Bund lässt sich bei Green Bond noch Zeit

Nachhaltige Aktien- und Rentenmarktindizes im Gespräch - Politik bei Sustainable Finance gefordert

Bund lässt sich bei Green Bond noch Zeit

dh Frankfurt – Green Bonds erfreuen sich bei immer mehr Investoren und Emittenten einer zunehmenden Beliebtheit. Nach Frankreich sind Irland, Belgien und zuletzt auch die Niederlande als neue Emittenten hingekommen. Und auch der Bund hat in diesem Jahr in Aussicht gestellt, in das Segment der grünen Staatsanleihen einzusteigen (vgl. BZ vom 10. Mai). Bei einem Pressegespräch des im Frühjahr 2018 ins Leben gerufenen Green & Sustainable Finance Cluster Germany (GSFCG) blieb Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, noch zurückhaltend im Hinblick auf das Erstlingswerk des Bundes in Sachen Green Finance. Man befindet sich laut Kukies weiter in der Prüfungsphase für eine grüne Bundesanleihe.Am Markt wird das neue Instrument indes für 2020 erwartet. Kukies wollte sich darauf aber nicht festlegen. Es gebe keinen Zeitdruck. Das Thema sei komplex und einige Prüfungen des gesamten Sachverhalts stünden derzeit noch aus. Auch Einzelheiten zu dem neuen Anleiheprodukt wollte Kukies noch nicht nennen. Der Prozess sei noch ergebnisoffen. Er verwies auch auf die Tatsache, dass sich der Bund an den Märkten derzeit weiterhin extrem günstig refinanzieren kann. Die Renditen der Bundeswertpapiere liegen aktuell nahe historischen Tiefs.Bei manchen Emittenten ist derzeit aber schon zu beobachten, dass die Renditen grüner Anleihen schon unter den Sätzen nichtgrüner Papiere liegen. Das gilt phasenweise etwa für Emissionen der Europäischen Investitionsbank (EIB). Kukies signalisierte, dass bei Vorliegen eines überzeugenden Konzeptes und aus Emittentensicht günstiger Konditionen sich der Markt auf eine entsprechende Emission einstellen könnte.Philipp Nimmermann, Staatssekretär im hessischen Wirtschaftsministerium gab bekannt, dass man an einem nachhaltigen Index als Benchmark arbeite, den man dann an der Börse in Frankfurt handeln könnte. Dieser solle nicht einer von vielen sein, sondern ein Aushängeschild der Börse Frankfurt und eine Innovation weltweit. Es werde über einen entsprechenden nachhaltigen Aktienindex und auch einen nachhaltigen Rentenmarktindex mit der Bundesbank gesprochen. Zudem müsse man verantwortungsvolle Kriterien, wie die ESG- (Environment Social Governance) oder SDG-Standards (Sustainable Development Goals) bei der Aktienanlage fördern. Einfluss auf RealwirtschaftKristina Jeromin, Head of Group Sustainability der Deutschen Börse und Co-Geschäftsführerin des GSFCG, sprach davon, dass sich Politik und Finanzbranche abstimmen und im Gleichschritt gehen müssten. Sustainable Finance werde zwar die Finanzbranche, welche noch immer zu sehr in den alten Strukturen verstrickt sei, transformieren, aber es habe auch einen starken Einfluss auf die Realwirtschaft, was somit zu einem Umbau in der Breite führen würde. Mittel- bis langfristig könne das diffizile System somit umgebaut und auf Nachhaltigkeit getrimmt werden. Deutschland liege nämlich im internationalen Vergleich weit hinter anderen Ländern, und es liege vor allem an der Regierung, etwas zu unternehmen.Die Politik und Finanzwirtschaft nehme die Sorgen der jungen Generation, die sich unter anderem bei Fridays for Future für eine nachhaltigere Zukunft einsetzt, wahr. Man müsse sie mit ins Boot nehmen und ihr Interesse zum Thema Nachhaltigkeit bei der Geldanlage mit der Finanzbranche bündeln, so Nimmermann. Denn ohne sie seien die Klimaziele, vor allem das Pariser Klimaabkommen, nicht zu erreichen. Je schneller eine Bank den Umweltaspekt in ihr Portfolio aufnehme, desto mehr jüngere Kunden könne diese gewinnen.Auch die Politik sei gefordert, eine Sustainable-Finance-Strategie aufzusetzen und ein Leitbild zu erstellen. Das Ausbildungsangebot müsse erweitert werden, meint Karsten Löffler, Co-Geschäftsführer des GSFCG und Co-Head des Unep Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance (Centre) der Frankfurt School of Finance & Management. Vor allem an Wirtschaftsuniversitäten solle man dem Thema Nachhaltigkeit mehr Aufmerksamkeit geben und Studenten schon früh in die Materie einführen. Man stelle zunehmend auch Nachfrage zu solchen Inhalten von Praktikern fest. Man habe entsprechende Angebote entwickelt. Löffler stellte einen Ausbau hierzu in Aussicht.