Bund braucht weniger Geld

Emissionen im vierten Quartal um 6 Mrd. Euro gekürzt - Diemer tritt Liquiditätssorgen entgegen

Bund braucht weniger Geld

Der Bund braucht aufgrund der guten Haushaltslage im vierten Quartal weniger Geld. Infolge-dessen wird das Emissionsvolumen an den Kapital- und Geldmärkten um insgesamt 6 Mrd. Euro heruntergefahren. Damit einhergehenden Liquiditäts- sorgen der Bondanleger tritt Finanzagenturchef Tammo Diemer allerdings entgegen.kjo Frankfurt – Der Bund hat die deutschen Steuerzahler gestern mit einer positiven Nachricht überrascht: Es werden im Jahresschlussquartal weniger Schulden gemacht als ursprünglich vorgesehen, d. h., die Emissionen von Schuldpapieren werden gekürzt. Das gab die Deutsche Finanzagentur bekannt, die für den Bund das Liquiditäts- und Schuldenmanagement regelt. Um 6 Mrd. Euro wird das für das vierte Quartal geplante Emissionsvolumen heruntergefahren. Vier Auktionen betroffenBetroffen sind von diesen Kürzungen vier Auktionen. Bei den Kapitalmarktinstrumenten, d.h. den Papieren mit Laufzeiten ab zwei Jahren aufwärts, wird das Volumen der für den 9. Dezember geplanten Aufstockung der zweijährigen Bundesschatzanweisung um 1 Mrd. Euro auf nunmehr 3 Mrd. Euro heruntergesetzt. Des Weiteren sind drei Geldmarktpapiere, d.h. Titel mit Laufzeiten von bis zu zwölf Monaten, von den Anpassungsmaßnahmen betroffen. Die für den 26. Oktober geplante Neuemission der zwölfmonatigen unverzinslichen Schatzanweisungen (Bubills) in Höhe von 1,5 Mrd. Euro wird komplett gestrichen. Ebenfalls ausfallen wird die für den 9. November vorgesehene Neuemission der sechsmonatigen Bubills in Höhe von 2 Mrd. Euro. Abgesagt wurde schließlich auch die für den 23. November geplante Neuemission der zwölfmonatigen Bubills im Umfang von 1,5 Mrd. Euro.”Mit der Kürzung des geplanten Emissionsvolumens in 2015 wird der günstigen Entwicklung des Bundeshaushalts und seiner Sondervermögen Rechnung getragen”, sagte Tammo Diemer, Geschäftsführer Markt der Finanzagentur, dieser Zeitung. In den Verantwortungsbereich von Diemer fällt unter anderem das Emissionsgeschäft des Bundes. Ohne inflationsindexierte Anleihen – sogenannte Linker – sinkt mit der Anpassung im vierten Quartal das geplante Emissionsvolumen nominalverzinslicher Bundeswertpapiere von ursprünglich zu Jahresbeginn geplanten 185,5 Mrd. Euro auf nunmehr 174,5 Mrd. Euro. 144 Mrd. Euro sind es bei den Kapitalmarktinstrumenten. Auf Geldmarkttitel entfallen Emissionen über 30,5 Mrd. Euro. Über Linker sollen zwischen 10 und 14 Mrd. Euro hinzukommen. Flexibles InstrumentDer Großteil der volumenmäßigen Anpassungen wird über die Emissionstätigkeit am Geldmarkt vorgenommen. “Mit den kurzlaufenden Geldmarktpapieren Bubills steht dem Emittenten ein flexibles Instrument zur Verfügung, um unterjährige Änderungen im Refinanzierungsbedarf des Bundes nach unten oder nach oben auszugleichen. Wir nutzen dieses Instrument auch, ohne dann den verlässlichen Kapitalmarktauftritt im längeren Laufzeitbereich zu beeinträchtigen”, erklärte Diemer die Vorgehensweise. In diesem Jahr stellen die Bundesschatzanweisungen unter den nominalen Neuemissionen den größten Anteil. Daher habe eine Kürzung hier die relativ geringsten Auswirkungen, machte Diemer deutlich.Da die Europäische Zentralbank (EZB) seit März dieses Jahres im Rahmen ihres Bondkaufprogramms an den Rentenmärkten der Eurozone aktiv ist, hat die Liquidität in diversen Bondsegmenten – teilweise deutlich – abgenommen. Marktteilnehmer befürchten immer wieder, dass durch Emissionskürzungen beim Bund die Liquidität weiter eingeschränkt werden könnte. Dieser Sorge tritt Diemer jedoch entgegen. “Die gewählten Anpassungen im Emissionskalender werden die Handelbarkeit der Bundeswertpapiere nicht beeinträchtigen. Die länger laufenden nominalen Bundeswertpapiere werden alle ihr ursprünglich geplantes Zielvolumen erreichen”, sagte Deutschlands oberster Schuldenmanager. Die neuen fünf- und zehnjährigen Anleihen aus diesem Jahr werden laut Diemer sogar höhere Volumina aufweisen als ihre Vorgänger aus dem Jahr 2014. Erste Indikationen für 2016Der Emittent Bund habe in der Vergangenheit regelmäßig Anpassungen seiner Jahresemissionsplanung nach oben oder nach unten vorgenommen. Bis auf das Jahr 2008 habe es seit Bestehen der Finanzagentur jährliche Anpassungen gegeben. “Die Liquidität ist davon nicht berührt”, so Diemer. Erste Indikationen für das Refinanzierungsvolumen im Jahr 2016 gab Diemer bereits. “Bekannt ist, dass durch die im kommenden Jahr auslaufenden Anleihen mit einem etwas höheren Anschlussfinanzierungsvolumen als im aktuellen Jahr zu rechnen ist”, sagte er. Genaue Daten zum Kalender werde man erst nach der Bereinigungssitzung zum Bundeshaushalt 2016 in dem Vorschlag der Finanzagentur an den Emittenten ableiten können.—– Wertberichtigt Seite 8