"Bleiben Sie long auf die Krone"

Der Markt traut der Riksbank in Stockholm nicht mehr die Schwächung ihrer Währung zu

"Bleiben Sie long auf die Krone"

Die Riksbank ist nach Einschätzung von Marktakteuren mit ihrem Versuch gescheitert, die schwedische Krone dauerhaft zu schwächen. Sie erwarten, auch auf Grund der besseren ökonomischen Lage als in der Eurozone, eine Aufwertung.Von Stefan Schaaf, FrankfurtUps, mag mancher am Devisenmarkt gedacht haben, als die schwedische Notenbank kürzlich ihre Geldpolitik einmal mehr lockerte – und die Krone mit einem Kursanstieg zum Euro reagierte. Denn typischerweise fallen Währungen, wenn die Notenbank ihre Zinsen senkt oder, wie im Fall der Riksbank vergangenen Donnerstag, ihre Anleihekäufe ausweitet. Zeitweise mussten nur noch 9,1154 skr für einen Euro bezahlt werden, so viel wie seit 13 Monaten nicht mehr. Die Riksbank will nun Anleihen für 290 Mrd. skr kaufen, 45 Mrd. mehr als bislang geplant. Die Marktakteure zweifeln trotz der zusätzlichen Wertpapierkäufe – der Leitzins verblieb bei minus 0,5 % – offenbar immer mehr daran, dass es der Notenbank in Stockholm gelingen wird, zur Abwehr deflatorischer Gefahren die Krone zu schwächen. “Bleiben Sie long auf die Krone”, lautet die klare Empfehlung des Deutsche-Bank-Strategen Oliver Hardy.Auch andere Institute rechnen mit einer Aufwertung. Die DZ Bank hat dieser Tage sogar ihre Einschätzung von Abwertung auf Aufwertung verändert und sagt nun zum Jahresende einen Kurs von 9,05 skr je Euro voraus. Der aktuelle Reuters-Konsens prognostiziert für Ende März 2017 einen Kurs von 9 skr je Euro. Aktuell werden für einen Euro gut 9,15 skr gezahlt, nachdem der Kurs im Februar noch auf 9,50 skr geklettert war. AufwärtstrendDie Riksbank stellt sich nach Einschätzung Sonja Marten, die bei der DZ Bank die Währungsanalyse leitet, “nicht mehr direkt gegen den fundamental getriebenen Aufwärtstrend”. Dies sei ohnehin “ein schwieriges und schlimmstenfalls zum Scheitern verurteiltes Unterfangen”. Der Stockholmer Notenbank werde deshalb nichts anderes übrig bleiben, “als eine gewisse Aufwertung der Krone zu tolerieren”.Fundamental betrachtet steht Schweden ohnehin besser da als die Eurozone, die noch immer unter den Nachwehen der Staatsschuldenkrise leidet. Die schwedische Wirtschaft ist im vierten Quartal 2015 auf Jahressicht um 4,5 % gewachsen, die Verbraucherpreise sind im März im Jahresvergleich um 0,8 % gestiegen. Dennoch hat Schweden, eines der wenigen verbliebenen “AAA”-Länder, wegen des negativen Leitzinses innerhalb der Gruppe der zehn wichtigsten Industrienationen (G10) nach Berechnungen der Deutschen Bank die zweitniedrigsten Realzinsen. Im Dreimonatsbereich liegen sie nach deren Angaben bei fast minus 2 % – in der Eurozone dagegen bei nur bei rund minus 0,5 %. Angesichts des jüngsten Anstiegs der Inflationsrate – im Februar waren die Verbraucherpreise nur um 0,4 % gestiegen – dürfte nach Hardys Einschätzung die Riksbank “die Kosten einer weiteren Lockerung als den Nutzen übersteigend” betrachten. “Inkonsistente” GeldpolitikAls “inkonsistent” bezeichnet Ulrich Leuchtmann, Leiter der Devisenanalyse der Commerzbank, die Riksbank. “Die Wechselkurspolitik der Riksbank ist inkonsistent und nicht dazu geeignet, eine schnelle Aufwertung der Krone zu verhindern”, stellt er fest. Nur eine Änderung der Politik könne diesen Trend beenden.