Brent-Ölpreis rutscht unter 51 Dollar
ku Frankfurt – Der Preis der wichtigsten Nordseesorte Brent Crude hat sich nach dem starken Rückgang am Montag weiter abgeschwächt. Die Notierung sackte bis auf 50,96 Dollar je Barrel (159 Liter) ab, womit sie sich auf die viel beachtete Marke von 50 Dollar zubewegt. Die wichtigste US-Benchmark-Sorte West Intermediate (WTI) notiert bereits unter 50 Dollar. Sie fiel am Dienstag bis auf 47,74 Dollar zurück. Sowohl die Notierung von Brent Crude als auch diejenige von WTI verzeichneten neue Fünfeinhalb-Jahres-Tiefs.Nach Ansicht von Händlern wird es erst dann zu einer Bodenbildung kommen, wenn es klare Signale von zumindest einem großen Produzenten gibt, sich dem Preisverfall entgegenzustellen. Danach sieht es weiterhin nicht aus: So hat der saudische König Abdullah in einer Rede betont, man werde sich den Herausforderungen des niedrigeren Ölpreises “mit festem Willen” stellen. Hinweise auf eventuelle Maßnahmen der Saudis zur Stabilisierung der Preise gab es hingegen nicht.Die staatliche saudische Ölgesellschaft Aramco hat zudem ihre offiziellen Verkaufspreise erneut gesenkt. Die Gesellschaft hat den Preis für Arab Light Crude um 1,50 Dollar je Barrel auf den niedrigsten Stand seit 2009 gesenkt. Gegenüber dem Brent Weighted Average wird nun ein Nachlass von 4,65 Dollar je Barrel gewährt. Der Nachlass gilt nur für europäische Kunden, die allerdings bei weitem nicht die wichtigste Abnehmergruppe für saudisches Öl darstellen. Allerdings hat Aramco den offiziellen Verkaufspreis für asiatische Kunden leicht um 60 Cent je Barrel angehoben. Derzeit wird noch ein Nachlass von 1,40 Dollar je Barrel auf den Oman/Dubai Average gewährt. Nach Ansicht von Händlern sendet die Preissenkung für Europa das Signal, dass Saudi-Arabien noch nicht an einer Bodenbildung des Ölpreises interessiert ist. Preissenkung in Abu DhabiZudem hat auch die Abu Dhabi National Oil Company den Dezember-Preis für ihre wichtigste Ölsorte Murban gesenkt. Der staatliche Konzern verkauft die Sorte nun für 60,65 Dollar je Barrel. Dies ist der niedrigste Stand seit 2009. Der Aufpreis gegenüber Dubai-Öl beträgt nun lediglich 41 Cent je Barrel, 27 Cent weniger als im Vormonat.Der anhaltende und rasante Verfall des Ölpreises wirkt sich deutlich auf die Ölwährungen aus. So ist der Dollar gegenüber der russischen Währung um 3,5 % auf 63,16 Rubel gestiegen. In der Spitze erreichte der Greenback sogar einen Stand von 64,12 Rubel. Unter Druck geriet auch die norwegische Krone. Sie gab um jeweils 1 % auf 7,73 nkr je Dollar bzw. 9,19 nkr je Euro nach. Am Devisenmarkt wird erwartet, dass die Währungen weiter Schwäche zeigen, solange der Ölpreis noch keinen Boden ausbildet. Warnung von Moody’sGemäß einer jetzt vorgelegten Studie von Moody’s dürfte sich 2015 zu einem herausfordernden Jahr für die weltweite Öl- und Gasindustrie entwickeln. Nach Einschätzung der Ratingagentur werden Unternehmen aus dem Bereich der Exploration und Produktion (E & P) zuerst hart getroffen. Ölfeld-Dienstleister sowie Firmen aus dem Bereich Pipeline, Transport und Lagerung würden unter den sinkenden Investitionen leiden. Spezialisten für Offshore-Bohrungen drohe das schwierigste Jahr seit 2009. Die großen integrierten Ölkonzerne seien dabei noch am besten aufgestellt, um sich hinsichtlich der niedrigen Preise zu positionieren.”Sofern der Ölpreis im gesamten Jahr 2015 bei ungefähr 55 Dollar je Barrel verharrt, werden vor allem die E & P-Unternehmen von den Erlösausfällen betroffen sein. Dies wird den für Reinvestitionen zur Verfügung stehenden Cash-flow reduzieren”, befürchtet Steven Woods, Managing Director bei Moody’s für den Bereich Corporate Finance. Bei einem Ölpreis unter 60 Dollar im gesamten Jahresverlauf sei mit einem Rückgang der Investitionen im Bereich E & P um 30 bis 40 % zu rechnen, erwartet er.