China inszeniert kleine IPO-Welle vor Jahresschluss

Ankündigung der Wertpapieraufsicht soll überhitzten Aktienmarkt abkühlen

China inszeniert kleine IPO-Welle vor Jahresschluss

Von Norbert Hellmann, SchanghaiAm seit Wochen überhitzten chinesischen Aktienmarkt ist es am Donnerstag zu einer leichten Abkühlung gekommen. China Wertpapieraufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC) ließ überraschend verkünden, dass sie einem Dutzend Unternehmen die sofortige Freigabe für ein Initial Public Offering (IPO) an den Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen erteilt hat. So rückte der marktbreite Shanghai Composite Index nach extrem volatilen Innertagesausschlägen am Donnerstag schließlich um 0,5 % auf 2 930 Punkte ab, während der die größten Werte in Schanghai und Shenzhen umfassende CSI 300 Index um 1,2 % nach unten korrigierte. Auch in Hongkong standen die chinesischen Werte unter Druck. Latente AngstAnkündigungen von Neuemissionen lösen in dem von Kleinanlegern dominierten chinesischen Aktienmarkt zuverlässig negative Reaktion aus, weil Börsengänge als eine Belastung für die Marktliquidität in einem tendenziell umsatzschwachen Handelsgeschehen empfunden werden. In den letzten Wochen allerdings waren die Handelsumsätze in Schanghai und Shenzhen im Zuge einer neu erweckten Begeisterung für die Aktienanlage beim chinesischen Publikum auf Rekordhöhen geschossen.Die Behörden scheinen im noch immer stark staatlich überformten Kapitalmarktwesen darauf zu dringen, die gegenwärtig zu beobachtende Euphorie am Markt für A-Aktien zu dämpfen. Eine Leitzinssenkung am 21. November hatte eine beispiellose Rally an dem seit Jahren schwach performenden chinesischen Festlandbörsen losgetreten, die den marktbreiten Hauptindex am führenden Aktienhandelsplatz Schanghai binnen weniger als zwei Wochen um über 25 % in die Höhe hatte jagen lassen.Nach einer ersten starken Korrektur am Dienstag, die allerdings von einem Sonderfaktor, nämlich der Verbreitung neuer stringenterer Regeln für die Unterlegung von Repogeschäften, ausgelöst worden war, hatte der Markt am Mittwoch wieder kräftig Fahrt aufgenommen. Daraufhin ließ die CSRC am Mittwochabend überraschend die Freigabe für insgesamt 12 IPOs verkünden, die nun in Kürze in den Markt dringen werden. Rigides Listing-RegimePotenzielle Neuemittenten genießen in China, anders als auf westlichen Märkten, keine freie Wahl für das Timing eines IPO, sondern unterliegen äußerst rigide gehandhabten Freigaben der Aufsichtsbehörden. Gleichzeitig wirkt der Regulator aus Anlegerschutzaspekten heraus auch auf das Pricing von IPO ein, um “vernünftige” Bewertungsrelationen zu gewährleisten, nachdem es in der Vergangenheit immer wieder zu dubiosen Neuemissionen gekommen ist, die nach dem Handelsstart einem rapiden Wertverfall ausgesetzt waren. In den vergangenen zwei Jahren waren Börsengänge seitens der CSRC mit Blick auf eine Schonung der Märkte, aber auch im Zuge einer Art Generalüberholung des Listing-Regimes systematisch zurückgehalten worden.Nach einem länglichen Moratorium zwischen Herbst 2012 und Ende 2013 wurden zum Jahresbeginn 2014 ein paar Dutzend IPO-Kandidaten stoßweise in den Markt gelassen, danach kam es im Februar und im Frühjahr nochmals zu kleinen Emissionswellen. Angesichts des starken Staus an Börsenkandidaten – trotz eines Aussiebeverfahrens der CSRC stehen noch immer rund 600 Unternehmen mit einem IPO-Vorhaben Schlange – und einer chinesischen Vorliebe für spekulative Engagements in neuen Titeln kommt bei Börsengängen auf dem Festland in der Regel zu gewaltigen Kurssprüngen am ersten Handelstag. Kursrausch am Tag einsIn diesem Jahr kam das Gros der Emittenten auf einen Kursanstieg von 40 % und damit der höchstzulässigen Bewegung am ersten Handelstag. Allerdings geschah dies vor dem Hintergrund eines ansonsten lethargischen Marktgeschehens. Marktteilnehmer stellen sich nun die Frage, ob der starke Aufgalopp der Aktienwerte sich auf die Begeisterung der Anleger, ihr Glück mit neu emittierten Aktien zu versuchen, auswirkt. So gibt es Stimmen, die prophezeien, dass die derzeit extreme Volatilität im Markt auch die neuen Kandidaten erfassen könnte und für einige böse Überraschungen beim Handelsstart sorgen könnte.Die meiste Aufmerksamkeit dürfte dabei das Debüt der chinesischen Billigfluggesellschaft Spring Airlines auf sich ziehen. Spring Air ließ am Donnerstag wissen, dass man mit einem Listing an der Börse Schanghai am 22. Dezember rechne und mit dem IPO mindestens 1,8 Mrd. Yuan (ca. 230 Mill. Euro) aufnehme.