EUROPÄISCHE BONDWOCHE

Bundesanleihen bauen Kursavancen aus

Zehnjährige Rendite auf tiefstem Stand seit Ende Mai - Portugals Staatstitel wieder unter 7 Prozent

Bundesanleihen bauen Kursavancen aus

Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtWeiter abnehmende Sorgen über einen scharfen Kurswechsel in der globalen Geldpolitik haben den Staatsanleihemärkten in der gerade abgelaufenen Woche zu erneuten Kursavancen verholfen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erreichte bei 1,50 % das niedrigste Niveau seit Ende Mai und lag zuletzt bei 1,52 %. Besser entwickelte sich die Peripherie, wobei insbesondere portugiesische Staatstitel zu einer kräftigen Erholung ansetzten. Am 12. Juli angesichts der politischen Krise in dem Land bis auf 7,52 % und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Dezember 2012 gestiegen, gab die Rendite der zehnjährigen Anleihe wieder unter 7 % nach, als sich eine Lösung in dem Land anbahnte. Zuletzt lag sie bei 6,83 %, was einem Rückgang im Vorwochenvergleich von nahezu 70 Basispunkten entspricht.Die Commerzbank rechnet mit einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung der Bundesanleihen. Interessanterweise hätten Bundesanleihen zuletzt auch bei insgesamt fallenden Zinsen eher besser abgeschnitten als ihre US-Pendants: Der Renditeabstand zwischen zehnjährigen Treasuries und Bunds betrag weiter einen knappen Prozentpunkt. Die Bestrebungen der EZB, die EWU-Zinskurven mittels ihrer neuen Kommunikationsstrategie gegen negative Impulse aus den USA abzuschirmen, sei offensichtlich erfolgreich. Zwar werde sich dieser Trend wahrscheinlich fortsetzen und sich der Renditeabstand zwischen zehnjährigen Treasuries und Bunds bis Jahresende auf 1,20 Prozentpunkte ausweiten, was einem neuen Siebenjahreshoch entspräche. Eine noch stärkere Abkopplung wie etwa in den achtziger Jahren sei jedoch unwahrscheinlich.Darüber hinaus hielten sich hartnäckig Gerüchte über mögliche Ratingherabstufungen, wobei Spanien im Zentrum der Spekulationen stehe. Von Moody’s gehe das größte Risiko aus, da die Agentur Spanien nur eine Stufe über Ramsch und mit negativem Ausblick bewerte und die letzte Ratinganpassung im Oktober 2012 erfolgt sei. “Wir gehen allerdings davon aus, dass Spanien angesichts der zuletzt positiven Konjunktursignale sowie seiner Reformen einer Herabstufung auf ,Ramschstatus’ knapp entkommen wird”. Da auch die EZB bestrebt sei, die Zinsen im Euroraum auf längere Frist niedrig zu halten, seien die aktuellen Kursniveaus von Peripherieanleihen im kurzen bis mittleren Laufzeitensegment attraktiv. Neubewertung abgeschlossenDie Landesbank Baden-Württemberg glaubt, dass die Bundesanleihen ihr Potenzial ausgeschöpft haben. Die Korrektur des Renditeanstiegs der Monate Mai und Juni sei am deutschen Rentenmarkt mit 50 % deutlich weiter gelaufen als am US-Markt, wo im Zuge der jüngsten Anläufe des Fed-Chefs zur Marktberuhigung lediglich gut 20 % des Kursrutsches aufgeholt worden seien. Die hierin zum Ausdruck kommende Outperformance von Bundesanleihen gegenüber US-Treasuries lasse sich zwar durch den dezidiert “dovishen” Auftritt Mario Draghis auf der EZB-Pressekonferenz vom 4. Juli erklären. Da die Markterwartungen für den Dreimonats-Euribor jedoch inzwischen wieder bis einschließlich Jahresende 2014 unterhalb des aktuellen Leitzinsniveaus von 0,50 % lägen, seien die am Markt erfolgte Neubewertung der Aussichten für die EZB-Geldpolitik wahrscheinlich weitgehend abgeschlossen.