Chinas Börsen tasten sich an Dual Class heran
nh Schanghai – An den Börsen in Festlandchina sollen Aktien mit Mehrfachstimmrechten künftig einfacher gehandelt werden können. Die Börsen in Schanghai und Shenzhen haben im Rahmen einer vorläufigen Vereinbarung mit dem Hongkonger Börsenbetreiber Hong Kong Exchanges & Clearing (HKEx) eine Vereinbarung getroffen, um künftig Unternehmen mit Aktienklassenstrukturen, die Mehrfachstimmrechte erlauben (Dual Class Shares) in den Handelsverknüpfungsmechanismus (Stock Connect) zwischen den Festlandmärkten und Hongkong aufnehmen zu können.Damit werden die Weichen gestellt, um Aktien von chinesischen Tech-Unternehmen, die seit diesem Jahr mit Dual Class Shares an die Hongkonger Börse gehen können, auch in den Stock Connect genannten Handelsbrücken zwischen Schanghai und Hongkong beziehungsweise Shenzhen und Hongkong einzubeziehen. Dual Class Shares, mit denen sich insbesondere Gründer von Tech-Unternehmen nach einem Börsengang eine dauerhafte Stimmrechtskontrolle jenseits von Kapitalanteilen sichern können, sind auf dem chinesischen Festland bislang nicht möglich.Dies hat maßgeblich dazu beigetragen, dass chinesische Technologiesektor-Riesen wie Alibaba und Baidu für ihre Börsengänge die Wall Street angesteuert haben. Im Frühjahr allerdings hat auch die Hongkonger Börse nach einem langwierigen regulatorische Tauziehen Börsengänge unter einer Struktur mit Dual Class Shares ermöglicht und so ihre Attraktivität für Initial Public Offerings (IPO) im Technologiesektor gestärkt. Xiaomi war VorreiterSeit Jahresmitte sind rund ein Dutzend chinesischer Start-ups mit entsprechenden Emissionen vorstellig geworden, darunter befinden sich zwei der diesjährig weltweit größten IPO seitens des chinesischen Smartphone-Bauers Xiaomi und des Online-Dienstleisters Meituan Dianping. Bei Aktien haben allerdings unter der insgesamt schwachen Börsenverfassung gelitten und seit dem Handelsstart rund 20 % beziehungsweise 28 % eingebüßt.Dabei hat sich als ein Nachteil erwiesen, dass Anleger auf dem chinesischen Festland, die sich über die beiden Stock-Connect-Systeme auch im Hongkonger Markt engagieren können, bislang keinen Zugang zu den Börsenneulingen mit Dual Class Shares fanden.Chinas Staatsrat hatte zwar im September eine Richtlinie erlassen, die künftig auch eine Zulassung von Firmen mit Dual Class Shares erlauben sollen, doch ist dieses Projekt, bei dem auch in den USA oder Hongkong gelistete Firmen über die Begebung von sogenannten Chinese Depositary Receipts (CDR) ein Entrée in den Festlandmarkt finden könnten, im Zuge der diesjährigen Aktienmarktturbulenzen auf die lange Bank geschoben worden.Angesichts komplexer regulatorischer Anforderungen auf dem Festland dürfte auch die Aufnahme der Dual Class Shares in das Stock-Connect-Programm noch einige Zeit beanspruchen. HKEx-Chef Charles Li zufolge werden die detaillierten Pläne für das neue Programm Mitte kommenden Jahres veröffentlicht.