TECHNISCHE ANALYSE

"Bullishe" Flagge gibt Lira die Richtung vor

Von Sandra Striffler *) Börsen-Zeitung, 8.6.2016 Der Wechselkurs des Dollar zur Lira kennt seit Anfang 2013 mit einer kurzen Unterbrechung Anfang 2014 nur einen Weg: den nach oben. Ausgehend von Kursen um 1,80 Lira Anfang 2013 kletterte das...

"Bullishe" Flagge gibt Lira die Richtung vor

Von Sandra Striffler *)Der Wechselkurs des Dollar zur Lira kennt seit Anfang 2013 mit einer kurzen Unterbrechung Anfang 2014 nur einen Weg: den nach oben. Ausgehend von Kursen um 1,80 Lira Anfang 2013 kletterte das Währungspaar im Herbst 2015 bis auf etwa 3,0745 Lira und damit auf einen Rekordstand. Anfang 2016 kratzte der Greenback mit Kursen von 3,0620 Lira an den markanten Hochs vom Herbst des vergangenen Jahres. Seither ist eine Konsolidierung bzw. eine moderate Abwertung der US-Devise in immer noch luftigen Höhen zu beobachten. Diese eben beschriebene, langfristige Kursentwicklung hat im Wochenchart zu der Ausbildung einer “bullishen” Flagge geführt. Der Mast dieser charttechnischen Formation bildet hierbei die eingangs beschriebene, über mehrere Jahre andauernde Aufwärtsbewegung von Dollar-Lira. Die mit den Höchstwerten vom Herbst 2015 eingeleitete Konsolidierung bzw. moderate US-Dollar-Abwertungsbewegung bildet das abwärts geneigte Parallelogramm, die eigentliche Flagge. Diese verläuft aktuell zwischen rund 2,7720 Lira und 3,0115 Lira. In der einschlägigen Literatur ist diese Formation als Trendfortsetzungsformation bekannt, d. h., der übergeordnete Aufwärtstrend legt eine Pause ein, bevor er voranschreitet.Um diese “bullishe” Flagge zu komplettieren, müsste der Kurs zunächst seinen jüngst begonnenen Anstieg weiter bis in den Bereich um 2,7720 Lira fortsetzen. Spätestens diese untere Begrenzung des Parallelogramms sollte dem Dollar dann ausreichend Support bieten, so dass Dollar-Lira erneut steigt und letztendlich die aktuell im Bereich von 3,0115 Lira verlaufende Widerstandslinie überwindet. Verhält sich das Währungspaar derart lehrbuchhaft, eröffnen sich ihm nach der Vervollständigung dieser technischen Formation rein rechnerisch in den kommenden Monaten Werte oberhalb der runden Marke von 4 Lira. So spricht man doch in der Regel davon, dass Flaggen “auf Halbmast wehen”. Will heißen, dass sie dazu tendieren, nach etwa der Hälfte der gesamten Bewegung aufzutauchen.Hinweise auf die aus charttechnischer Sicht in der nächsten Zeit zu erwartende Richtung dürften uns die entsprechende Indikatoren in den unterschiedlichen Zeitfenstern liefern. Beginnen wir am kurzen Ende mit den Tagesindikatoren. Diese weisen auf kurze Sicht auf weitere Kursverluste der US-Devise hin. In diesem Zusammenhang gilt es zum einen, den MACD und die Stochastik hervorzuheben. Beide Indikatoren sind hier unterhalb ihrer jeweiligen Triggerlinie nach unten hin ausgerichtet. Zum anderen sollte das Momentum im Auge behalten werden, welches ebenfalls deutlich unterhalb der Nulllinie gen Süden ausgerichtet ist. Erschwerend kommt für die US-Devise hinzu, dass auch der ADX dabei ist, in die neutrale Zone einzutauchen. Die Tage des bislang noch zu beobachtenden moderat positiven Dollar-Trendmarktes dürften damit ebenfalls gezählt sein. Dass die zuletzt eingeschlagene Abwärtsbewegung von Dollar-Lira in den kommenden Tagen zunächst weitergehen dürfte, darauf weist auch der RSI hin, welcher sich ungeachtet der jüngsten Kursverluste des Greenback weiterhin auf neutralem Terrain bewegt und bei weitem noch keine Anzeichen für eine überverkaufte Marktlage signalisiert. Damit bleibt an dieser Stelle als Zwischenfazit festzuhalten, dass der erste Schritt für die Komplettierung der Flaggenformation, nämlich das weitere Abtauchen von Dollar-Lira, aus Sicht der kurzfristigen Indikatoren durchaus plausibel erscheint. Allmähliche AufhellungIm zweiten Schritt zur Vervollständigung dieser übergeordneten technischen Formation muss dem Kurs dann aber auf längere Sicht der Turnaround gelingen. Wenngleich sich die entsprechenden Wochenindikatoren hier bislang in uneinheitlicher Verfassung präsentieren, lassen sich durchaus erste Anzeichen für eine allmähliche Aufhellung der charttechnischen Perspektiven erkennen. Hierbei gilt es unter anderem das Momentum zu beachten, welches sich von unten kommend seiner Nulllinie annähert. Eine vergleichbare Entwicklung kann man derzeit bei der Stochastik erkennen, welche ebenfalls erste Anzeichen für eine von unten kommende Bewegung Richtung Triggerlinie erkennen lässt. Als dollarpositiv ist in diesem Zeitfenster bereits der MACD einzuschätzen, welcher sich oberhalb seiner Signallinie bewegt. Auch im übergeordneten Monatschart stehen die Vorzeichen für eine erneute Aufwärtsbewegung von Dollar-Lira nicht schlecht. So weist doch hier beispielsweise der ADX mit 61,31 Punkten auf einen robusten dollarfreundlichen Trendmarkt hin. Ebenfalls hervorzuheben ist in dieser längerfristigen Perspektive das Momentum, welches sich oberhalb der Nulllinie aufhält. Vom MACD und der Stochastik gehen hingegen in diesem übergeordneten Zeitfenster noch keine positiven Signale auf Dollar-Lira aus.Als Fazit bleibt festzuhalten, dass von Seiten der Indikatoren in den verschiedenen Zeitfenstern alles in allem die Vorzeichen für eine Komplettierung der “bullishen” Flagge ganz gut stehen. Weitere Kursgewinne der US-Devise sollten daher auf Sicht der kommenden Wochen und Monate einkalkuliert werden. Wenngleich sich damit das Währungspaar weiterhin in luftigen Höhen bewegen und neue historische Höchststände markieren sollte, haben wir allerdings unsere Zweifel, ob der Greenback mittelfristig das sich aus der Theorie ergebende Kursziel im Bereich der Marke von 4 Lira erreichen wird.—-*) Sandra Striffler ist Devisenanalystin bei der DZ Bank