Blendende Aussichten für die Leuchtdioden-Branche

Bankhaus Lampe sieht Fahrzeug-LEDs als Wachstumsmarkt - Hella Hueck, Osram und Aixtron zum Kauf empfohlen - Infineon nur Halten

Blendende Aussichten für die Leuchtdioden-Branche

amb Frankfurt – Die Tage von Halogen- und Xenon-Scheinwerfern sind gezählt, auf dem Vormarsch sind LED-Leuchten. Im Jahr 2020 wird bereits jedes vierte Auto mit Leuchtdioden-Frontscheinwerfern (Light-Emitting Diode; LED) ausgerüstet sein, schreibt das Bankhaus Lampe in einer Studie. Dazu kämen immer mehr Anwendungen bei der Rück- und Innenraumbeleuchtung. Die Analysten schätzen den LED-Markt für automobile Anwendungen in diesem Jahr auf 1,8 Mrd. Dollar und erwarten bis 2020 ein durchschnittliches Wachstum von 15 % im Jahr. Von diesem Trend würden besonders Unternehmen wie der Automobilzulieferer Hella Hueck und das Lichttechnikunternehmen Osram profitieren. Die Analysten setzen daher Hella und Osram auf “Kaufen”, auch beim Spezialmaschinenbauer Aixtron wird zum Kauf geraten, zum “Halten” hingegen beim Chiphersteller Infineon. LED mit vielen VorteilenAls “attraktive Wachstumsnische” beschreiben die Lampe-Analysten Karsten Iltgen und Christian Ludwig die Fahrzeug-LED-Branche. “Kosten und Effizienz der LED-Lichttechnik haben die kritische Schwelle überschritten, so dass einer raschen Akzeptanz nichts mehr im Wege steht”, erklären sie. Für LEDs sprächen unter anderem die Designflexibilität – aufgrund ihrer geometrischen und thermischen Vorteile ermöglichten LEDs dünnere und flexiblere Designs – sowie die Energieeffizienz. Dazu kämen die lange Lebensdauer, technische Vorteile wie die bessere Dimmbarkeit und potenziell weiter sinkende Herstellungskosten. “LEDs dürften im oberen Segment Xenon- und im unteren Segment Halogenscheinwerfer verdrängen.” Eine echte Bedrohung durch alternative Technologien gebe es nicht: Die Lasertechnologie werde voraussichtlich nur beim Fernlicht zur Anwendung kommen, OLEDs, also organische LEDs, könnten bei Nischenanwendungen in der Heckbeleuchtung eingesetzt werden. Meist werde aber die LED-Technologie die erste Wahl bleiben. Zunehmende VerbreitungDie Analysten haben die Auswirkungen der zunehmenden Verbreitung von LED-Leuchten im Fahrzeugbereich auf LED-, Halbleiter-, Leuchten/System- und LED-Equipment-Hersteller untersucht. Ihr Fazit: Im Markt der LED-Hersteller, zu dem Osram gehört, drohe zwar langfristig Konkurrenz aus China, bislang gebe es aber noch qualitative Unterschiede bei den Produkten. Bei Leuchten- und Systemherstellern wie Hella seien die Eintrittsbarrieren wegen der lang gewachsenen Kundenbeziehungen am höchsten. Das erwartete Stückwachstum werde die rückläufigen Preise in den nächsten Jahren deutlich kompensieren. Den LED-Equipment-Zulieferern, etwa Aixtron, komme das Wachstum von Automotive LED indirekt zugute, mittelfristig werde sich Automotive für Anlagenbauer zu einem wichtigen Umsatztreiber entwickeln. Halbleiterhersteller wie Infineon würden von der steigenden Verbreitung in der Frontbeleuchtung und bei Rückleuchten profitieren. Umsatzanteil bis 30 ProzentFür den Autozulieferer Hella aus dem nordrhein-westfälischen Lippstadt setzen die Analysten ein Kursziel von unverändert 55 Euro, deutlich über der aktuellen Notierung (43,54 Euro). Hella war erst im November 2014 an die Börse gegangen, zu 25 und 26,50 Euro. Relevant sei die LED-Technologie bei Hella sowohl in der Automotive-Sparte als auch im Bereich Special Applications, zu dessen Zielgruppe etwa Baumaschinen- und Bootshersteller gehören. Das Unternehmen erziele derzeit 18 % des Umsatzes mit Produkten mit LED-Anteil und 5 bis 10 % mit Voll-LED-Leuchten, bis 2020 könne der Umsatzanteil mit Produkten mit LED-Anteil auf 30 % steigen.Außerdem profitiere Hella von einem ständig steigenden Elektronikanteil im Auto. Nicht zuletzt sei nach der jüngsten Platzierung durch die Altaktionäre eine Aufnahme in den MDax Anfang September sehr wahrscheinlich. Im Mai hatten sich Familienaktionäre des Autozulieferers von weiteren Aktien getrennt. Hella hat im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis Ende Mai) dank starker Nachfrage Umsatz und Gewinn gesteigert, wie das Unternehmen am 15. Juli bekannt gab. Das Management blickt zudem zuversichtlich in das seit Anfang Juni laufende neue Geschäftsjahr.Ebenfalls für viel zu billig halten die Experten Osram, der Aktie wird ein Kurs von 60 Euro (aktuell 49,44 Euro) zugetraut. Die “neue Osram” ohne das abzuspaltende Lampengeschäft erziele bereits heute 15 % des Umsatzes mit LEDs für automobile Anwendungen. In diesem Bereich generiere das Unternehmen eine “beeindruckende” Marge auf Basis des Ergebnisses vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen (Ebitda) von 20 %. Die Analysten gehen davon aus, dass der Umsatzanteil bis 2020 auf 25 % steigen wird. Aus Siemens ausgegliedertDas nachhaltige Umsatzwachstum von insgesamt 5 bis 10 % bei einer Ebitda-Marge von langfristig 12 % bis 15 % werde neue Investoren anziehen, die bisher nicht bereit waren, sich mit dem “Restrukturierungsfall” Osram auseinanderzusetzen, erklärt das Bankhaus. Für dieses Jahr wird mit positiven Nachrichten im Zusammenhang mit der Abspaltung des Lampengeschäfts gerechnet. Die Aktie ist seit Herbst 2014 deutlich gestiegen, Ende Oktober kostete sie im Tief nur 25,31 Euro. Der traditionsreiche Lichttechnikhersteller, 2013 aus dem Siemens-Konzern ausgegliedert, will sich vom Lampengeschäft trennen und sich auf LED-Halbleiter und Spezialbeleuchtung konzentrieren.Das Kursziel für den Aachener Spezialmaschinenbauer Aixtron bleibt bei 12 Euro, ebenfalls weit oberhalb der aktuellen Notierung von 5,13 Euro. Noch trügen Automotive-Anwendungen nur 10 % zum LED-Markt bei, bis 2020 könne sich dieser Anteil aber verdoppeln und damit durchaus relevant für die Investitionsplanungen der LED-Hersteller werden. Bei Aixtron könnten Fahrzeug-LEDs zu Umsätzen von rund 80 Mill. Dollar jährlich führen, heißt es bei Lampe. Kurzfristig dominierten bei Aixtron allerdings andere Themen, etwa weitere Aufträge für die neue R6-Anlage zur Produktion von LEDs. Der Ausblick hat nach Ansicht der Experten nicht zuletzt aufgrund der Währungsentwicklung Aufwärtspotenzial. Aixtron kämpft seit längerem mit hohen Überkapazitäten in der LED-Branche und einer entsprechend schwachen Nachfrage. Die Aktie hatte bereits 2014 nachgegeben, in diesem Jahr setzt sich der Abwärtstrend fort, mittlerweile notiert der Titel auf einem Sechsjahrestief. Kleiner UmsatzanteilFür am wenigsten attraktiv halten die Analysten den Chiphersteller Infineon (“Halten”), das Kursziel wird bei 11 Euro (aktuell 10,55 Euro) gesetzt. Bei Infineon sei der Umsatzanteil von Automotive LED im Moment noch klein, er könne in den kommenden fünf Jahren aber auf bis zu 400 Mill. Euro ansteigen und damit über 5 % zum Umsatz beitragen. Grundsätzlich sehen die Analysten bei Infineon allerdings das Risiko, dass das Margenziel von 15 % bei einem sich abschwächenden Halbleitermarkt verfehlt wird. Infineon profitiert derzeit von einer hohen Nachfrage in allen Bereichen, im Mai wurde die Prognose für das Gesamtjahr daher kräftig angehoben. Die Aktie ist bereits stark gestiegen, im Oktober 2014 kostete sie noch weniger als 7 Euro. Von Hella überzeugtHella ist auch bei anderen Analysten im Moment sehr beliebt, die Deutsche Bank, Morgan Stanley, Goldman Sachs und Credit Suisse raten zum Kauf oder Übergewichten. Bezüglich Osram gehen die Meinungen hingegen auseinander: Kaufempfehlungen kommen von der Commerzbank, der DZ Bank, Jefferies & Company und HSBC, “Neutral” und “Equal-weight” von Nomura, Morgan Stanley und J. P. Morgan, “Sell” von der Société Générale. Auch bei Aixtron ist das Bild gemischt: Im Juli setzten Commerzbank und DZ Bank Aixtron auf “Kaufen”, Barclays Capital votierte mit “Equal-weight” und Kepler Cheuvreux mit “Reduce”. Viele positive StimmenViele positive Stimmen gibt es bei Infineon, etwa von der DZ Bank (“Kaufen”), der Deutschen Bank und der UBS (“Buy”), BNP Paribas, Bernstein Research und Credit Suisse (“Outperform”) sowie Barclays Capital (“Overweight”). Kepler, Commerzbank und J. P. Morgan sind skeptischer (“Hold” oder “Neutral”), Morgan Stanley empfiehlt sogar “Underweight”.