Breite Zustimmung für Indexreform

CFS-Umfrage: Mehrheit für Vergrößerung des Dax - ESG-Kriterien stoßen auf Ablehnung

Breite Zustimmung für Indexreform

Die von der Deutschen Börse unterbreiteten Vorschläge zur Reform der Regeln für die Dax-Indexfamilie werden von der Finanzbranche begrüßt. Das ergab eine Umfrage des Center for Financial Studies unter Führungskräften des Finanzsektors.ck Frankfurt – Die Indexreformvorschläge der Deutschen Börse stoßen in der Finanzbranche auf breite Zustimmung. Das geht aus einer Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) unter einer dreistelligen Anzahl von Führungskräften der Finanzindustrie hervor. So befürworten 55,3 % der Befragten die Einführung eines Profitabilitätskriteriums als Voraussetzung für die Aufnahme in den Dax.”Dies würde bedeuten, dass das Unternehmen Delivery Hero nicht hätte in den Dax aufgenommen werden sollen”, so Professor Volker Brühl, Geschäftsführer des CFS. Im Rahmen der am Mittwoch beendeten Marktkonsultation hat die Deutsche Börse zwei aufeinanderfolgende Geschäftsjahre mit einem positiven Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) als Voraussetzung für die Dax-Aufnahme vorgeschlagen. 75 % der Befragten sind dagegen, Unternehmen nach einer längeren Verlustphase aus dem Dax auszuschließen, wenn diese die sonstigen Kriterien wie Börsenwert und Liquidität erfüllen. Die Deutsche Börse hat im Rahmen der Marktkonsultation betont, dass der Ausschluss von unprofitablen Unternehmen nur für die erstmalige Indexaufnahme gelten soll, nicht aber für Firmen, deren Aktien bereits in den Auswahlindizes enthalten sind.Mit rund 55 % der Befragten wird auch eine Vergrößerung des Dax von 30 “auf 40 oder 50” Aktien von einer Mehrheit befürwortet. 38 % halten eine Vergrößerung nicht für notwendig. “Den Vorschlag der Deutschen Börse, die Zahl der Dax-Mitglieder auf 40 zu erhöhen, begrüße ich sehr”, so Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance. “Die Ausweitung müsste jedoch an eine regelmäßigere Überprüfung der Unternehmen geknüpft werden, um das Risiko von Reputationsschäden zu verringern.”Auf eine noch deutlichere Zustimmung stößt mit 60 % der Umfrageteilnehmer der Vorschlag, auf den Börsenumsatz zu verzichten und diesen durch eine Mindestliquidität zu ersetzen. 56 % der Befragten plädieren dafür, dass die Überprüfung der Indexzusammensetzung künftig häufiger erfolgt. Die Deutsche Börse hat vorgeschlagen, die Indizes künftig zweimal statt wie bisher einmal jährlich zu überprüfen. Danach befragt, ob Dax-Unternehmen einen noch zu definierenden Mindestanteil ihrer Geschäftstätigkeit, gemessen etwa am Umsatz oder dem Betriebsvermögen, in Deutschland erwirtschaften sollten, antworteten 49,9 % mit Ja und 45,8 % mit Nein. Nichts hält die Mehrheit von der Berücksichtigung von ESG-Kriterien als Voraussetzung für die Indexzugehörigkeit. 52 % der Befragten stimmten dagegen. Allerdings sprachen sich 45 % dafür aus. “Das überrascht zunächst, da ESG-Kriterien von Investoren immer wichtiger werden”, so Brühl. “Andererseits hat die Deutsche Börse bereits eine ,grüne` Dax-Variante auf den Markt gebracht mit dem Dax 50 ESG.” Ergebnisse ab 24. NovemberDie Deutsche Börse teilte am Donnerstag mit, dass sie die Beschlüsse, die sie auf Basis der Marktkonsultationen fällen wird, ab dem 24. November bekannt geben wird. Nach Angaben des Marktbetreibers hat er mehr als 600 Antworten von unterschiedlichsten Marktteilnehmern erhalten. Sofern die Indexregeln angepasst werden, werde Stoxx mit der Umsetzung der Regeländerungen im Laufe des Jahres 2021 beginnen. Der erste mögliche Termin ist somit die Indexüberprüfung im März kommenden Jahres.Dass der Vorschlag der Deutschen Börse, Geschäft mit kontroversen Waffen zum Indexausschlusskriterium zu machen, allgemein auf Ablehnung stößt, bestätigen auch die Stellungnahmen der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) und des DAI (Deutsches Aktieninstitut). “Wir erkennen, dass mit dem Vorschlag in Bezug auf ,umstrittene Waffen` das Thema ESG adressiert werden soll”, so DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. “Dies ist selbstverständlich zu begrüßen und spiegelt auch die aktuelle Diskussion wider.” Bereits die Antwort auf die Frage, wann dieses Auswahlkriterium letztendlich erfüllt sein solle, sei allerdings mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. So richtig es sei, ESG-Kriterien vorzugeben, so sehr sei die Fokussierung auf nur einen einzelnen Aspekt zu kurz gegriffen. “Für die Dax-Zugehörigkeit darauf abstellen zu wollen, dass Unternehmen keine ,controversial weapons` produzieren oder verbreiten, würde bedeuten, dass erneut ein deutscher Sonderweg eingeschlagen wird”, so das DAI. In den international bedeutenden Leitindizes sei ein solches Kriterium nicht zu finden. “Die Dax-Familie sollte hier international vergleichbar aufgestellt bleiben.” DSW gegen Ebitda-NutzungVerbesserungsbedarf sieht die DSW u.a. beim Profitabilitätskriterium, das sie grundsätzlich begrüßt. Kritisch sei allerdings die Nutzung der Kennzahl Ebitda, da es sich dabei um eine alternative Leistungskennzahl handele, deren Definition durch die Unternehmen selbst vorgenommen werde. “Investoren schauen auf aussagekräftigere Kennzahlen, die sich in der Erfolgsrechnung unterhalb des Ebitda bewegen”, so Tüngler. Letztendlich seien Jahresüberschuss bzw. Bilanzgewinn entscheidend. Zudem müsse, wenn die Profitabilität beim Entry in den Dax eine Rolle spiele, dies auch für den Exit gelten.Ferner regt die DSW an, ” auch die Relevanz von Anlegerrechten und damit die Möglichkeit für Investoren, Kontrolle sachgerecht auszuüben, als Kriterium zu definieren”. Sie verweist auf die Linde plc. Sie sei zwar aufgrund des hohen in Deutschland abgewickelten Ordervolumens Teil des Dax. Jedoch sei bei ihr die Ausübung der Stimmrechte und des Fragerechts auf der Hauptversammlung für Aktionäre mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Sie werde faktisch unterdrückt. “Starker Aderlass des MDax”Das DAI meldet unter anderem wegen der Vergrößerung des Dax, die sie prinzipiell begrüßt, Bedenken an. Es warnt vor einem “starken Aderlass des MDax”, der von 60 auf 50 Titel verkleinert werden soll. “Dieser verlöre fast ein Drittel seiner (Free-Float-)Marktkapitalisierung und damit erheblich an Bedeutung.” Eine Dax-Vergrößerung könne deshalb nur im Rahmen eines Gesamtkonzepts zur gesamten Indexlandschaft geplant werden, das der Indexanbieter gemeinsam mit den Marktteilnehmern ausarbeiten und dann zur Diskussion stellen solle.