Chinas Börsen planen Kodex für Aussetzungen

Neue Regeln sollen Kursunterbrechungen limitieren - Weiterhin Ausnahmen für Staatsriesen

Chinas Börsen planen Kodex für Aussetzungen

nh Schanghai – Im Zuge laufender Reformvorhaben für Chinas Aktienmarkt wollen sich die Börsenbetreiber in Schanghai und Shenzhen nun verstärkt der Problematik von häufigen und langwierigen Handelsaussetzungen annehmen. Wie aus Mittelungen der Shanghai Stock Exchange und der Shenzhen Stock Exchange hervorgeht, ist ein neuer Kodex in Planung, der eine Kursaussetzung bei Aktien von Unternehmen, die maßgebliche Restrukturierungsschritte oder Akquisitionsmaßnahmen treffen wollen, auf zunächst zehn Tage begrenzen würde. Bislang ist in solchen Fällen eine Einstellung des laufenden Handels von bis zu drei Monaten gang und gäbe.Bei Ankündigungen von Veränderungen im Anteilsbesitz oder der Ausgabe von Aktien im Rahmen von Management-Anreizprogrammen sollen künftig Handelsaussetzungen von maximal zwei Tagen die Norm sein. Wie dem Vorschlagspapier der Börsen weiter zu entnehmen ist, soll in Einzelfällen allerdings eine Ausweitung der Zehntagesfrist auf 25 Tage möglich sein, falls dies zur Verbreitung weiterer Informationen an die Anleger erforderlich ist. Eine weitere Ausnahme soll sogenannte “Schlüsselprojekte” im Bereich der chinesischen Staatsunternehmen betreffen. Damit dürften vor allem Fusionspläne von großen chinesischen Staatsunternehmen gemeint sein, wie man sie zuletzt im Bahnsektor, bei Stahl und im Energiebereich erlebt hatte. Im Zusammenhang mit solchen Großfusionen ist es in China des Öfteren zu mehrmonatigen Handelsaussetzungen gekommen. Zuletzt hatte Chinas Wertpapieraufsicht Anfang des Jahres Pläne für eine Reform der Bestimmungen rund um Handelspausen angekündigt. Das Thema war beim chinesischen Aktiencrash vor drei Jahren in den Fokus gerückt, als im Zuge von staatlichen Stützungsmaßnahmen zeitweise Tausende von chinesischen Aktien über längere Zeit hinweg nicht handelbar waren. Im Zuge der diesjährigen Aktienmarktbaisse (siehe Chart) ist die Problematik allerdings weniger stark zum Vorschein gekommen. MSCI setzt Wünsche durchDer krasse Unterschied in der Handhabung von Kursaussetzungen zwischen chinesischen und westlichen Börsen galt lange Zeit als besonderer Hinderungsgrund für eine Aufnahme von chinesischen A-Aktien in die Benchmarks von führenden Indexbetreibern wie MSCI. In diesem Jahr allerdings sind einige Hundert chinesische A-Aktien in die globalen Indizes von MSCI aufgenommen worden, wobei man sich auf große liquide Werte konzentriert hatte, die bislang restriktiv mit längeren Handelspausen umgegangen waren.Mit dem Einbezug in die Benchmarks verbindet sich ein Zustrom von passiv gemanagten ausländischen Fondsgeldern in den chinesischen Aktienmarkt, der von chinesischer Seite sehr erwünscht ist. MSCI hatte allerdings weitere Verbesserungen beim Umgang mit dem Handelsaussetzungsmodus als eine Voraussetzung für weiterführende Inklusionsschritte und eine Erhöhung der Indexgewichte von chinesischen A-Aktien genannt. Ähnlich sieht es beim Indexanbieter FTSE Russell aus, der im Sommer beschlossen hat, ab dem kommenden Jahr ausgewählte chinesische A-Aktien in seinen globalen Indizes zu repräsentieren.Die neuen Vorschlagspapiere der chinesischen Börsenbetreiber unterliegen zunächst noch einer Kommentierungsperiode, die bei der Shanghai Stock Exchange bis zum 1. Dezember läuft und seitens der Shenzhen Stock Exchange noch bis zum 21. Dezember reicht.