BREXIT

Chaotischer Austritt nicht ausgeschlossen

dm - Nachdem der von Premierministerin Theresa May verantwortete, mit der Europäischen Union ausgehandelte Brexit-Plan erwartungsgemäß im britischen Parlament deutlich durchgefallen ist, bleiben weiterhin eine Reihe von Szenarien möglich: Von einem...

Chaotischer Austritt nicht ausgeschlossen

dm – Nachdem der von Premierministerin Theresa May verantwortete, mit der Europäischen Union ausgehandelte Brexit-Plan erwartungsgemäß im britischen Parlament deutlich durchgefallen ist, bleiben weiterhin eine Reihe von Szenarien möglich: Von einem neuen Referendum über Neuwahlen, einer Anbindung an die europäische Freihandelsassoziation Efta bis hin zu einem Hard Brexit.Einig sind sich alle Auguren, dass der Ausgang des Verfahrens im Grunde nicht prognostizierbar ist. Die Privatbank Merck Finck geht in ihrem Basisszenario eher von einem ungeordneten Brexit mit einer Reihe Notlösungen in letzter Minute aus, erklärte das Institut am Mittwoch in Frankfurt (vgl. Bericht oben). Die EU müsse hart bleiben, die Position sei “festgefahren”, weshalb auch keine neuen Verhandlungen möglich seien. Eine Verschiebung des Austrittsdatums sei wiederum schwer erklärbar, da dann die Briten an den europäischen Parlamentswahlen vom 23. bis 26. Mai teilnehmen müssten, was den Briten schwer vermittelbar sei. Eine zuversichtlichere Einschätzung vertritt hier die Großbank UBS, die eine Verschiebung des Austrittsdatums durchaus für möglich hält.Die zur Deutschen Bank gehörende Fondsgesellschaft DWS hält einen harten Brexit weiter für möglich. Das Risiko eines ungeregelten Ausstiegs ist nach Meinung von DWS “sogar gestiegen”. Der Brexit-Prozess werde weiterhin stark von Partei-Interessen bestimmt. Auch David Lafferty, Chief Market Strategist bei Natixis Investment Managers, sieht die Gemeinsamkeiten zwischen dem britischen Parlament und der EU “aufgebraucht”. Ein wie auch immer gearteter Ausgang des Brexit sei “nicht vorhersehbar”, was eine weiter anhaltende Unsicherheit für Wirtschaft und Bürger bedeute.Stephanie Kelly, politische Volkswirtin bei Aberdeen Standard Investments, meint in einer Einschätzung auch mit Blick auf mögliche Neuwahlen, dass Wahlen Ausverkäufe an den Märkten verursachen könnten, weil sie von Natur aus Ereignisse mit Ungewissheit seien. Aber die Situation sei komplexer: “Ich würde erwarten, dass das Pfund volatil bleibt, bis das Ergebnis des Misstrauensvotums bekannt ist”, so Kelly. Wenn Theresa May das Misstrauensvotum überstehe, stehe man im Wesentlichen an der gleichen Stelle wie vor vier Wochen, aber mit einem engeren Zeitrahmen bis zum Auslaufen von Artikel 50, der den Austritt aus der EU regelt. “Die Märkte werden in den kommenden Tagen unruhig sein, aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass sich nichts Grundlegendes geändert hat. Das Klügste, was Investoren kurzfristig tun können, ist: nichts.”