Bitcoin lässt sich auch als Anlageklasse verstehen

Kryptowährung steigt weiter - Trotz erratischer Preisentwicklung können Faktoren nachgewiesen werden

Bitcoin lässt sich auch als Anlageklasse verstehen

dm Frankfurt – Auch wenn der Bitcoin-Kurs am Wochenende mit 11 800 Dollar einen neuen Rekord erreicht hat, ist die Kryptowährung zumindest in Europa noch weit entfernt davon, als “Anlageklasse” wahrgenommen zu werden. Robert Ophèle, Präsident der französischen Finanzmarktaufsicht AMF, hat am Montag in einem Bloomberg-Interview Bitcoin als “gefährliche Illusion” bezeichnet und als Möglichkeit, illegale Transaktionen abzuwickeln.Eine andere Betrachtungsweise nimmt Stefan Hubrich von T. Rowe Price ein. Hubrich, der das Multi-Asset-Research des US-Vermögensverwalters leitet, hat festgestellt, dass sogenannte Faktoren – also Eigenschaften von Wertpapieren, die Investoren bestimmte Risikoprämien bieten, – auch in Kryptowährungen eine Rolle spielen. Laut einer akademischen Arbeit von Hubrich, die Ende Oktober veröffentlicht wurde, schneiden Anlagen in Kryptowährungen, die nach Faktorkriterien vorgenommen werden, besser ab als Kaufen- und Halten-Strategien.Dies stelle keine Befürwortung von Kryptowährungen dar, so Hubrich. Sein Ansatz sei vielmehr der eines Zoologen, der einer neuen Finanzspezies begegne. Doch lasse sich nachweisen, dass Faktoren auch dort eine Rolle spielen. Dies stützt die These, wonach im Handel von Kryptowährungen genauso wie in anderen – anerkannten – Assetklassen Verhaltensweisen von Marktteilnehmern gezeigt werden, die im Widerspruch zu einer rationalen Nutzenmaximierung stehen, obwohl die Kurse von Kryptowährungen von extremer Volatilität gekennzeichnet sind – so hat der Wert des Bitcoin vor einer Woche innerhalb weniger Stunden um fast 20 % geschwankt.Hubrich hat sich in seiner Arbeit “Know when to hodl them, know when to fodl them: An Investigation of Factor Based Investing in the Cryptocurrency Space” auf die Faktoren Value, Momentum und Carry konzentriert. “Wir weisen nach, dass diese gleichen Faktoren wirksam sind in einer relativ neuen und unerforschten Assetklasse, was die Konstruktion von Portfolios über den gesamten Kryptowährungsmarkt hinweg erlaubt, die Überrenditen verdienen könnten”, so Hubrich. Alle drei Faktoren seien statistisch signifikant, wovon Momentum – also Währungen, die gut abgeschnitten haben und weiter überdurchschnittlich abschneiden, – den stärksten Faktor darstelle. Doch habe eine Multi-Faktor-Strategie unter Einbezug von Value (Verhältnis des Marktwerts zum Wert des auf der Blockchain erzielten Handelsvolumens) und Carry (Wert eines neuen Bitcoin unter der Annahme einer unveränderten Nachfrage) eine unter Risikogesichtspunkten noch bessere Renditeentwicklung ergeben.