Bund genehmigt sich Nachschlag

Emission von Schuldpapieren wird nochmals hochgefahren - Syndikate reaktiviert - Es gibt neue Laufzeiten

Bund genehmigt sich Nachschlag

Zur Bekämpfung der Corona-Folgen muss der Bund die Emissionen von Schuldpapieren noch stärker als bislang geplant anheben. Gestern gab es den Nachschlag von mindestens 43 Mrd. Euro. Dazu wird der Bund auch noch die Bankensyndikate als Instrument reaktivieren. Zudem kommen neue Laufzeiten für Bundesanleihen hinzu.kjo Frankfurt – Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die deutsche Volkswirtschaft zu bekämpfen und alle Stützungsmaßnahmen umsetzen zu können, braucht der Bund noch mehr Geld und wird sich infolgedessen an den Geld- und Kapitalmärkten in diesem Jahr noch höher verschulden, d.h. die Rekordverschuldung steigt. Für 2020 sind nun definitiv 378,5 Mrd. Euro geplant nach zuvor 335,5 Mrd. Euro. Für das zweite Halbjahr könnten aber noch weitere 66,5 Mrd. Euro hinzu kommen, so dass sich am Jahresende ein Emissionsvolumen von 445 Mrd. Euro ergeben könnte. Das gilt vorbehaltlich weiterer Finanzierungserfordernisse in den kommenden Wochen und Monaten aufgrund der Corona-Pandemie. Die in diesem Zusammenhang für das zweite Halbjahr ins Gespräch gebrachten 66,5 Mrd. Euro sind nach Angaben von Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, die für das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Bundes verantwortlich zeichnet, mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet.”Wir befinden uns in einem außerordentlichen Umfeld”, sagte Diemer gestern anlässlich der Vorstellung der neuerlichen Emissionsanpassungen für das zweite Quartal und der Perspektiven im späteren Jahresverlauf. Erst am 23. März bei der Ankündigung des aktualisierten Emissionskalenders hatte Diemer eine Erhöhung von 119,5 Mrd. Euro für dieses Jahr bekannt gegeben. Inklusive Linkern – also inflationsgeschützten Anleihen von 6 Mrd. Euro – lag das Emissionsvolumen 2020 per Jahresvoraussau vom Dezember 2019 bei mindestens 216 Mrd. Euro (210 Mrd. Euro nominal, 6 bis 8 Mrd. Euro Linker). “Die Hilfsprogramme im Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie sind rasch und erfolgreich angelaufen. Die Bundesregierung hat mit dem KfW-Schnellkredit zur Unterstützung des Mittelstands das Maßnahmenpaket noch einmal erweitert. Insgesamt steigt sowohl im laufenden Quartal als auch im weiteren Jahresverlauf der Finanzierungs- und Liquiditätsbedarf des Bundes und seiner Sondervermögen”, führte Diemer aus. Großteil über den GeldmarktDer Bund wird die Emissionstätigkeiten im zweiten Quartal sowohl bei den Geldmarktinstrumenten als auch bei den nominal verzinslichen Kapitalmarktinstrumenten ausweiten. Der Großteil wird – wie auch schon bei der vorigen Planungsänderung – auf den Geldmarkt entfallen. Das Emissionsvolumen der unverzinslichen Schatzanweisungen – das sind die Geldmarktpapiere (Bubills) – steigt im zweiten Quartal um weitere 32 auf 72 Mrd. Euro. Durchgeführt werden laut Finanzagentur insgesamt neun Neuemissionen und neun Aufstockungen von Bubills mit (Rest-)Laufzeiten zwischen drei und zwölf Monaten. Das Emissionsvolumen betrage jeweils 4 Mrd. Euro. Der Bund beabsichtigt, im zweiten Quartal über die im Emissionskalender angekündigten nominalverzinslichen Kapitalmarktinstrumente ein Volumen von insgesamt 58,5 Mrd. Euro im Auktionsverfahren zu begeben. Gegenüber der Planung vom 23. März stellt dies eine Erhöhung um 11 Mrd. Euro dar. Dabei bleiben die Planungen bei den Bundesschatzanweisungen, den Bundesobligationen und den zehnjährigen Bundesanleihen unverändert.Diemer reaktiviert aber auch frühere Wege der Umsetzung der Mittelbeschaffung, und zwar wird er auch wieder über das Bankensyndikat an den Markt gehen. Die ursprünglich für den 13. Mai vorgesehene Aufstockung der 30-jährigen Bundesanleihe mit Fälligkeit im August 2050 entfällt. Stattdessen beabsichtigt der Bund, diese Anleihe im Juni über ein Syndikat aufzustocken. Diemer sieht in dem Instrument des Syndikats die Möglichkeit, ein höheres Kapitalvolumen platzierungssicher umsetzen zu können. Die ursprünglich für den 10. Juni vorgesehene Aufstockung der 30-jährigen Bundesanleihe mit Fälligkeit im August 2048 um 1 Mrd. wird bereits am 13. Mai durchgeführt.Der Bund beabsichtigt darüber hinaus, im zweiten Quartal für das Instrument der Bundesanleihe zwei neue Laufzeitsegmente einzuführen. Im Mai 2020 wird es eine 15-jährige Bundesanleihe mit Fälligkeit im Mai 2035 geben. Im Juni ist eine Aufstockung um 2,5 Mrd. Euro. vorgesehen. Die Neubegebung soll im Syndikat erfolgen, die Aufstockung wie für den Bund üblich per Auktion erfolgen. Am 12. Mai wird dann erstmals eine siebenjährige Bundesanleihe mit Fälligkeit im November 2027 erfolgen. Neben der Neuemission mit einem Emissionsvolumen von 4 Mrd. Euro sind im Juni zwei Aufstockungen über jeweils 3 Mrd. Euro vorgesehen. “Wir sehen in den neuen Laufzeiten eine Ergänzung unserer bisherigen Standardlaufzeiten”, sagte Diemer, der in siebenjährigen Papieren anderer Emittenten der Eurozone eine gute Nachfragesituation ausgemacht hat. Davon wolle man profitieren. Speziell im 15-jährigen Laufzeitenbereich der Bundkurve stellt Diemer “Lücken” fest. In diesem Laufzeitenbereich wolle man zusätzliches Volumen generieren. Weitere AufstockungenMit Wirkung zum 16. April wird das Volumen von 40 bereits emittierten Bundeswertpapieren um je 2,5 Mrd. Euro erhöht. Diese Aufstockungen erfolgen aber in den Eigenbestand des Bundes, sie erhöhen somit nicht das aktuelle Emissionsvolumen des Bundes. Eine derartige Wirkung würde sich erst einstellen, wenn die Papiere später tatsächlich an andere Marktakteure am Sekundärmarkt verkauft werden. Diese Schuldpapiere dienen als Liquiditätsvorsorge, um im Rahmen des Maßnahmenpakets des Bundes zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie einen kurzfristig auftretenden, außerordentlichen Liquiditätsbedarf decken zu können, auch in Bezug auf die Finanzierung der verschiedenen Sonderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). An den Plänen, im zweiten Halbjahr die erste grüne Bundesanleihe bringen zu wollen, halten Bund und Finanzagentur weiterhin fest. Die Vorbereitungen laufen laut Diemer unverändert weiter, es gebe in dieser Hinsicht keine Änderungen. – Wertberichtigt Seite 6