sts Frankfurt – Die rumänische Währung Leu wird nach Einschätzung der Commerzbank weiter unter Druck bleiben. Grund dafür sei vor dem Hintergrund der Massenproteste “die anhaltende Unsicherheit über die weitere politische Entwicklung”. Aktuell werden für 1 Euro 4,52 Leu bezahlt. In den vergangenen Wochen schwankte der Kurs trotz Eingriffen der Notenbank teils deutlich zwischen 4,48 und 4,55 Leu je Euro.”Es könnte alles so schön sein”, schreibt Analystin Alexandra Bechtel in einer Kurzstudie zum ärmsten EU-Land. “Die rumänische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um sagenhafte 4,8 % gewachsen, die Inflation gibt keinen Anlass zur Sorge. Deutliche Erfolge im Kampf um eines der größten Probleme des Landes, die Korruption, hat in den vergangenen Jahren auch die Anti-Korruptionsbehörde erzielt.”Doch ihr Wahlsieg im vergangenen Dezember scheint der Regierungspartei PSD zu Kopf gestiegen zu sein, mutmaßt die Analystin. Bereits kurz nach ihrer Amtseinführung Anfang Januar habe die neue Regierung von Ministerpräsident Sorin Grindeanu versucht, die Demokratie aufzuweichen, indem am Parlament vorbei ein neues Dekret zur Lockerung der Korruptionsgesetze durchgesetzt werden sollte. Dies führte zu Demonstrationen. “Nach anhaltenden Massenprotesten ruderte die Regierung zwar zurück, blieb jedoch auch nach einem überstandenen Misstrauensvotum uneinsichtig”, schreibt Bechtel. “Es scheint, als teste man – ähnlich den Regierungen in Polen und Ungarn – die Grenzen der Macht. Doch damit könnte sie die Rechnung ohne die Bevölkerung gemacht haben.” Die Erfahrung zeige, dass die rumänische Bevölkerung zwar nicht stark an Wahlen teilnimmt, aber auf der Straße eine Regierung stürzen könne.”Die politischen Risiken dürften den Leu in der kurzen Frist weiter belasten”, so ihr Fazit. “Als gemanagte Währung wird die Zentralbank jedoch zu starke Euro-Leu-Schwankungen mit Interventionen abmildern. Sobald sich die Lage beruhigt, dürfte sich auch der Leu wieder erholen.”