China lässt Yuan rote Linie überschreiten
sts Frankfurt – China hat den Handelsstreit mit den USA auf den Währungsmarkt ausgeweitet und eine bislang rote Linie aufgegeben. Der Dollar handelte erstmals seit Mai 2008 wieder über der Marke von sieben Yuan. Er wertete am regulierten Markt in Schanghai (Onshore) auf 7,0514 Yuan auf, während er am freien Markt in Hongkong (Offshore) sich auf 7,1087 Yuan verteuerte.Die chinesischen Behörden ließen die Währung zum Dollar fallen, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf Insider berichtet. Chinas Notenbank lehnte eine Stellungnahme zu der Entwicklung ab. Sie hatte zuvor erklärt, sie sei zuversichtlich, den Yuan auf vernünftigem und ausgewogenen Niveau stabil halten zu können. Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten, ausgelöst durch die neue Runde von US-Zöllen gegen China, stärkt tendenziell den Dollar. Grund dafür ist die Dominanz von US-Investoren am weltweiten Kapitalmarkt, die in Krisenphasen ihr Geld nach Hause holen, also Dollar kaufen. “Die brennende Frage lautet nun, ob China seine Währung zur Waffe stilisieren möchte, um in einem unübersichtlichen Handelskrieg zurückschlagen zu können. Dem könnte durchaus so sein”, schreibt Esther Reichelt, Währungsanalystin der Commerzbank. “Die heutige Bewegung suggeriert ganz offensichtlich, dass sich China der Notwendigkeit für mehr Währungsflexibilität bewusst ist, um den Handelsschwierigkeiten zu trotzen.”Als traditionelle Fluchtwährung profitierte der Franken von der Unsicherheit. Für einen Euro musste mit 1,0865 sfr so wenig wie zuletzt im Juni 2017 gezahlt werden. Unter Marktakteuren gibt es eine rege Diskussion darüber, ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Kurs bei 1,10 oder sogar bei 1,08 durch Interventionen deckeln könnte (vgl. BZ vom 2. August). Nahrung erhielten die Spekulationen über ein Eingreifen der Währungshüter von jüngsten Daten zu den Sichtguthaben von Schweizer Finanzinstituten bei der SNB. Sie stiegen vergangene Woche erneut um 1,6 Mrd. Franken, nachdem sie bereits in der Woche davor um 1,7 Mrd. Franken zugelegt hatten. “Die SNB ist definitiv am Markt aktiv”, sagte Karsten Junius, Chefökonom bei der Privatbank J. Safra Sarasin.Das Pfund leidet unterdessen unter der zunehmenden Furcht vor einem ungeregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. Der Euro war mit 92,77 Pence so teuer wie seit September 2017 nicht mehr. Zum Greenback notierte das Pfund mit 1,2102 Dollar nahe dem 31-Monats-Tief, das am Donnerstag erreicht wurde. “Die Wahrscheinlichkeit eines ungeregelten Austritts sieht nun höher aus als zu jedem Zeitpunkt seit dem Referendum 2016”, sagte John Wraith, Währungsstratege bei der Bank UBS. Es bestehe das Risiko, dass “wir schon jetzt den Punkt überschritten haben, an dem wir noch umkehren konnten”.Der Euro profitierte von Aussagen eines führenden EZB-Vertreters, wonach keine neuen Anleihekäufe notwendig sein könnten. Er verteuerte sich um 0,8 % auf 1,1192 Dollar.