Bondrenditen im Rückwärtsgang

Anleger blicken heute auf die US-Notenbank - EZB dürfte im September die Geldschleusen öffnen

Bondrenditen im Rückwärtsgang

Heute tagt die US-Notenbank. Für viele Bondakteure ist es eine ausgemachte Sache, dass es in den USA zur Zinssenkung kommt. Alles andere wäre für sie eine Enttäuschung. Auch in der Eurozone stehen die Zeichen auf Lockerung der Geldpolitik. Das hält die Renditen der Anleihen tief im Keller fest. kjo Frankfurt – Die Akteure an den Rentenmärkten stellen sich darauf ein, dass es auf kurze Sicht zu einer neuen Runde in Sachen Lockerung der Geldpolitik kommen wird. Das signalisieren die immer weiter zurückfallenden Renditen, nicht nur in der Eurozone, sondern auch in den USA. Die Marktteilnehmer richten dabei den Blick zuerst auf die US-Notenbank Fed, bei der heute die turnusmäßigen Beratungen im Rahmen des Offenmarktausschusses anstehen. Es wird damit gerechnet, dass der Schlüsselzins (Fed Funds Rate) um einen Viertelprozentpunkt auf dann 2 bis 2,25 % gesenkt wird. Das wäre der erste Zinsschritt der Fed nach unten seit einem Jahrzehnt. An den Märkten besteht ein gewisses Enttäuschungspotenzial, sollte die Fed diesen von vielen eingepreisten Schritt nicht vollziehen. Wachstum lässt nachDie jüngsten Konjunkturdaten aus den USA deuteten auch in Richtung einer Zinssenkung der Fed. So legte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,1 % zu. Das war nicht mehr so stark wie im ersten Quartal. Unsicherheiten für die Wirtschaft bestehen zudem durch den Handelsstreit der USA mit China. Auch deshalb gehen Akteure davon aus, dass die Fed der Konjunktur mit Zinssenkungen unter die Arme greifen wird. Für eine Rücknahme des Leitzinses spricht auch die Entwicklung an der Preisfront. Die Inflationsrate lag im Juni noch bei 1,6 % und damit klar unter dem Zielwert der US-Zentralbank von 2 %.”Der Bericht zum Bruttoinlandsprodukt in den USA bestätigt das Narrativ der US-Notenbank Fed, dass sich der US-Verbraucher in guter Verfassung befindet, das Vertrauen der Unternehmen jedoch nachgelassen hat. Eine Zinssenkung durch die Fed heute scheint ausgemacht. Die bedauerliche Realität ist allerdings, dass Zinssenkungen die Unsicherheiten angesichts der Handelspolitik nicht verschwinden lassen werden”, sagt Ronald Temple, Leiter US-Aktien bei Lazard Asset Management, zu den Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum.Am US-Rentenmarkt sind die Renditen in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich zurückgefallen. Die zehnjährige US-Staatsanleiherendite (US-Treasuries) lag im gestrigen Handel noch bei knapp über 2 %. Anfang des Jahres rentierte das Papier noch mit Sätzen von rund 2,80 %. Kurzzeitig war die Rendite in diesem Monat aber auch schon unter die Marke von 2 % gefallen. Das diesjährige Tief wurde im Juli mit knapp unter 1,94 % gemessen. Anleger stellen sich darauf ein, dass die Renditen der US-Treasuries in den kommenden Wochen und Monaten noch stärker zurückgehen werden in Erwartung eines schwächeren Wirtschaftswachstums in den USA und eines weiter rückläufigen US-Leitzinses. Neues Kapitel in QEIn der Eurozone gehen die Anleger von einem neuen Kapitel in Sachen Quantitative Easing (QE) aus. Sie erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im September die Geldschleusen öffnen wird. Dahingehend wurden die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi nach der Zinssitzung in der vorigen Woche gewertet. Viele Akteure erwarten nun, dass der Einlagensatz weiter zurückgenommen wird, und gehen darüber hinaus davon aus, dass die EZB auch die insbesondere in Deutschland umstrittenen Käufe, das heißt Neukäufe, von Anleihen verschiedener Gattungen wieder aufnehmen wird. Das wird die Renditen der betreffenden Papiere dann noch weiter nach unten drücken. Für sehr viele Anleihepapiere wird dies bedeuten, dass die Renditen noch tiefer in den Minusbereich fallen werden. Das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Es führt zu einem weitergehenden Crowding-out der Investoren in andere Anleihebereiche und andere Assetklassen, in denen noch positive Renditen erwirtschaftet werden können. Der Effekt im Bondbereich ist, dass auch hier die Renditen noch weiter zurückfallen. Ein Novum, das jüngst an den Märkten diesbezüglich beobachtet werden konnte, war, dass nun auch High Yielder in den negativen Renditebereich gefallen sind. Das ist auf das Crowding-out bzw. die seit Jahren anhaltende Renditejagd der Anleger in dem QE-Umfeld zurückzuführen.Der Bund-Future markierte jüngst sein Rekordhoch bei 174,92 % und war gestern im späten Handel bei 174,51 % mit 5 Ticks im Plus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe war in Sichtweite ihres in der Vorwoche aufgestellten Rekordtiefs von -0,422 % und lag abends bei -0,40 % nach -0,39 % am Vortag.Aber auch in anderen Märkten gehen die Renditen immer weiter zurück. So gibt es zwei Länder, deren komplette Renditestrukturkurve mittlerweile komplett ins Minus gefallen ist. Das ist zum einen in Dänemark der Fall und zum anderen in der Schweiz.