Bund braucht 2016 mehr Geld

Finanzagentur: Anleiheliquidität durch EZB-Käufe nicht beeinträchtigt - Unterdeckungen unproblematisch

Bund braucht 2016 mehr Geld

Der Bund wird die Geld- und Kapitalmärkte im kommenden Jahr stärker beanspruchen als 2015. Den Planungen zufolge liegen die Emissionen wieder bei etwas mehr als 200 Mrd. Euro. Beeinträchtigungen der Liquidität der Bundeswertpapiere durch das laufende EZB-Anleihekaufprogramm sieht die Finanzagentur nicht. Die Unterdeckungen bei Auktionen, die dieses Jahr höher ausfielen als 2014, werden als unproblematisch angesehen.kjo Frankfurt – Der Bund wird im kommenden Jahr über Emissionen von nominalen Geld- und Kapitalmarktinstrumenten insgesamt 202,5 Mrd. Euro aufnehmen. Davon entfallen 154 Mrd. Euro auf die Kapitalmarktinstrumente und 48,5 Mrd. Euro auf die Geldmarkttitel. Hinzu kommen inflationsgeschützte Anleihen – sogenannte Linker – über 8 bis 12 Mrd. Euro, so dass der Bund voraussichtlich bei insgesamt 210,5 bis 214,5 Mrd. Euro landen sollte. Im ersten Quartal werden über die Kapitalmarktpapiere, die Laufzeiten ab zwei Jahren aufwärts aufweisen, 44 Mrd. Euro aufgenommen (vgl. Tabelle). Über die Geldmarktpapiere mit Laufzeiten von sechs und zwölf Monaten kommen 13,5 Mrd. Euro hinzu. Für das zweite bis vierte Quartal sind bei den Kapitalmarktinstrumenten 37, 47 und 26 Mrd. Euro an jeweiligem Volumen geplant. Bei den Geldmarktpapieren kommen im zweiten und dritten Vierteljahr jeweils 13,5 Mrd. Euro und im Jahresschlussquartal 8 Mrd. Euro hinzu. Rücklage für AsylbewerberDas geplante Emissionsvolumen fällt damit trotz einer geplanten Nettoneuverschuldung von null höher aus als im Vorjahr. Tammo Diemer, Geschäftsführer Markt bei der Deutschen Finanzagentur, die das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Bundes regelt, begründet dies mit einem höheren Anschlussfinanzierungsbedarf von rund 3 Mrd. Euro und der unterjährigen Refinanzierung der sechsmonatigen unverzinslichen Schatzanweisungen (6 Mrd. Euro) sowie des anfallenden Finanzierungsbedarfs für Rücklagen zur Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen. Die Höhe dieser Rücklage wird mit gut 6 Mrd. Euro angegeben.Es ist zu berücksichtigen, dass der Refinanzierungsbedarf und damit die Emissionen aufgrund der Entwicklung des Haushalts im Jahresverlauf auch Anpassungen erfahren kann. Für 2015 hatte die Finanzagentur zunächst ein Emissionsvolumen von 185,5 Mrd. Euro (nominale Titel) sowie 10 bis 14 Mrd. Euro in Linkern angekündigt, dieses Volumen im Verlauf aber nach unten angepasst. Letzten Endes landete der Bund bei 174,5 Mrd. Euro in nominalen Titeln und 12 Mrd. Euro in Linkern (9,5 Mrd. Euro über Auktionen und 2,5 Mrd. Euro via Syndikat).Erstmals wird die Finanzagentur im neuen Jahr auch eine nicht aktuelle Serie – also keine Benchmark – aufstocken, und zwar am langen Marktende. Am 24. Februar wird die Anleihe mit Fälligkeit Juli 2044 aufgestockt. Da sie den gleichen Kupon wie die Benchmark hat, eignet sie sich nach Angaben der Finanzagentur für eine Aufstockung. Durch die gleichzeitige Aufstockung von Benchmark und dieser sogenannten Off-the-run-Serie auf jeweils 19 Mrd. Euro bis Ende 2016 wird eine längere Zinsbindung im Portfolio des Bundes erreicht. Würde nur die Benchmark aufgestockt, hätte die Finanzagentur wiederum ein höheres Volumen zu managen. Außerdem würde die Handelbarkeit des Future eingeschränkt. Gute HandelbarkeitDie Handelbarkeit der Bundesanleihen in diesem Jahr stuft Diemer als sehr gut ein. Die Finanzagentur sei selbst mit nennenswertem Volumen am Sekundärmarkt aktiv. Auch die Daten zu den Sekundärmarktaktivitäten würden zeigen, dass es keine signifikanten Auswirkungen des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt. Außerdem sei der Bund nicht der einzige Verkäufer am Markt. Es würden auch andere Halter von Anleihen als Verkäufer auftreten. Aber es gebe mit Deutschen Bundesbank einen signifikanten Käufer am Markt. Das habe sich aber nicht ausgewirkt. Diemer geht davon aus, dass es durch die EZB-Käufe nicht zu Beeinflussungen kommen wird. Er erwartet, dass die Handelbarkeit 2016 so wie bisher bleiben wird.In diesem Jahr gab es 14 Unterdeckungen in 63 Auktionen und im Jahr 2014 bei 69 Auktionen zwölf Unterdeckungen. Diemer sieht das aber nicht als problematisch an. Die Marktpflegequote kann Diemer zufolge gut auf dem Niveau des Sekundärmarktes verkauft werden. Er sieht hier keinen Anpassungsbedarf.Eine weitere Gemeinschaftsemission von Bund und Ländern ist bei der Finanzagentur derzeit nicht in Vorbereitung. Ein Vorschlag der Länder werde derzeit vom Bund geprüft.—– Wertberichtigt Seite 8