Bund macht Schulden wie noch nie

Emissionen steigen wegen Corona-Pandemie auf mehr als 335 Mrd. Euro - Zwölfmonatspapiere reaktiviert

Bund macht Schulden wie noch nie

Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden wirtschaftlichen Folgen setzt der Bund die Verschuldung über die Geld- und Kapitalmärkte auf Rekordniveau herauf. Schuldpapiere für mehr als 335 Mrd. Euro soll es 2020 nun geben. Das sind rund 120 Mrd. Euro mehr als bisher geplant. Details stellte die Finanzagentur vor.kjo Frankfurt – Das Jahr 2020 wird im Hinblick auf die Emissionstätigkeit des deutschen Staates in die Kapitalmarktjahrbücher eingehen, denn der Bund hat gestern für dieses Jahr eine Rekordemissionstätigkeit von 335,5 Mrd. Euro angekündigt. Wurden im Dezember 2019 noch Emissionen in der Größenordnung von 216 bis 218 Mrd. Euro veranschlagt, werden die Emissionen nun im zweiten Quartal um 32,5 Mrd. Euro heraufgefahren. Im zweiten Halbjahr kommt eine Erhöhung von weiteren 87 Mrd. Euro hinzu. 2009 wird übertroffenBezogen auf den ursprünglich in Aussicht gestellten unteren Wert von 216 Mrd. Euro landet der Zentralstaat Bund dann bei einem Gesamtemissionsvolumen von kurz- und langlaufenden Schuldpapieren von 335,5 Mrd. Euro. Damit stellt der Bund dann seinen bisherigen Rekordwert von 334 Mrd. Euro ein, der im Jahr 2009 erreicht wurde, als sich der Bund im Gefolge der Finanzmarktkrise und der sich seinerzeit abzeichnenden Rezession ebenfalls erheblich an den Geld- und Kapitalmärkten verschulden musste. “Der Grund für die jetzigen Erhöhung der Mittelaufnahme über die Märkte ist das weitreichende Maßnahmenpaket, das die Bundesregierung zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie auf den Weg gebracht hat. Der Bund passt daher seine Emissionsplanung für das Jahr 2020 an”, sagte Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Deutschen Finanzagentur, gestern in einer Pressekonferenz.Für das zweite Quartal sind folgende Maßnahmen auf der Emissionsseite geplant: Bei der Aufstockung der Bundesschatzanweisung mit Fälligkeit im März 2022 am 21. April wird das Emissionsvolumen um 1 auf 5 Mrd. Euro erhöht. Bei der Aufstockung der Bundesschatzanweisung mit Fälligkeit im Juni 2022 am 23. Juni wird das Emissionsvolumen um ebenfalls 1 auf 5 Mrd. Euro erhöht. Bei den Aufstockungen der Bundesobligation Serie 181 mit Fälligkeit im April 2025 am 1. April, am 6. Mai und am 3. Juni wird das Emissionsvolumen um ebenfalls jeweils 1 auf jeweils 4 Mrd. Euro erhöht.Bei den Aufstockungen der zehnjährigen Bundesanleihe mit Fälligkeit im Februar 2030 am 8. April, am 29. April und am 20. Mai wird das Emissionsvolumen um jeweils 1 auf jeweils 4 Mrd. Euro heraufgesetzt. Das Emissionsvolumen der unverzinslichen Schatzanweisungen des Bundes – dies sind die Geldmarktpapiere (Bubills) – mit sechsmonatiger Laufzeit wird im zweiten Quartal 2020 um insgesamt 12,5 Mrd. Euro ausgeweitet. Dazu wird das Auktionsvolumen aller Neuemissionen und Aufstockungen auf jeweils 4 Mrd. Euro heraufgesetzt.Der Bund wird zudem im kurzlaufenden Geldmarktsegment ein länger nicht genutztes Instrument reaktivieren, dabei handelt es sich um die zwölfmonatige Laufzeit. Es ist laut Diemer beabsichtigt, ab April monatlich Bubills mit einjähriger Laufzeit zu begeben. Im zweiten Quartal sollen es drei Neuemissionen mit einem Volumen von jeweils 4 Mrd. Euro sein. Diemer sprach auch am kurzen Ende von einer guten Nachfrage, wie man auch an der gestrigen Auktion des Bundes von ehemals sechsmonatigen Geldmarkttiteln sehen konnte. Zusätzlich wird das Volumen von 21 bereits emittierten Bundesanleihen mit Wirkung zum 1. April um jeweils 2 Mrd. Euro erhöht. Diese Aufstockungen erfolgen aber direkt in den Eigenbestand des Bundes (Marktpflege) und sollen eine kurzfristige und flexible Kapitalaufnahme insbesondere über Repo-Geschäfte – dies sind Wertpapierpensionsgeschäfte – ermöglichen. Die Maßnahme wird gleichmäßig für alle zehnjährigen Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von über drei Jahren bis zur Anleihe mit Fälligkeit im August 2029 sowie für alle 30-jährigen Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von über zehn Jahren bis zur Anleihe mit Fälligkeit im Juli 2042 durchgeführt. Weitere AnpassungenFür das dritte und vierte Quartal kündigte Diemer weitere Anpassungen nach oben an. Aus heutiger Sicht werde sich das Emissionsvolumen der nominalverzinslichen Kapitalmarktinstrumente sowie der Geldmarktpapiere im zweiten Halbjahr um ca. 87 Mrd. Euro erhöhen. In diesem Volumen seien Mittel enthalten, die der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) zur Finanzierung ihres Sonderprogramms im Rahmen des Maßnahmenpakets des Bundes zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie zur Verfügung gestellt werden können. Die im zweiten Quartal beginnenden monatlichen Emissionen der Zwölf-Monats-Bubills sollen im zweiten Halbjahr fortgesetzt werden. Zudem seien weitere Aufstockungen in den Eigenbestand des Bundes zwecks kurzfristiger und flexibler Kapitalaufnahme insbesondere über Repo-Geschäfte möglich.Andere Staaten werden angesichts der Belastungen ähnlich wie der Bund reagieren müssen. Diemer stellt sich insgesamt auf ein höheres Angebot an Staatsanleihen ein, er rechnet aber damit, dass die Schuldenmanager ihren Mittelbedarf decken können. Der Bund hält an seinem Vorhaben, grüne Bundesanleihen im zweiten Halbjahr zu emittieren, nach Angaben von Diemer fest.