Börse bleibt mit ETFs Marktführer

Künftig keine Transaktionskosten für Sparpläne - Merz: Demokratisierung des Kapitalmarkts

Börse bleibt mit ETFs Marktführer

Die Deutsche Börse wird bei ETFs auf Xetra keine Transaktionsentgelte mehr für Sparpläne und Robo-Advisors erheben, sagte Vorstandsmitglied Hauke Stars auf dem ETF-Forum. Börsennotierte Indexfonds würden mit zweistelligen Raten wachsen. Die Börse habe ihre Marktführerschaft in Europa ausgebaut. wrü Frankfurt – “Wir mussten vorzeitig die Anmeldung schließen”, sagte Hauke Stars, Mitglied des Vorstands der Deutschen Börse, am gestrigen Dienstag auf dem ETF-Forum der Deutschen Börse in Frankfurt im Hilton. “Dies zeigt, wie wichtig das Thema inzwischen geworden ist.”ETFs sind ein echtes Wachstumssegment und dürften, wie Stars vor einem voll besetzten Saal erläuterte, auch in den kommenden Jahren nach Ansicht der Experten weiter mit zweistelligen Raten zulegen. Inzwischen sind laut dem Analysehaus ETFGI weltweit bereits 5,6 Bill. Dollar in den börsennotierten Indexfonds angelegt. Von daher war es die richtige Entscheidung der Deutschen Börse, vor 19 Jahren das XTF-Segment für ETFs zu gründen. Nächstes Jahr feiere man dann das 20. Jubiläum, betonte Stars.Inzwischen sind an der Deutschen Börse 1 495 ETFs gelistet mit einem verwalteten Vermögen von 645 Mrd. Euro. “Das sind 15 % mehr als im Vorjahr”, erklärte Stars. Das monatliche Handelsvolumen liege bei 12 Mrd. Euro und der Marktanteil im europäischen Markt bei 28 %. “Damit haben wir unsere Marktführerschaft in Europa nicht nur behauptet, sondern ausgebaut”, erklärte Stars. Viele Sparer würden langsam erkennen, dass ihr Geld auf dem Sparbuch schlecht angelegt sei. Doch hätten laut einer Untersuchung von Yougov nur 5 % Ersparnisse in ETFs angelegt. Hier gelte es für die gesamte Indus-trie mehr aufzuklären, damit auch konservative Anleger Vertrauen zu ETFs erlangen würden.Um die Anlage in ETFs zu fördern, wird die Deutsche Börse künftig auf Xetra keine Transaktionsentgelte mehr für Sparpläne und Robo-Advisors erheben, sagte Stars. Darüber hinaus will die Börse im neuen Besucherzentrum am Börsenplatz, das im ersten Quartal nächsten Jahres eröffnet werden soll, Privatanleger verstärkt über Kapitalmärkte und ETFs informieren.Stars begrüßte herzlich Friedrich Merz, Vorsitzender des Aufsichtsrats von BlackRock Deutschland, der zum Thema Altersvorsorge als sogenannter Keynote-Speaker referierte. Sie kenne ihn bereits sehr gut aus seiner Zeit als Aufsichtsrat der Deutschen Börse. Merz wiederum gratulierte der Deutschen Börse zum Erfolg ihres ETFs-Segments.Zur Altersvorsorge führt Merz aus, dass die Koalition mit der Grundrente ein wachsendes Problem einer kleinen Gruppe, nämlich der Menschen mit unsteten Erwerbsbiografien lösen wolle. Der Großteil der älteren Generation sei, zumindest derzeit noch, gut versorgt. In einigen Jahren stehe die gesetzliche Rentenversicherung jedoch unter massivem Druck der demografischen Entwicklung. Daher sehe auch der Koalitionsvertrag vor, dass sich die Bundesregierung – nach der Grundrente – im kommenden Jahr um das Thema betriebliche und private Altersvorsorge kümmere. Laut Merz zeigen Versorgungssysteme aus dem Ausland, welche Kraft der Kapitalmarkt langfristig besitzt.”In Deutschland brauchen wir einen wirklichen Kulturwandel”, forderte Merz. Denn sich allein auf die umlagefinanzierte Rente zu verlassen, sei ein “Irrweg”. ETFs ermöglichten eine breite Risikostreuung sowie verlässliche Erträge. “ETFs sind die durchgehende Demokratisierung des Kapitalmarkts”, erklärte Merz. Denn die transparenten und kostengünstigen Produkte stünden auch Kleinanlegern zur Verfügung. Als Produkte seien gerade ETFs in der Lage, wesentliche Probleme der Altersvorsorge zu lösen. “Grundfalsch”Besonders viel Applaus erhielt Merz, als er sich gegen die Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf Aktien wandte. Solch eine Steuer sei “grundfalsch”. Luxemburg werde nicht mitmachen und es werde zu Ausweichreaktionen kommen.Thema auf dem ETF-Forum war auch das zuletzt stark gewachsene Segment der Anleihen-ETFs. “Dabei gewinnt der Bereich Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung”, erläuterte Heike Fürpaß-Peter, Leiterin institutioneller Vertrieb bei Lyxor. Im Vergleich zur Direktanlage in Anleihen eröffneten ETFs zahlreiche Vorteile, so Konrad Kleinfeld, Fixed-Income-Spezialist bei BlackRock. So kümmere sich bei einem ETF der Anbieter um das Thema Wiederanlage. Zudem profitierten die ETF-Anbieter bei Neuemissionen von ihrer starken Marktstellung. “Im Vergleich zu Anleihen stellen ETFs einen zusätzlichen Liquiditätspuffer über den Handel im Sekundärmarkt zur Verfügung”, sagte Jörg Sengfelder von Flow Traders. Denn der Markt für Anleihen sei im Gegensatz zum Aktienmarkt sehr fragmentiert.