AUSBLICK

China bleibt der große Risikofaktor

Analysten der DZ Bank sehen Kursrückgänge als Überreaktion an - Helaba warnt vor Vertrauensverlust

China bleibt der große Risikofaktor

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtFür die Anleger am deutschen Aktienmarkt ist es eine sehr enttäuschende Woche gewesen. Nachdem die Griechenland-Krise zunächst einmal in den Hintergrund gerückt ist und die Quartalssaison gar nicht so schlecht ausgefallen ist, kam nun Störfeuer aus Fernost. Die Yuan-Abwertung durch die chinesische Zentralbank erwischte die Akteure an den Finanzmärkten auf dem falschen Fuß, was sich daran zeigt, dass der Dax in der gerade zu Ende gegangenen Handelswoche immerhin rund 4,3 % einbüßte. Damit haben sich rund 56 Mrd. Euro Marktkapitalisierung in Luft aufgelöst. Der Euro Stoxx kommt in den fünf Handelstagen auf ein Minus von 3,9 %.Ob die Gefahr für die Märkte ausgestanden sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Es gibt durchaus Stimmen, die damit rechnen, dass die chinesische Regierung und die People’s Bank of China den Yuan insgesamt 10 % schwächer sehen wollen.Bei der DZ Bank weist man auf die realwirtschaftlichen Folgen der Abwertung der chinesischen Währung hin. So würden die Marktchancen chinesischer Unternehmen im internationalen Wettbewerb verbessert. Deutsche Unternehmen, die direkt in Konkurrenz mit diesen Firmen stehen, könnten etwas geringere Gewinnmargen erzielen, erwarten die Analysten, kommen aber zu folgendem Schluss: “Angesichts des globalen Absatzmix deutscher Unternehmen sollte dies jedoch kaum ins Gewicht fallen.”Für die DZ-Bank-Analysten stellt die heftige Reaktion des Dax eine Übertreibung dar. Pro-Argumente für deutsche Unternehmen wie der schwache Euro oder der niedrigere Rohölpreis würden vom Markt aktuell wie üblich ignoriert, beklagen sie. Die Experten sehen die Perspektiven trotz der China-Risiken positiv: “Nicht zuletzt wegen rückläufiger Ölnotierungen und des schwachen Euro bleiben auch für die übrigen Industrieunternehmen und die konsumnahen und exportstarken Werte die Aussichten recht rosig.”Die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen sehen die Lage als etwas risikoreicher an. Sie merken hinsichtlich der chinesischen Währungshüter an: “Würden sie kurzfristig nochmals an den Devisenmärkten eingreifen, so wäre ein beschleunigter Vertrauensverlust die Folge.” Selbst wenn es nicht zu einem Währungskrieg käme, hätte es weitreichende Folgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Wachstumslokomotive einen ernsthaften Maschinenschaden habe und nicht nur zentralplanmäßig ihr Tempo drossele, würde aus Anlegersicht erheblich höher eingestuft.Gewinner der Woche ist zweifellos der Euro, der zeitweilig über die Marke von 1,12 Dollar kletterte. Sollte sich bestätigen, dass die Yuan-Abwertung die US-Notenbank Fed von einer ersten Zinsanhebung im September abhält, könnte der Euro weiter aufwerten. Von Interesse hinsichtlich der Fed-Mehrheitsverhältnisse ist die Veröffentlichung des Protokolls der Fed-Zinssitzung vom 28./29. Juli am Mittwochabend – auch wenn diese noch vor der Yuan-Abwertung stattfand.