Börsianer träumen von der Raumfahrt

SpaceX startet Rakete - Virgin Galactic laufen volatil

Börsianer träumen von der Raumfahrt

xaw Frankfurt – Der Countdown zum Start in Cape Canaveral läuft: Heute um 16.33 Uhr Ortszeit in Florida soll der erste bemannte Flug einer Rakete des Unternehmens SpaceX zur Internationalen Raumstation ISS starten. Tesla-Chef Elon Musk gründete das Raumfahrtunternehmen 2002 mit dem Ziel, eine menschliche Kolonie auf dem Mars zu ermöglichen – und die Träume des eigenwilligen Unternehmers regen schon seit geraumer Zeit die Fantasie der Börsianer an.Erst im Februar hatte es Gerüchte um ein IPO der SpaceX-Sparte Starlink, die ein weltumspannendes Satellitennetz aufbauen soll, gegeben. Laut Medienberichten hatte SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell einen Börsengang bei einem Investorentreffen als “wahrscheinlich” bezeichnet. Im März verkündete Musk dann, das Satellitenvorhaben doch aus eigenen Mitteln finanzieren zu wollen. Allerdings hat der Milliardär schon bei der Börsenstrategie für Tesla abrupte Kurswechsel hingelegt.Jedenfalls ist die Raumfahrttechnologie ein teures Pflaster, angeblich liegen allein die Startkosten für eine neue SpaceX-Rakete vom Typ “Falcon 9” bei 62 Mill. Dollar. Und der Wettbewerb in der Branche ist hart. Erst Ende März musste die britische Satellitenhoffnung Oneweb Insolvenz anmelden, nachdem eine Milliardenspritze des Großinvestors Softbank scheiterte.Konkurrenten bleiben für SpaceX und Starlink aber genug: Amazon-Gründer Jeff Bezos und sein Unternehmen Blue Origin wollen über Satelliten im All Breitband-Internetzugang bereitstellen und Passagiere in den Weltraum befördern. In letzterem Markt mischen auch der britische Milliardär Richard Branson und seine Virgin Galactic mit. Konzern verkauft AnteileBranson wagte mit seiner Firma im vergangenen Oktober den Sprung an die Börse, bis zum 20. Februar kletterte die Aktie um fast 240 % – seitdem gab sie allerdings wieder um nahezu 60 % nach. Zudem hat die Virgin-Gruppe der “Financial Times” zufolge 25 Millionen Galactic-Anteile im Wert von 366 Mill. Dollar abgestoßen, um mit diesen Mitteln ihre Airline Virgin Atlantic stützen zu können. Damit hat der Konzern seine Mehrheit an der Raumfahrttochter aufgegeben.Virgin Galactic wollte eigentlich noch im laufenden Jahr bemannte suborbitale Flüge an den Start bringen, die Coronakrise gefährdet dieses Ziel nun erheblich – zumal zu Wochenbeginn auch der Test einer Trägerrakete der zur Virgin-Gruppe gehörigen Virgin Orbit scheiterte.Trotz solcher Negativnachrichten zeigt sich der Assetmanager Baillie Gifford für die Branche optimistisch. “Dank Unternehmen wie Blue Origin, SpaceX oder Mojave Aerospace Ventures verbessert sich die Raketentechnologie zum ersten Mal seit Jahrzehnten”, kommentiert Luke Ward, Investmentmanager bei dem Fondsanbieter, die Entwicklung. Die Startkosten seien auf 1 000 Dollar je Kilo gesunken, für die nächste Generation an Trägerraketen könnten sie sogar auf 50 Dollar pro Kilo fallen. Der Weltraum könne gerade für die Hightech-Produktion ein attraktiver Standort werden. “Die Entdeckung neuer Arzneimittelstrukturen, die Züchtung von Organen für Transplantationen, die Herstellung fortschrittlicher Halbleiter – alle würden von der fehlenden Schwerkraft und den unberührten Bedingungen im Weltraum profitieren”, sagt Ward.Bis es so weit ist, wird die Branche vor allem mit Tests wie dem heutigen für Aufsehen sorgen. Für den Start von Cape Canaveral muss aber das Wetter mitspielen. Ansonsten wird der Beginn der Weltraummission wohl auf Samstag verschoben.