig-)Fluggesellschaft der Welt, Zahlen für das dritte Quartal bekannt geben. Im ersten Halbjahr 2020 musste Southwest wegen der Coronakrise einen Nettoverlust von 1 Mrd. Dollar hinnehmen und gab bekannt, dass man nicht mit einer raschen Erholung rechne. Verglichen mit einem Minus von 3,6 Mrd. Euro der Lufthansa steht Southwest allerdings gut da. Die Quartalszahlen von Lufthansa werden am 5. November veröffentlicht.Mit Zahlen für das dritte Quartal kommen in den nächsten Tagen zahlreichen Konzerne von IBM bis UBS, sofern die Veröffentlichung nicht überraschend vorgezogen, wie bei den verblüffend guten Q3-Zahlen von Daimler. Daimlers US-Wettbewerber Tesla ist auch immer für eine Überraschung gut. Der Elektroautohersteller aus Kalifornien legt am 21. Oktober seinen Zwischenbericht vor. Die Berichtssaison ist in vollem Gang. Wie viele andere Unternehmen präsentiert Highflyer Netflix in der Woche seine Quartalszahlen.Die Commerzbank hat in einer Analyse aufgezeigt, dass sich die US-Wirtschaft nicht von der zweiten Covid-19-Welle beeindrucken ließ. Die Bank stellte dazu Zahlen zu den wöchentlichen positiven Coronatests dem Wirtschaftsindex der New Yorker Fed gegenüber (s. Grafik).Spannend dürfte in den Vereinigten Staaten dann insbesondere die übernächste Woche mit der Wahl am Mittwoch werden. Sollte Joe Biden als Gewinner hervorgehen, dürfte sich für die meisten deutschen Unternehmen mit einem hohen Umsatzanteil in den USA kaum etwas ändern, so der Ausblick der Commerzbank. “Denn auch er steht wie der amtierende Präsident Trump für eine protektionistische Industriepolitik. Die Drohung weiterer Strafzölle auf importierte Autos und Maschinen aus Deutschland wären nicht vom Tisch.” Für den Gesundheitssektor sieht die Bank bessere Perspektiven, da Biden ein Anhänger von Obamacare. Dies könnte positiv für deutsche Pharmafirmen wie Fresenius Medical Care und Merck KGaA ein.Angesichts der zweiten Coronawelle dürfte der Devisenmarkt langsam die Entscheidung der EZB in der darauffolgenden Woche in den Blick nehmen. Ein Ausbau der bestehenden QE-Programme, Änderungen am Kapitalschlüssel sind denkbar – aber auch Zinssenkungen. Am Geldmarkt ist ein 10-Basispunkte-Zinsschritt schon weitgehend eingepreist.