China-Broker mit solidem Debüt in Hongkong

Huatai startet verhalten bei global zweitgrößtem IPO 2015 - Jack Ma verzehnfacht Einsatz bei Reorient

China-Broker mit solidem Debüt in Hongkong

Von Norbert Hellmann,SchanghaiDie chinesische Brokergesellschaft Huatai Securities ist beim Handelsdebüt an der Hongkonger Börse entgegen den Erwartungen nicht sonderlich stürmisch empfangen worden. Die zu 24,80 HK-Dollar am oberen Rand der Vermarktungsspanne lancierten neuen Titel gingen am Montag mit 5 % Kursgewinn bei 26,05 HK-Dollar aus dem Handel, nachdem sie in der Spitze bei 26,2 HK-Dollar (+ 7,3 %) notiert hatten. Während in China der Leitindex CSI 300 am Montag mit einem Anstieg um 4,9 % den kräftigsten Tagesgewinn seit Dezember 2012 verzeichnete, kam der Hongkonger Hauptindex Hang Seng nur um 0,6 % voran.Huatai Securities sammelte 4,5 Mrd. Dollar bei den Anlegern ein und stemmt damit nach dem spanischen Flughafenbetreiber Aena (mit 4,8 Mrd. Dollar) das weltweit bislang zweitgrößte Initial Public Offering (IPO) in diesem Jahr. Unter Ausnutzung von Mehrzuteilungsoptionen könnte Huatai aber noch an Aena vorbeiziehen. Gemäß den Hongkonger Regularien kann Huatai die Offerte binnen eines Monats noch um weitere 15 % aufstocken und würde dann bei 5,2 Mrd. Dollar landen.Angesichts des wieder neu angefachten Börsenfiebers an den chinesischen Festlandbörsen, von dem die Brokergesellschaften besonders profitieren, hatte das Initial Public Offering (IPO) der bereits in Schanghai gelisteten Huatai Securities große Erwartungen geweckt. Die Offerte war insgesamt gut 13-fach überzeichnet gewesen, wobei die für Privatanleger vorgesehene Tranche gar das 278-Fache an Nachfrage anzog.Insgesamt allerdings tun sich Neuemissionen an der von institutionellen Investoren dominierten Hongkonger Börse schwerer als an den vom Spekulationsfieber der Kleinanleger erfassten Börsen in Schanghai und Shenzhen. Dort kommen praktisch alle IPOs am ersten Handelstag auf den maximal zulässigen Kursanstieg von 44 %. Im März allerdings hatte Huatais Branchenkonkurrent GF Securities beim IPO in Hongkong große Begeisterung geweckt und war am ersten Handelstag auf einen eher “chinatypischen” Kursanstieg von 36 % gekommen. Zu den Schlüsselinvestoren, die sich vorab eine feste Zuteilung sichern durften, zählte bei Huatai der chinesische Milliardär Pony Ma, seines Zeichens Gründer und CEO des chinesischen Internetkonzerns Tencent. Er soll sich mit 100 Mill. Dollar engagiert haben. Ihm dürften mit seinem Engagement zumindest in der kurzen Frist nun aber wesentlich weniger spektakuläre Gewinne winken als seinem “Erzrivalen” und Namensvetter Jack Ma, dem Gründer und Chairman des E-Commerce-Riesen Alibaba. Nachdem das weltgrößte IPO von Alibaba an der New Yorker Börse im vergangenen Jahr Jack Ma bereits zu einem der reichsten Männer Asiens gemacht hat, beweist er auch einen Riecher für Brokergeschäfte. Alibaba-Gründer muss haltenMa hatte sich im April über den von ihm zu 40 % kontrollierten Private-Equity-Fonds Yunfeng Financial Holdings einen Mehrheitsanteil an der Hongkonger Boutique für Broker- und Investmentgeschäfte Reorient Group gesichert. Die nach Bekanntwerden des Engagements seit dem 21. April vom Handel ausgesetzten Reorient-Aktien nahmen ausgerechnet am Montag ihre Notierung wieder auf und legten in der Spitze um 178 % zu. Wie nun bekannt geworden ist, hat Yunfeng bei dem Deal mit Reorient eine Kapitalinjektion von 500 Mill. Dollar vereinbart und sicherte sich damit über die Ausgabe neuer Aktien zu 2 HK-Dollar eine Mehrheitsbeteiligung von 81 %.Das Engagement erfolgte zu einem Abschlag von 78 % auf den letzten Schlusskurs von Reorient. Nachdem die Aktie, deren Kurs in den vergangenen Jahren nie über 5 HK-Dollar hinausgekommen war, am Montag auf 23,5 HK-Dollar schoss, haben die neuen Investoren um Ma ihren Einsatz mehr als verzehnfacht und auf dem Papier mehr als 5 Mrd. Dollar verdient. Ein Pferdefuß ist freilich dennoch dabei, der neue Investor muss nämlich mindestens 18 Monate bei der Stange bleiben, und es muss bis dahin viel passieren, bis das noch magere Reorient-Geschäft die jetzige Kurshöhe rechtfertigt.