GELD ODER BRIEF

Caixabank hofft auf Durchbruch in Portugal

Von Thilo Schäfer, Madrid Börsen-Zeitung, 22.4.2016 Caixabank ist durch Zukäufe im Zuge der Bankenkonsolidierung in Spanien nach der geplatzten Immobilienblase zum Marktführer aufgestiegen. Seit einiger Zeit arbeitet die ehemalige Sparkasse aus...

Caixabank hofft auf Durchbruch in Portugal

Von Thilo Schäfer, MadridCaixabank ist durch Zukäufe im Zuge der Bankenkonsolidierung in Spanien nach der geplatzten Immobilienblase zum Marktführer aufgestiegen. Seit einiger Zeit arbeitet die ehemalige Sparkasse aus Barcelona an dem Plan, über ihre Beteiligung in Portugal das größte Geldinstitut auf der Iberischen Halbinsel zu werden. Doch alle Versuche, bei der portugiesischen BPI das Ruder zu übernehmen, sind bislang am Widerstand der anderen Aktionäre und der Stimmrechtsbeschränkung in den Statuten gescheitert. Anfang dieser Woche ging Caixabank zum Angriff über und gab ein Übernahmeangebot für die 56 % der Aktien ab, die sie noch nicht besitzt.Das Angebot für BPI kam an der Börse zunächst nicht gut an. Der Kurs fiel, hat sich jedoch wieder erholt. Mit einem Kurs von rund 2,70 Euro liegt Caixabank deutlich unter den 4 Euro vom April 2015. Seit Jahresbeginn hat der Kurs 15 % verloren, erheblich mehr als der Schwergewichtsindex Ibex 35 (-4 %) und die wichtigsten Wettbewerber. Die Analysten sehen die Übernahme in Portugal skeptisch, da Caixabank im Erfolgsfall zu einer Kapitalerhöhung gezwungen sein könnte. Sollten alle Aktionäre das Angebot annehmen, müssten die Katalanen bis zu 1 Mrd. Euro aufbringen. Die Eigenkapitalquote gemäß CET1 “fully loaded” würde von den gegenwärtig respektablen 11,55 % auf 10,4 % sinken, wie Morgan Stanley in einem Bericht zu Caixabank berechnet. Die US-Bank fürchtet kurzfristig negative Auswirkungen auf den Kurs, sieht die Aktie langfristig jedoch bei 3,75 Euro. Andere Analysten stuften ihre Kursprognose nach Bekanntgabe des Gebots herab. Die Ratingagentur Moody’s bestätigte die Bonitätsbewertung mit “Baa2”, senkte den Ausblick jedoch auf negativ.Der CEO von Caixabank, Gonzalo Gortázar, versicherte auf einer Analystenkonferenz am Montag, dass die Übernahme von BPI die beste Lösung für die Aktionäre sei. Das spanische Institut ist mit einem Anteil von 44 % seit langem Hauptaktionär bei BPI. Wegen der Stimmrechtsbeschränkung auf 20 % konnte Caixabank bisher aber nicht die Kontrolle ausüben, zumal die angolanische Unternehmerin Isabel dos Santos mit ihren knapp 20 % der Aktien entsprechende Versuche der Spanier boykottierte. Als auch der letzte Versuch einer Einigung vor Tagen scheiterte, sah sich Caixabank zur Übernahme gezwungen. Dabei hilft, dass die portugiesische Regierung letzte Woche ein Gesetz verabschiedet hat, das die Stimmrechtsbeschränkung bei Finanzinstituten aushebelt. Gortázar erklärte daher, dass man lediglich eine Kontrollmehrheit anstrebe, BPI aber weiterhin an der Lissabonner Börse notieren soll. Für die nötigen 7 % der Aktien bis zum Anteil von 51 % müsste die Bank nur 112 Mill. Euro investieren. Angolanisches ProblemDoch die mögliche Kapitalerhöhung ist nicht das einzige Problem bei BPI, das den Anlegern Sorgen macht. Die portugiesische Bank ist Haupteigentümer von BPA in Angola. Die afrikanische Bank trug zuletzt die Hälfte zum Gewinn von BPI bei. Der Europäischen Zentralbank ist die hohe Abhängigkeit der Portugiesen von Angola zu riskant und sie hat unter Androhung von Strafen gefordert, dass BPI den Anteil verringert. Caixabank hat die EZB darum gebeten, von den im Prinzip schon fälligen Sanktionen gegen BPI abzusehen, bis die Lage geklärt sei. Was dann aber mit BPA geschieht, ist unklar. Caixabank hat sich zunächst mit Dos Santos, der Tochter des Staatspräsidenten von Angola, darauf verständigt, dass sie den Anteil an BPA kaufen würde. Doch das Abkommen platzte, wie erwähnt. Morgan Stanley glaubt dennoch, dass der Kauf von BPI langfristig für Caixabank Sinn machte und 2018 den Gewinn um 117 Mill. Euro erhöhen könnte. In Portugal spekuliert man außerdem, dass BPI in der Hand von Caixabank ein ernsthafter Kandidat für die Reprivatisierung des Novo Banco sein wird, die in diesem Jahr vollzogen werden soll. Internationalisierung als ZielDie Übernahme wäre für die Caixabank, die über ihre Holding 56 % der Aktien von Caixabank kontrolliert, ein wichtiger Schritt zur angestrebten Internationalisierung. Im Gegensatz zu Santander und BBVA hängt Caixabank fast vollständig vom Heimatmarkt ab. Und da gibt es nach wie vor Probleme. Zwar hat Spanien die lange Rezession längst hinter sich gelassen und verbucht derzeit Wachstumsraten um die 3 %, doch die Dynamik wird in nächster Zeit nachlassen. Die Ertragslage der Banken ist mäßig, und die achtbaren Gewinnzuwächse der letzten Zeit gehen vor allem auf die gesunkene Risikovorsorge zurück, da die Altlasten aus der geplatzten Immobilienblase abgetragen wurden. “Hintergrund für die steigende Profitabilität der spanischen Banken sind insbesondere eine sinkende Risikovorsorge sowie die niedrigen Fundingkosten. Verstärkter Wettbewerb stellt jedoch eine Gefahr für die Margen dar”, so die LBBW in einer Studie.Kommende Woche präsentiert die Caixabank ihre Quartalszahlen. Im letzten Jahr verbuchten die Katalanen einen Gewinnanstieg von 31,4 % auf 814 Mill. Euro, größtenteils dank der Übernahme des Geschäfts der britischen Barclays. Der Zinsüberschuss stieg 2015 gegenüber dem Vorjahr jedoch nur sehr leicht um 4,8 % auf 4,35 Mrd. Euro. Bereits im vierten Quartal musste Caixabank Verluste hinnehmen, wegen der Krise beim Erdölkonzern Repsol, an dem die Bank mit 12 % beteiligt ist. Dies wird sich in den ersten drei Monaten dieses Jahres kaum gebessert haben.Analysten und auch die spanische Notenbank drängen die Finanzbranche angesichts der schwierigen Ertragslage zu größeren Anstrengungen bei der Kostensenkung. Caixabank hat sich jüngst mit den Gewerkschaften auf den Abbau von 500 Stellen auf freiwilliger Basis geeinigt. Es sollen weitere Filialen geschlossen werden. CEO Gortázar unterstreicht, dass man durch die Zukäufe der letzten Jahre keine Überkapazitäten aufgebaut habe, da gleichzeitig Filialen reduziert wurden. Mit 5 230 Außenstellen sei man auf dem Niveau des Jahres 2008, habe in der Zeit aber 31 % an Kunden hinzugewonnen, so Gortázar. Nun setzt man auf das Online-Banking. Vor Tagen wurde ImaginBank vorgestellt, die ausschließlich über das Smartphone funktioniert.Die Prognosen der Analysten variieren stark. Goldman Sachs, die erst kürzlich mit der Analyse von Caixbank begann, sieht das Potenzial der Aktie bei 4 Euro. Berenberg dagegen reduzierte das Kursziel unlängst von 3 auf 2,20 Euro.