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Brexit-Ängste erreichen den Euro

Gemeinschaftswährung auf Dreijahrestief zum Yen

Brexit-Ängste erreichen den Euro

sts Frankfurt – Die Aussicht schwerer wirtschaftlicher Schäden für ganz Europa im Fall eines britischen EU-Austritts wird inzwischen auch zur Belastung für den Euro. Er geriet deshalb am Dienstag insbesondere gegenüber Franken und Yen unter Druck. Die beiden Währungen gelten als sicherer Anlagehafen für den Fall, dass die Briten am 23. Juni mehrheitlich für den Austritt aus der Europäischen Union stimmen. Der Euro fiel auf 118,52 Yen und damit den tiefsten Stand seit Januar 2013. Zugleich notierte er mit 1,0794 Franken so niedrig wie zuletzt Ende Dezember 2015.Das Austrittslager gewinnt in jüngsten Umfragen deutlich an Zustimmung. Das Institut TNS sprach von einer “deutlichen Führung” für das Brexit-Lager. Bei den Buchmachern von Betfair wurde die Wahrscheinlichkeit für den sogenannten Brexit am Dienstagnachmittag auf 38 % geschätzt. Am Vormittag lag sie mit 45 % so hoch wie noch nie.Vor diesem Hintergrund hat die implizite Volatilität des Pfund inzwischen Werte wie auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise erreicht, als es in Großbritannien zu Bank Runs kam und mehrere Geldinstitute vom Staat gerettet werden mussten. Das Pfund rutschte auf 1,4091 Dollar und damit den tiefsten Stand seit zwei Monaten ab.Nach Einschätzung der BayernLB könnten sich die Kursbewegungen im Pfund noch verstärken, weil die Liquidität in Sterling vor dem Referendum zunehmend abnehme. Eine Währungskrise wäre für die britische Volkswirtschaft ein großes Risiko, da sie ein hohes Leistungsbilanzdefizit von gut 5 % der Wirtschaftsleistung fährt und damit von Kapitalzuflüssen abhängig ist. Sollten diese ausbleiben, droht eine schockartige Anpassung. Die Sorge, dass eine solche Entwicklung auch auf die wirtschaftlich eng mit Großbritannien verflochtene Eurozone übergreift, belastet zunehmend auch den Euro. Er fiel am Dienstag bis auf 1,1188 Dollar und lag im späten europäischen Handel noch 0,7 % im Minus bei 1,1208 Dollar. Legt die EZB nach?Allerdings leidet der Euro aktuell auch unter erneut sinkenden Inflationserwartungen. Der von der Europäischen Zentralbank stark beachtete fünfjährige Inflationsswap fiel auf ein Rekordtief von 1,3025 % und signalisiert damit, dass die Notenbank längerfristig ihr Inflationsziel von knapp unter 2 % verfehlt.”Wir erwarten, dass die EZB ihre Geldpolitik gegen Jahresende erneut lockert”, erklärt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. “So wird sie wohl das Anleihekaufprogramm über den angedachten Endzeitpunkt März 2017 hinaus verlängern und könnte ihren Einlagensatz noch einmal um 10 Basispunkte auf minus 0,5 % senken.”