Bund bringt neuen Linker

Erstmals mit 30 Jahren Laufzeit ausgestattet - Marktakteure erwarten Emission in den nächsten Tagen

Bund bringt neuen Linker

Der Bund kommt mit einer Neuheit auf den Markt: Erstmals können Anleger nun eine 30-jährige Inflationsanleihe erwerben. Diese Laufzeit gab es bisher nur in anderen Ländern. Ein genauer Emissionstermin wurde noch nicht genannt. Da die Banken für das Syndikat bereits feststehen, ist damit aber schon in den nächsten Tagen zu rechnen.kjo Frankfurt – Der Bund komplettiert seine Laufzeitenkurve im Bereich der inflationsgeschützten Anleihen – sogenannte Linker – und begibt erstmals einen Inflationsbond mit 30-jähriger Laufzeit. Das kündigte die Deutsche Finanzagentur, die das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Bundes regelt und damit die Kapitalmarktauftritte für den Staat durchführt, zur Wochenmitte an. Der genaue Termin für diese Emission wurde noch nicht genannt. Der übliche Sprachgebrauch hierfür lautet, dass die Emission in Abhängigkeit von den Marktbedingungen (“subject to market conditions”) stattfinden wird. Die Banken wurden bereits mandatiert: Commerzbank, Crédit Agricole, Goldman Sachs, HSBC und die Société Générale sind die Lead Managers. Normalerweise erfolgt dann in Kürze ein entsprechender Marktauftritt. Marktteilnehmer stellen sich darauf ein, dass dieser bereits in der Woche vom 8. Juni erfolgen wird, und zwar bereits am Montag oder Dienstag. Die Auktionen von Linkern finden immer am zweiten Dienstag eines Monats statt. Die für den 9. Juni gemäß Emissionskalender vorgesehene Auktion eines Linkers wurde abgesetzt.Mit der Einführung eines 30-jährigen inflationsindexierten Segments bietet der Bund Investoren nun auch im realverzinslichen Bereich das volle Laufzeitenspektrum und stellt damit eine weitgehende Analogie zu den nominalverzinslichen Kapitalmarktprodukten her. Bei den nominalen Anleihen emittiert der Bund die Laufzeiten von zwei, fünf, zehn und 30 Jahren. Bei den Linkern werden dann die Laufzeitenpunkte von fünf, zehn und 30 Jahren angesteuert. Im vergangenen Jahr hatte der Bund bereits eine Anleihe mit Fälligkeit im Jahr 2030 begeben. Die Anleihe wurde als sogenannte “lange” zehnjährige Laufzeit bezeichnet, auch wenn die Fälligkeit über 15 Jahre hinausging. Am Markt wurde das als kleiner Test des Investorenappetits auf länger laufende Linker des Bundes angesehen. Eine liquide und vollständige Realzinskurve für Bundeswertpapiere ist seit längerem das erklärte strategische Ziel des Bundes. Das hob Tammo Diemer, Geschäftsführer mit dem Schwerpunkt Marktaktivitäten bei der Finanzagentur, im Pressegespräch hervor.Die neue Anleihe wird ein Anfangsvolumen von 2 bis 2,5 Mrd. Euro haben. Laut Finanzagentur ist beabsichtigt, die Anleihe über mehrere Aufstockungen auf einen Gesamtnennbetrag von mehr als 10 Mrd. Euro zu bringen. Sowohl die Zinszahlungen als auch der Rückzahlungsbetrag des 30-jährigen Linkers werden jeweils um die Veränderung des unrevidierten Harmonisierten Verbraucherpreisindex der Eurozone (HVPI) ohne Tabak angepasst. Der Rückzahlungsbetrag entspricht aber mindestens dem Nennwert. Starkes InteresseDie Benchmarkvolumina ausstehender Linker werden grundsätzlich durch großvolumige Neuemissionen und mehrere Aufstockungen erreicht, hielt die Finanzagentur fest. Generell sind die Emissionsvolumina geringer als bei vergleichbaren Nominalanleihen. Diemer zufolge stellen 30-jährige Linker künftig einen essenziellen Teil des langfristigen Schuldenmanagements des Bundes dar und leisten einen wichtigen Beitrag zur weiteren Optimierung der Balance zwischen Kosten und Planungssicherheit des Bundeshaushalts. Darüber hinaus wird mit dem neuen Produkt eine Verbreiterung der Investorenbasis angestrebt. So haben laut Marktteilnehmern insbesondere Real Money Accounts, wie etwa Versicherer oder Pensionsfonds, ein starkes Interesse an sehr lange laufenden Fixed-Income-Produkten, die mit einer Inflationssicherung ausgestattet sind. Die Inflationsanleihen Deutschlands weisen hohe jährliche Handelsvolumina auf, d.h. sie haben einen liquiden Sekundärmarkt. Laut Finanzagentur liegt der Umschlagsfaktor der Linker bei 3. Das bedeutet: Jährlich wird ungefähr das Dreifache des jeweils umlaufenden Linkervolumens am Sekundärmarkt gehandelt. Breite Platzierung im BlickIn Marktkreisen wurde auch über das Syndikat gesprochen. Der Bund strebt bei der Erstemission offenkundig eine breite internationale Platzierung an. Dabei scheint der Bund via Commerzbank den Heimatmarkt angehen zu wollen. Bei Goldman Sachs wird vermutet, dass hierüber der US-Markt erreicht werden soll. Bei HSBC wird in diesem Zusammenhang Großbritannien angeführt. Via Crédit Agricole und Société Générale sollen demzufolge primär die französischen Anleger angesprochen werden. In diesem Zusammenhang wird festgehalten, dass sich der Bund damit gegenüber den französischen Inflationspapieren positioniert und deshalb auch gleich zwei französische Banken in das Syndikat aufgenommen wurden.