Boom am globalen IPO-Markt

EY: Stärkstes drittes Quartal seit 20 Jahren - Volumen des Vorjahres um 138 Prozent übertroffen

Boom am globalen IPO-Markt

Nach einem mäßigen ersten Halbjahr hat der weltweite IPO-Markt im dritten Quartal einen Boom erlebt. Laut dem IPO-Barometer des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hat sich das Emissionsvolumen vor allem dank der Technologie- und Healthcare-Branchen im Vergleich zum Vorjahr um 138 % erhöht. ck Frankfurt – Dem globalen IPO-Markt ist im dritten Quartal ein spektakuläres Comeback gelungen. Hatte sich das Emissionsvolumen im ersten und zweiten Quartal noch auf 28,5 Mrd. bzw. 41,8 Mrd. Dollar beschränkt schnellte es laut dem IPO-Barometer des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY im Zeitraum von Juli bis September auf 95 Dollar hoch. Damit wurde der Wert des gleichen Vorjahreszeitraums um 138 % übertroffen. Damit handelt es sich laut EY um das stärkste dritte Quartal seit 20 Jahren. 447 Unternehmen wurden an die Börse gebracht, eine Steigerung im Vergleich zum dritten Quartal 2019 um 78 %.”Traditionell ist das dritte Quartal eine eher ruhige Phase für Börsengänge”, so EY. “In diesem Jahr, in dem aufgrund der Coronakrise im ersten Halbjahr zahlreiche IPOs verschoben wurden und in dem die Märkte von Liquidität überflutet werden, haben die Aktienmärkte Rekordhochs erreicht – und auch die IPO-Märkte erwiesen sich als außergewöhnlich aktiv.” Getrieben wurde der Boom vor allem durch China und die USA. Einschließlich Hongkong stieg das Emissionsvolumen im Vorjahresvergleich um 139 % auf 46,4 Mrd. Dollar. Die Zahl der Transaktionen stieg um 152 % auf 217. In den USA erhöhte sich Zahl der Transaktionen von 38 auf 85. Das Emissionsvolumen konnte sich mit 33,1 Mrd. nach 11,7 Mrd. Dollar sogar nahezu verdreifachen. “In diesem Jahr ist alles anders”, sagte Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. “Ausgerechnet das traditionell schwache dritte Quartal erweist sich nun als das stärkste des bisherigen Jahresverlaufs.” TechnologiegetriebenAuch in Europa legten die Aktivitäten deutlich zu, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in China und den Vereinigten Staaten. Bei einem im Vorjahresvergleich um 51 % auf 6,2 Mrd. Dollar gestiegenen Emissionsvolumen erhöhte sich die Zahl der Transaktionen um 56 % auf 39. In Deutschland wurden im Verlauf des Quartals sechs Unternehmen an die Börse gebracht, von denen sich mit Brockhaus Capital, Hensoldt, Knaus Tabbert und Siemens Energy vier für das Premiumsegment Prime Standard entschieden. Nach Emissionsvolumen war Hensoldt mit 460 Mill. Euro die größte Börseneinführung, nach Marktkapitalisierung zur Erstnotiz Siemens Energy mit 16 Mrd. Dollar. Zwei weitere deutsche Unternehmen, Curevac und Via Optronics, gingen in New York an die Börse. Curevac erlöste an der Nasdaq 245 Mill. Dollar. Angetrieben wurde der IPO-Boom vor allem von der Technologiebranche, gefolgt vom Healthcare-Sektor. Auf die Technologiebranche entfielen mit 36 Mrd. Dollar 38 % des globalen Volumens, auf den Healthcare-Sektor mit 17 Mrd. Dollar 18 %. Digitalisierungstrend verstärktDie weltweit größte Transaktion war das IPO des chinesischen Chip-Herstellers Semiconductor Manufacturing International mit 7,5 Mrd. Dollar, gefolgt vom US-Software-Unternehmen Snowflake, dessen IPO 3,9 Mrd. Dollar einspielte. Mit dem britischen E-Commerce-Anbieter The Hut Group (2,4 Mrd. Dollar) schaffte es nur ein europäisches Unternehmen unter die Top Ten. “Die Coronakrise verstärkt den Digitalisierungstrend”, sagte Steinbach. Gerade Unternehmen, deren Geschäftsmodelle einen Bezug zur digitalen Transformation der Wirtschaft hätten, seien derzeit besonders gefragt und könnten eine überzeugende Equity Story vorweisen.Die Aussichten für das vierte Quartal sind Steinbach zufolge zwiespältig. Für eine Jahresendrally auf dem weltweiten IPO-Markt sprächen das positive Momentum aus dem dritten Quartal, die hohe Liquidität im Markt und das hohe Bewertungsniveau verbunden mit einer relativ niedrigen Volatilität. Zudem gebe es weiterhin auf Investorenseite einen erheblichen Anlagedruck. Aber es gebe auch Risiken. “Das vierte Quartal und der Beginn des kommenden Jahres werden auch geprägt sein von den Risiken potenziell steigender Infektionszahlen und von den anhaltenden Spannungen zwischen China und den USA. Hinzu kommen als Unsicherheitsfaktoren der Brexit und die bevorstehenden US-Wahlen.” Wenn die Volatilität wieder steige, müssten Börsenkandidaten sich darauf einstellen, dass das IPO-Fenster sich schnell öffne und wieder schließe.