Finanzmärkte

Chinas Aktien sind günstig bewertet

Inflationsseitig öffnet sich für die Fed nun das Fenster für Zinssenkungen, meint Tilmann Galler, Kapitalmarktexperte bei J.P. Morgan Asset Management. Die Bewertung chinesischer Aktien sei günstig.

Chinas Aktien sind günstig bewertet

Chinas Aktien sind günstig bewertet

J.P. Morgan AM: Für die Fed öffnet sich das Fenster für Zinssenkungen – Aktienmärkte halten sich weltweit gut

Inflationsseitig gibt es nun Spielraum für Zinssenkungen, etwa bei der Fed und weiterhin bei der EZB. Diese Einschätzung vertritt J.P. Morgan AM. An den Aktienmärkten werden die Bewertungen der chinesischen Werte als günstig eingestuft.

kjo Frankfurt

„Die Entspannung bei der Inflation öffnet der US-Notenbank Fed nun das Fenster für Zinssenkungen“, sagt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Central Eastern Europe (CEE) bei J.P. Morgan Asset Management (JPMAM), beim Kapitalmarktausblick des Vermögensverwalters für das zweite Halbjahr. Die meisten Experten gehen bei den großen Notenbanken im zweiten Halbjahr von einsetzenden oder weiteren Lockerungsschritten in der Geldpolitik aus. Viele Volkswirte stellen sich nun auch bei der Fed auf die erste Zinssenkung und damit auf das Ende des bisherigen Straffungszyklus ein.

Bei der EZB sieht Galler im zweiten Halbjahr noch zwei Zinssenkungen. Bei der Schweizer Notenbank SNB geht der Experte davon aus, dass sie erstmal mit Zinssenkungen durch ist. „Sie wird die Inflationsentwicklung jetzt abwarten“, sagt Galler.

Die Aktienmärkte haben sich nach Ansicht von Galler in diesem Jahr bisher gut gehalten. Im laufenden Jahr hat der MSCI World bislang rund 12% an Wert zugelegt, zwischenzeitlich war auch schon ein Minus von insgesamt 5% eingetreten (vgl. Grafik). Damit schneidet der Markt in der Historie betrachtet gut ab, zumal es nur ein Zwischenfazit ist. Wachstum und Inflation beurteilt Galler als widerstandsfähig. Eine lockere Finanzpolitik sei ein wesentlicher Bestandteil der Widerstandsfähigkeit, aber auch ein angespannter Arbeitsmarkt. So sei die Arbeitslosigkeit in den USA zurückgegangen, ebenso das Lohnwachstum. Im Zuge der lockeren Finanzpolitik sei in den vergangenen rund 24 Jahren aber auch zu beobachten gewesen, dass die Staatsverschuldung in den USA, der Eurozone und in Großbritannien gestiegen sei. Erst nach 2020 habe sich die Staatsverschuldung dann von ihren vorherigen Hochs etwas abgesetzt.

Immer mehr Rückstände

Mit Blick auf den privaten Verbrauch hält Galler fest, dass sich die US-Konsumenten derzeit noch robust halten, allerdings hätten die Arbeitnehmer mit einem geringeren Einkommen zu kämpfen, da die Finanzierungskosten zu steigen beginnen. Er verweist auf einen steigenden prozentualen Anteil am verfügbaren Einkommen, den die Privathaushalte mittlerweile für die Zinszahlungen aufwenden müssen. Zudem zeige sich, dass die privaten Schuldner bei ihren Kreditbedienungen in den Rückstand geraten. So sei der Anteil der Schulden mit mehr als 30 Tagen Überziehung der Fälligkeit unter den US-Verbrauchern bei verschiedenen Kreditarten deutlicher angestiegen. Bei den Kreditkartenschulden liegt der Anteil mittlerweile bei rund 9% nach rund 4% vor zwei Jahren. Auch bei den Autokrediten und den Hypothekenfinanzierungen sind deutliche Anstiege bei den Rückständen in der Begleichung zu beobachten.

Am chinesischen Aktienmarkt stuft Galler die Bewertungen der Dividendentitel als günstig ein. Allerdings müssten sich die Gewinne der Unternehmen erst noch erholen. So liegen die Konsensschätzungen für das Gewinnwachstum je Aktie bei den chinesischen Werten bei mehr als 15% gegenüber dem Vorjahr. Bei den Schwellenländern liegt die Konsensschätzung für das Gewinnwachstum bei mehr als 20%. Für Europa ohne Großbritannien liegt der Wert bei knapp über 5%, in den USA sind es mehr als 10% und weltweit wird mit rund 8% gerechnet.

Bei der Bewertung von Aktien, insbesondere auch den Small Caps, müssen Anleger laut Galler längerfristig höhere Zinsen im Auge behalten. Er richtet den Blick in diesem Zusammenhang auf die Fälligkeiten der ausstehenden Schulden sowohl bei den S&P-500-Firmen als auch den im Russell 2000 enthaltenen Unternehmen. Während der Anteil der Schulden, die in diesem Jahr fällig werden und 2023 wurden, noch relativ gering ist, d.h. deutlich unter 10% aller Schulden der Firmen, steigt er in den kommenden Jahren kräftig an. 2025-26 werden bei S&P-500-Firmen und Russell-2000-Unternehmen schon knapp 15% aller Schulden fällig sein. Im Jahr 2029 und danach werden bei den S&P-500-Unternehmen 60% aller vorhandenen Schulden fällig. Bei den Firmen aus dem Russell 2000 sind es über 25% aller Schulden.

Die Spreads in diversen Bondmarktsegmenten haben sich in den vergangenen Monaten deutlich von ihren weitesten Niveaus abgesetzt. So liegen die Spreads der US-High-Yielder und Euro-High-Yielder unterhalb der durchschnittlichen Niveaus, die seit 2010 beobachtet werden konnten.