Bund bringt 2020 erste grüne Zwillingsanleihe

Volumen bis zu kleinem zweistelligen Milliardenbetrag im Jahr möglich - Hohe Nachfrage erwartet

Bund bringt 2020 erste grüne Zwillingsanleihe

kjo/wf Frankfurt/Berlin – In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres wird der Bund mit der lang erwarteten ersten grünen Bundesanleihe kommen. Das kündigen Finanzstaatssekretär Jörg Kukies und Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Finanzagentur des Bundes, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung an. Die grünen Bundeswertpapiere – offizielle Bezeichnung für die neuen Instrumente, mit denen Umweltausgaben refinanziert werden sollen – werden laut Diemer vollständig in den Kapitalmarktauftritt des Bundes integriert. Die Finanzagentur setzt dies in einem vollkommen neuen Ansatz um. Das Instrument wird als sogenannter grüner Zwilling konzipiert. “Wenn wir ein konventionelles festverzinsliches Wertpapier begeben – etwa mit fünf oder zehn Jahren Laufzeit -, dann wird es zu vorab festgelegten Laufzeitenpunkten auch einen grünen Zwilling geben”, sagt er. Der grüne Zwilling wird eine eigene ISIN beziehungsweise Wertpapierkennnummer (WKN), aber die gleiche Endfälligkeit und denselben Kupon wie sein konventioneller Zwilling haben. “Salopp gesagt, das Gleiche in Grün”, so Diemer.Der Schritt ist nur der Einstieg in eine umfassende Laufzeitenstruktur grüner Bundeswertpapiere. Geplant ist, verschiedene Punkte auf der Laufzeitenkurve zu besetzen. Das Feedback der Investoren auf die grünen Bundeswertpapiere als Zwillingsanleihen bezeichneten Diemer und Kukies als sehr gut. “Wir sind überzeugt, dass wir aufgrund der Qualität dieses Produktes und der Vorbereitungen, bei denen wir auf die Bedürfnisse und Sorgen der Marktteilnehmer sehr intensiv eingegangen sind, eine sehr gute Nachfrage für die grünen Bundeswertpapiere sehen werden”, sagt Kukies. Diemer führt die “sehr hohe Akzeptanz”, darauf zurück, dass es sich “um ein Standardprodukt handelt”. Das mögliche Gesamtemissionsvolumen von grünen Bundeswertpapieren pro Jahr schätzt Kukies auf einen “hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Milliardenbetrag”. Die Höhe hängt am Bundesetat. “Das Volumen grüner Wertpapiere wird durch die Ausgaben des Bundes definiert”, sagt Kukies. “In den nächsten Wochen müssen die einzelnen Ressorts melden, welche ihrer Ausgaben den Green Bond Principles entsprechen”, stellt Kukies in Aussicht.Anders als in einem Zentralstaat wie Frankreich sei das Volumen grüner Ausgaben der Zentralebene hierzulande nicht so groß. “Wir müssen dies immer wieder betonen: Es ist für die Bundesrepublik Deutschland viel schwieriger, Green Bonds in hohen Volumina zu emittieren, als für andere Staaten”, betont Kukies. “Denn bei unserer föderalen Struktur laufen viele Ausgaben nicht über den Zentralhaushalt, sondern über Länder, Kommunen oder über Förderbanken.” – Im Gespräch Seite 17