Brexit-Hängepartie lässt Anleger kalt
ku Frankfurt – Die andauernde Hängepartie im britischen Streit um die Modalitäten des Austritts aus der Europäischen Union hat die Anleger am Aktienmarkt zum Wochenauftakt eher kalt gelassen. Der Dax legte um 0,9 % auf 12 748 Punkte zu. Der Euro Stoxx 50 befestigte sich um 0,7 % auf 3 604 Zähler.Viele Investoren sind davon überzeugt, dass es zu einer weiteren Verschiebung des Brexit kommen wird – ein Szenario, an dass sich die Märkte bereits gewöhnt haben. Am Montag kam es bis zum Redaktionsschluss im Londoner Unterhaus nicht zu der von Premierminister Boris Johnson gewünschten Abstimmung über die mit Brüssel erzielte Brexit-Einigung.Den Markt gestützt haben Hinweise der Bundesbank, die betont, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt zwar im dritten Quartal geringfügig gesunken sein dürfte, es sich aber nur um eine “technische Rezession” handele. Eine Rezession “im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung” gebe es bisher nicht, so die Bundesbank.Im Dax fielen Wirecard auf mit einem starken Kursanstieg von 6,1 % auf 118,50 Euro. Das Management hat den Wirtschaftsprüfer KPMG beauftragt, eine unabhängige Untersuchung mit Blick auf die von der britischen Finanzzeitung “Financial Times” (FT) erhobenen schweren Vorwürfe durchzuführen. Vorstand und Aufsichtsrat hoffen, mit der Sonderprüfung die Vorwürfe hinsichtlich der Bilanzierungspraktiken ausräumen zu können. Wirecard hat die Vorwürfe der FT zurückgewiesen und betont, es gebe nur unbedeutende Bilanzierungsfehler.Der vom Berliner Senat beschlossene Mietendeckel setzte den Wohnimmobilienaktien zu. Deutsche Wohnen, die besonders stark in Berlin vertreten sind, ermäßigten sich um 2,6 % auf 34,50 Euro. Vonovia gaben um 1 % auf 47,52 Euro nach und LEG Immobilien um 1,1 % auf 102,50 Euro. In der Hauptstadt sollen die Mieten für rund 1,5 Millionen nicht preisgebundene Wohnungen ab sofort für fünf Jahre auf dem Niveau vom Juni dieses Jahres eingefroren werden. Betroffen sind alle vor 2014 gebauten Wohnungen.Kräftig nach unten ging es für den Aktienkurs von Hellofresh, die in der vergangenen Woche noch ein Allzeithoch von 18,32 Euro markiert hatten. Am Montag gab der Kurs um 5,3 % auf 16,88 Euro nach. Von den Analysten von Kepler Cheuvreux gab es eine pessimistische Studie. Sie stufen die Aktie nur mit “Reduce” ein und betonen, sie rechnen mittelfristig mit einem langsameren Wachstum. Zudem enttäuschten die Zahlen des britischen Wettbewerbers Just Eat (-5,7 % auf 5,89 Pfund).Bei ProSiebenSat.1 steigt die tschechische Investmentgesellschaft Czech Media Invest des Milliardärs Kretinsky mit einem kleinen Anteil von rund 4 % der Aktien ein. An der Börse wurde das mit einem Kursanstieg von 4,6 % auf 13,55 Euro honoriert.