Chinas tückische Bondrally

Chinas Zentralbank kühlt Bondmarktrally ab

Chinas Zentralbank sendet ominöse Signale, dass sie bereit steht, um im im Staatsanleihenmarkt zu intervenieren. Der Währungshüter hat ein manifestes Interesse daran, einer stürmischen Bond-Rally Einhalt zu gebieten die die Rendite auf zehnjährige Staatstitel immer weiter nach unten treibt.

Chinas Zentralbank kühlt Bondmarktrally ab

Chinas Notenbank kühlt Bondrally ab

Signal für Interventionsbereitschaft – Zehnjährige Rendite löst sich vom Rekordtief

nh Schanghai

Chinas Zentralbank nimmt die starke Rally bei heimischen Regierungsanleihen zum Anlass, ein wichtiges Interventionssignal zu senden. Laut einer Mitteilung der People’s Bank of China (PBOC) werden nun Leihgeschäfte mit chinesischen Bond-Primärhändlern angebahnt. Dies nährt den Verdacht, dass der Währungshüter die geliehenen Wertpapiere für Verkaufstransaktionen einsetzt, um Einfluss auf die Preisbildung zu nehmen. Aus Sicht der Zentralbank gilt es, der Spekulation auf rasch weiter sinkende Renditen im Laufzeitenspektrum zwischen zehn und 30 Jahren zumindest einen Dämpfer zu verpassen.

Nebulöse Erklärung

In ihrer Ankündigung zu den kommenden Leihgeschäften verzichtet die PBOC allerdings darauf, ihre genauen Absichten näher zu erläutern. So wird auch nicht die Möglichkeit eines Markteingriffes via direkte Anleiheverkäufe erwähnt. Vielmehr heißt es, man agiere nach sorgfältiger Beobachtung und Evaluierung der aktuellen Marktsituation, um stabile Bedingungen im Anleihemarkt gewährleisten zu können.

Bei den Marktteilnehmern ist die Positionierung der Zentralbank jedoch als klares Warnsignal verstanden worden, dass sie sich gegen eine Fortsetzung der spekulativen Bondhausse im Staatsanleihenmarkt zu stemmen gedenkt. Entsprechend kam es am Dienstag zu einem scharfen Abverkauf mit Schwerpunkt bei zehnjährigen Papieren, deren Rendite zu Wochenbeginn auf ein Rekordtief bei 2,18% gesunken war.

Rendite zieht wieder an

Am Dienstag kletterte die Rendite wieder auf 2,24%. Sie dürfte nach der Auffassung von Händlern nun wieder eher in Richtung 2,3 bis 2,4% gehen, als nochmals unter die Marke von 2,2% zu rutschen. In der 30-jährigen Laufzeit kam es zu einem Anstieg um zwei Basispunkte auf 2,46%. Bei den Langläufern hatte man den Renditetiefpunkt von 2,42% bereits im April erreicht.

Bodenbildung gesucht

Analysten werten das Manöver der PBOC als einen effektiven Versuch, einstweilige Untergrenzen für das Renditeniveau in der zehn- und dreißigjährigen Laufzeit bei 2,2 bzw. 2,4% zu verankern. Sie bezweifeln allerdings, dass es gelingen kann, dem langfristigen Abwärtstrend bei den Bondrenditen Einhalt zu gebieten.

Drang zu sicheren Werten

Chinas maue Konjunkturperspektiven und ein gedämpftes Anlegervertrauen, das den Drang zu sicheren Werten fördert, sind die prägenden Faktoren für den ungewohnten Druck auf die Bondrenditen. Diesem sehen Regierung und Zentralbank bereits seit Monaten mit wachsendem Unbehagen entgegen.

Steiler Abtrieb

Seit dem Herbst 2023 tendieren die Renditen insbesondere in der zehnjährigen Laufzeit steil nach unten. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres, das von starkem Konjunkturpessimismus sowie Enttäuschung über zögerliche fiskalische und monetäre Impulse geprägt war, sah man die Rendite auf Zehnjährige um rund 50 Basispunkte auf 2,6% sinken. Ende Januar wurde dann erstmals seit mehr als 20 Jahren die viel beachtete Marke von 2,5% unterschritten.

Sonderanleihen beflügeln

Auch im Frühjahr hat sich der Abwärtstrend trotz Anzeichen für eine konjunkturelle Stabilisierung weiter fortgesetzt. Dabei spielte auch eine Rolle, dass die Pekinger Regierung als Ansatzhebel für budgetschonende fiskalische Impulse mit der Emission von Sonderanleihen in einem gewaltigen Gesamtrahmen von rund 1 Bill. Yuan (knapp 130 Mrd. Euro) loslegte. Damit wurde die Rally-Stimmung im Bondmarkt nochmals kräftig angefacht.

Unerwünschte Umschichtung

Der Enthusiasmus für die Bondanlage ist nicht im Pekinger Sinne. Man befürchtet, dass das Engagement der von engen Zinsmargen bedrängten Geschäftsbanken negativ auf ihre Liquiditätsspielräume und Kreditvergabeaktivität abfärbt. Parallel dazu setzen Privatanleger ihr Rückzugsgefecht aus dem Aktien- wie auch dem Immobilienmarkt fort. Sie drücken eine wachsende Sparvorliebe mit dem Griff nach sicheren Anleihepapieren aus. Der Umschichtungstrend konterkariert aber Hoffnungen der Pekinger Wirtschaftslenker auf eine Erholung der Konsumnachfrage und auf eine beherztere Rückkehr der Investoren in den Immobilienmarkt.

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