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Cellnex tritt auf die Schuldenbremse

Europas führender Betreiber von Mobilfunkmasten senkt mit Verkäufen die Schulden und erhält das ersehnte Investment Grade.

Cellnex tritt auf die Schuldenbremse

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Cellnex tritt auf die Schuldenbremse

Von Thilo Schäfer, Madrid

Marco Patuano hatte auf dem Kapitalmarkttag von Cellnex letzte Woche in London eine große Nachricht zu verkünden. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte dem spanischen Betreiber von Telefonmasten an jenem Tag das ersehnte Investment Grade erteilt, berichtete der CEO. Dieses Ziel sollte ursprünglich erst Ende des Jahres erreicht werden. Doch mit dem Verkauf der Tochter in Irland für 970 Mill. Euro, der ebenfalls am selben Tag verkündet wurde, macht der Konzern einen Riesenschritt voran beim Abbau der hohen Schulden von knapp 18 Mrd. Euro. Die Verschuldung liegt nun knapp unter dem 7-Fachen des Betriebsergebnisses (Ebitda) und soll mittelfristig auf das 5- bis 6-Fache sinken.

Damit hat Cellnex die erste wichtige Etappe der radikalen Strategiewende von Ende 2022 abgeschlossen. Das Unternehmen war seit dem Börsengang 2015 durch Aufkäufe in Höhe von 40 Mrd. Euro zur Nummer 1 der Branche in Europa aufgestiegen, mit heute 111.000 Mobilfunkstationen und einer gefüllten Pipeline. Die traditionellen Telekomkonzerne hatten in den letzten Jahren ihre Masten an unabhängige Betreiber wie Cellnex oder American Towers verkauft. Die Einkaufstour wurde mit Schulden und aufsehenerregenden Kapitalerhöhungen finanziert. Als die Spanier 2022 beim Verkauf der Türme in Deutschland leer ausgingen, wurde der Strategiewechsel eingeläutet: Ende der Einkäufe und stattdessen organisches Wachstum und Schuldenabbau, um das Investment Grade zu bekommen.

Zuletzt Boden gutgemacht

Diese Aufgabe übernahm Patuano. „Die Geschwindigkeit auf der neuen Route hat unsere Erwartungen übertroffen. Das neue Management ist bereit, das Portfolio zu rationalisieren und die Leverage viel schneller zu reduzieren, als wir erwartet hatten“, kommentierten die Analysten von Citi, die das Kursziel nach dem Kapitalmarkttag und der Aufwertung durch S&P auf 37,5 Euro heraufstuften, wie auch andere Häuser. An der Madrider Börse hat Cellnex zuletzt Boden gutgemacht, vom Jahrestief von 26 Euro Ende Oktober auf nun 33 Euro. Allerdings war die Aktie im Sommer 2021 noch 60 Euro wert.

Erstmals Dividende

„Wir sind ein Unternehmen mit vorhersehbaren Einnahmen und robusten Margen“, erklärte Patuano den Investoren in London. In der Tat sind die Verträge mit den Telefonanbietern, die ihre Antennen an den Masten von Cellnex unterbringen, auf mehrere Jahre angelegt und gegen die Inflation abgesichert. Im letzten Jahr überschritt der Umsatz erstmals die 4 Mrd. Euro und es wurde ein positiver Cashflow erzielt.

Mit organischem Wachstum, etwa dem Ausbau der 5G-Netze und einer effizienteren Verwertung der Standorte, will Cellnex bis 2030 rund 10 Mrd. Euro an Cashflow generieren. Davon sollen mindestens 3 Mrd. Euro direkt an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Der Rest wird für das Wachstum bereitgestellt, darunter eventuell auch kleinere Akquisitionen. Das Unternehmen hält den Markt in Europa derzeit jedoch für weitgehend abgegrast. In London kündigte Cellnex an, spätestens 2026 erstmals eine Dividende zu zahlen mit einer Ausschüttung von mindestens 500 Mill. Euro, die dann jährlich um 7,5% steigen soll. Analysten wie J.P. Morgan erwarten, dass Cellnex seine Anteilhaber schon vor 2026 belohnen wird. Der geplante Verkauf der Tochter in Österreich würde rund 1 Mrd. Euro einbringen. „Wir erwarten dann einen Aktienrückkauf“, schreibt J.P. Morgan.

„Wir glauben, dass das Upgrade zum Investment Grade, das bedachte Schuldenziel und die Präferenz für die Aktionärsvergütung einen neuen Typ von Aktionären anlocken kann“, meinen die Experten von Kepler Cheuvreux.

Mehr Kaufempfehlungen

Vor dem Verkauf des Irland-Geschäfts hatte sich Cellnex bereits in Skandinavien einen Finanzinvestor ins Boot geholt und musste letztes Jahr wegen Auflagen 2.500 Türme in Frankreich verkaufen. „Wir glauben nicht, dass die jüngsten Veräußerungen wesentlich die Größe, Reichweite und Diversifizierung des Unternehmens verändern, und sehen daher keine Veränderung des Risikoprofils“, versicherte S&P.

Derzeit empfehlen 24 Analysten die Cellnex-Aktie zum Kauf, neun raten zum Halten und nur einer sieht den Moment für einen Verkauf gekommen.

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