China hübscht Chinext auf

IPO-Reform soll Nebenwertemarkt zum Tech-Magneten machen

China hübscht Chinext auf

Chinas Staatsführung hat seit längerem zur Debatte stehende Reformen für den Small-Cap-Markt Chinext an der Börse in Shenzhen auf den Weg gebracht. Ähnlich wie beim im Sommer 2019 lancierten Star Market in Schanghai werden die Zugangsmöglichkeiten für Börsenneulinge erheblich flexibilisiert. nh Schanghai – Chinesische Börsenanwärter sollen noch in diesem Jahr erheblich gelockerte Regulierungsmodalitäten für Initial Public Offerings (IPO) am von Start-up-Firmen gern frequentierten Nebenwertesegment Chinext der Börse Shenzhen vorfinden. Damit erhält nach Schanghai nun auch der zweitwichtigste Börsenplatz in China eine Bühne für Neuemissionen, die nach Vorstellung der Regierung vor allem von jungen Unternehmen aus dem Technologiesektor genutzt werden soll.Das nun von Chinas Staatsführung und dem Präsidenten persönlich verabschiedete Reformpaket für Chinext sieht vor, dass in dem Markt künftig ähnliche IPO-Modalitäten wie in den USA vorliegen. Denn dort können junge Unternehmen ohne Gewinnhistorie auf Basis des sogenannten Registrierungsverfahrens mit relativ geringem regulatorischen Aufwand an den Start gehen.In Chinas staatlich überformtem Börsenwesen haben sich die Regulatoren mehr als sechs Jahre lang wenig erfolgreich mit schleichenden Reformgedanken zu einem bürokratisch hoffnungslos überfrachteten IPO-System beschäftigt, das einen riesigen Stau von Börsenkandidaten nach sich zog. Ein erster Durchbruch wurde im vergangenen Jahr mit dem neuen Star Market in Schanghai erzielt. Erstmals konnten chinesische Firmen per Registrierungsverfahren und damit einem wesentlich vereinfachten Listingregime an die Anleger herantreten und stießen dabei auf eine begeisterte Resonanz. Bisher rigide RegularienMit dem aufgefrischten Chinext-Markt soll nun eine zweite Bühne geschaffen werden, mit der chinesische Tech-Unternehmen akzeptable Listingbedingungen vorfinden. Zuvor mussten sie auf die New Yorker Nasdaq oder auch die Hongkonger Börse ausweichen und blieben vom heimischen Anlegerpublikum weitgehend abgeschottet. So unterliegen herkömmliche IPOs an chinesischen Festlandbörsen rigiden Bestimmungen, bei denen die Regulatoren nicht nur auf den Zeitpunkt, sondern vor allem auch auf den Umfang und die Bewertungsrelationen von Neuemissionen weitreichenden Einfluss nahmen. Emittenten durften nur mit einem maximalen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 an den Start gehen und mussten damit ein erzwungenes Underpricing in Kauf nehmen, das für vielversprechende Tech-Unternehmen als besonders schmerzhaft galt.Der Star Market und die anstehende Reform von Chinext gelten nicht zuletzt unter dem Eindruck des Handelsstreits mit den USA als eines der wichtigsten Finanzreformanliegen der chinesischen Regierung. Von der IPO-Reform verspricht man sich einen kapitalmarktgeleiteten Innovationsschub im Technologiesektor und eine Stärkung des heimischen Finanzplatzes. An der Chinext-Börse sind gegenwärtig 807 Unternehmen gelistet, die es kombiniert auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 900 Mrd. Euro bringen.