Chancen durch Megatrend Fotonik

DZ Bank erwartet anhaltendes Wachstum - Favoriten Osram, Jenoptik und Infineon - Aixtron verkaufen

Chancen durch Megatrend Fotonik

Der Markt für optische Technologien boomt. Davon werden einer Studie der DZ Bank zufolge die in Europa dominierenden deutschen Unternehmen profitieren. Besonders rosig seien die Aussichten in den Bereichen Lichtquellen, Informations- und Medizintechnik & Life Science.amb Frankfurt – LED-Beleuchtung, Laser, Halbleiter – die Fotonik-Branche, bei der es um optische Technologien in unterschiedlichster Form geht, zählt nach Ansicht der DZ Bank weltweit zu den dynamischsten Zukunftssektoren. Bis 2020 wird, ausgehend von aktuell 480 Mrd. Euro, mit einem Marktwachstum von jährlich 6 bis 7 % bis auf 615 Mrd. Euro weltweit gerechnet, so eine Studie der Bank. Favoriten der Analysten sind Osram, Jenoptik und Infineon Technologies, die beiden Letzteren werden von “Halten” auf “Kaufen” hochgestuft. Abgeraten wird vor allem von Aixtron. “Photonik liefert für viele technische Fragestellungen der Zukunft wichtige Lösungsansätze”, heißt es in der Studie. Bei Megatrends wie Automatisierung, etwa dem “Internet der Dinge”, Datenübertragung, Diagnostik, Energieeffizienz, Sicherheit und Umweltschutz werde Fotonik eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Antworten spielen.Trotz insgesamt bester Aussichten für die Branche: Die Analysten Harald Schnitzer und Dirk Schlamp machen deutlich, dass die Chancen je nach Tätigkeitsbereich durchaus unterschiedlich ausfallen, da optische Technologien in ganz vielen Bereichen Einsatz finden. Für die Zukunft erwarten sie hohe Wachstumsraten vor allem im Bereich Lichtquellen, Informationstechnik sowie Medizintechnik & Life Science.Die Top-Empfehlungen der DZ Bank haben ihre Schwerpunkte in den Fotonik-Segmenten Sensoren wie Infineon, Laser und Sensoren wie Jenoptik und Licht und Sensoren wie Osram. “Diese Unternehmen profitieren von strukturell wachsenden Märkten, weisen weltweit markführende Positionen auf und sind daher unseres Erachtens weniger anfällig für zyklische Schwankungen als Vergleichsunternehmen”, betonen die Analysten. Die Unternehmen könnten zudem auf eine Erfolgsgeschichte verweisen mit soliden Bilanzrelationen und kontinuierlicher Dividendenpolitik.Wie die Analysten erläutern, eröffnet die Erschließung der Halbleitertechnik für die Fotonik Anwendungsoptionen in verschiedenen Bereichen, etwa dem Einsatz des Werkzeugs Laser im Maschinenbau, bei der Materialbearbeitung, der Nutzung der LED in Beleuchtungssystemen, im Auto, in Displays/Bildschirmen oder Mobiltelefonen. Neue Materialien ermöglichten Leistungssprünge in der Lasertechnologie, der Lichtausbeute von LEDs, der Bilderkennung und -verarbeitung und der höheren Empfindlichkeit von Sensoren.Laser, weiter ein Erfolgsmodell, hätten sich in der industriellen Materialbearbeitung etabliert, konventionelle Methoden substituiert und neue Produktionstechniken ermöglicht. Da Laser geringere Kosten verursachten, sei mit einer weiteren Marktdurchdringung zu rechnen. Innovationen und Nischenmärkte kämen hinzu. Zudem seien optische Sensoren im Kommen. Diese böten hohe Messgenauigkeit, Kompaktheit sowie niedrigen Energieverbrauch und prüften Anwesenheit, Form, Farbe, Distanz oder Dicke. Die Lichtindustrie befinde sich auf dem Weg zur halbleiterbasierten LED-Beleuchtung (SSL). “Der Wandel vollzieht sich nun sehr schnell. LED ist heute in vielen Bereichen schon der Standard”, heißt es in der Studie. LED als Trend der ZukunftZu den Favoriten gehört Osram, die Aktie, die sich in diesem Jahr deutlich verteuert hat, wird auf weiter “Kaufen” gestuft mit einem Fair Value von unverändert 51 Euro (aktuell 46,02 Euro). Osram sei im Branchenvergleich unterbewertet. Das Unternehmen sei “auf Wachstum programmiert”. Osram stehe mit dem Verkauf des traditionellen Lampengeschäfts und dem Ausbau des LED-Bereichs vor einem Umbruch, bis 2020 soll eine neue LED-Fabrik in Asien gebaut werden, um den Marktanteil im LED-Markt der Allgemeinbeleuchtung zu vergrößern. Die Prognosen für das Ergebnis je Aktie bleiben bei 5,51 Euro, 3,49 Euro und 3,79 Euro für 2016 bis 2018. Ebenfalls zum Kauf (zuvor “Halten”) empfohlen wird Jenoptik, hier wird ein Fair Value von 16,50 nach bislang 13,50 Euro genannt, aktuell liegt der Kurs bei 14,33 Euro nach zwischenzeitlich nur 11,12 Euro im Februar. Im Peergroup-Vergleich sei Jenoptik moderat bewertet, heißt es. Der Quartalsbericht hat die Analysten positiv überrascht, nach starken Zuwächsen im Vorjahr sei für 2016 allerdings mit geringeren Umsatz- und Ebit-Steigerungen zu rechnen. Das Unternehmen verfüge über umfassendes Know-how rund um die Optoelektronik. In nächster Zeit stünden die weitere Ausrichtung auf Megatrends, die Verringerung der Komplexität sowie der weitere Ausbau des Systemgeschäfts im Fokus. Je Aktie wird ein Gewinn von 0,90 (zuvor 0,90) Euro für 2016, 1,02 (1,00) Euro für 2017 und 1,13 (1,11) Euro für 2018 prognostiziert.Nummer 3 unter den Favoriten ist Infineon, die Aktie wird von “Halten” auf “Kaufen” hochgesetzt bei einem Fair Value von 15 Euro nach bislang 13 Euro (aktuell 12,79 Euro). “Infineon adressiert die Megatrends Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit”, heißt es in der Studie. Das Unternehmen sei bei Leistungshalbleitern weltweit die Nummer 1, bei Automotive und Chipkarten die Nummer 2. Für diese Märkte wird mit hohem Wachstum gerechnet. Das attraktive Produkt- und Kundenportfolio mache Infineon allerdings auch zu einem interessanten Übernahmekandidaten. Die Gewinnschätzungen je Aktie liegen jetzt bei 0,86 Euro statt 0,85 Euro für 2016/2017 und 0,93 Euro statt 0,92 Euro für 2017/2018.Ebenfalls auf “Kaufen” wird der auf die Automobilindustrie spezialisierte Halbleiterhersteller Elmos gesetzt, bei einem Fair Value von unverändert 14 Euro (aktuell 10,83 Euro). Nach dem schwachen Jahresbeginn müsse nun geliefert werden, heißt es. Das Unternehmen erwarte für 2016 trotz der schwachen Entwicklung im ersten Quartal einen Umsatzanstieg von 2 bis 6 % und eine Ebit-Marge von rund 10 %, die DZ Bank rechnet mit 2 % und 8 %. Elmos sei im Branchenvergleich traditionell unterbewertet, zum Teil sei das aber auf den relativ geringen Streubesitz von knapp 50 % zurückzuführen. Zurückhaltender beurteilen die Analysten die Entwicklung beim Chip-Anlagenbauer Aixtron, die Aktie wird weiter auf “Verkaufen” gesetzt bei einem Fair Value von unverändert 4 Euro (aktuell 5,22 Euro). Die Überkapazitäten seien noch nicht vollständig abgebaut, heißt es, Großaufträge wie in der “goldenen” Vergangenheit werde es in diesem Ausmaß vermutlich nicht mehr geben. Aixtron mache “stattliche” Verluste, die Forschungs- und Entwicklungskosten seien hoch, ein Ende der Verlustphase sei erst 2018 zu erwarten. Der genannte Übernahmepreis des chinesischen Investors Fujian Grand Chip (FGC) von 6 Euro je Aktie ist nach Ansicht der Analysten daher attraktiv, die geplante Übernahme sei eine “große Entlastung”.Ebenfalls auf unverändert “Verkaufen” wird LPKF gestuft, bei einem Fair Value von weiterhin 5,20 Euro (aktuell 6,40 Euro). LPKF, Spezialist für die Entwicklung und Herstellung von Maschinen, die einen hochpräzisen Laserstrahl als Werkzeug nutzen, sei Pionier in diesem Bereich. Zu den Neuentwicklungen der Gesellschaft zähle unter anderem das Through-Glass-Via-Verfahren (TGV), mit dem ultrafeine Löcher in Glas gebohrt werden können. Die Bewertung der Aktie liege allerdings im oberen Bereich der Bewertungsspanne der Peergroup.Weiterhin auf “Halten” gesetzt wird der deutsch-britische Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor, der Fair Value liegt bei unverändert 28 Euro (aktuell 26,30 Euro). Die Analysten sehen 2016 als Übergangsjahr, die Hoffnungen liegen auf 2017 und 2018. Angesichts der nur moderaten Smartphone-Nachfrage gehe das Unternehmen für 2016 nämlich von einem Umsatzrückgang im hohen einstelligen Prozentbereich aus, die Bank rechnet sogar mit einem Minus von 11 %. Die hohe Abhängigkeit von Apple belaste derzeit noch. Zwar investiere Dialog in die Entwicklung neuer Produkte und treibe die Diversifizierung voran, mit LED-Beleuchtungslösungen und Rapid Charging sowie Bluetooth Smart würden neue Wachstumsfelder aufgebaut, die Nachfrageschwäche beim Großkunden Apple könne das aber noch nicht kompensieren. Allerdings sei das Unternehmen im Branchenvergleich recht günstig bewertet.