Crash in der Türkei
wbr Frankfurt
Einen dramatisch Kurseinbruch hat die türkische Lira hinnehmen müssen, nachdem Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den Notenbankchef des Landes Naci Agbal am Wochenende überraschend entlassen hatte. Im Handel mit dem Dollar verlor die Lira zeitweise bis zu 13% an Wert. Dementsprechend schnellte der Kurs auf in der Spitze 8,17 Lira pro Dollar hoch. Zuletzt konnte die Lira die Verluste ein Stück weit eingrenzen. Am Abend wurden für einen Dollar 7,85 Lira gezahlt. Damit hat die Lira seit Freitag 8,9% an Wert verloren. In der Krise im November hatte der Lirakurs bei 8,50 pro Dollar gelegen und war nach dem seinerzeitigen Wechsel an der Notenbankspitze zurückgekommen.
Die Entlassung des Notenbankchefs nach vier Monaten schockierte Marktbeobachter und Investoren. Agbal hatte in seiner kurzen Amtszeit verlorenes Vertrauen in die geltende Geldpolitik der Türkei zurückgeholt. Mit starken Zinsanhebungen hatte er den Lirakurs stabilisiert, obwohl Präsident Erdogan ein erklärter Gegner hoher Zinsen ist. Der Absturz der Lira löste auch einen Crash am Aktienmarkt aus. Der Istanbuler Leitindex brach um knapp 10% ein. Am Anleihemarkt kam es ebenfalls zu einem Ausverkauf. Die Rendite der zehnjährigen Lirabonds stieg um mehr als 500 Basispunkte auf 18,7%.
Angesichts der Lage in der Türkei werden Fragen nach einem Hilfspaket durch den Internationalen Währungsfonds (IMF) lauter. Eine problematische Lösung, meint die Commerzbank. „Der IMF würde von der Türkei eine ausgesprochen restriktive Geldpolitik fordern. Erdogan müsste also öffentlich eingestehen, dass seine geldpolitische Strategie falsch war. Das wäre ein hoher politischer Preis. Würde er ihn zahlen? Vielleicht, wenn‘s gar nicht anders geht.“ Die Bank rechnet vorerst damit, dass die türkische Lira weiter an Boden verliert.
Der Kurs des Euro ist am Montag wieder über die Marke von 1,19 US-Dollar gestiegen. Nachdem sich die Gemeinschaftswährung bis zum Vormittag an der Marke gehalten hatte, stieg sie bis zum Abend um 0,2% auf 1,1930 Dollar.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekannte sich zu Deviseninterventionen. Bei der Vorstellung des Jahresberichts wurde deutlich, dass sie 2020 für rund 110 Mrd. sfr in den Markt eingegriffen hat. Der Euro war zuletzt auf 1,11 sfr gestiegen. Am Montag legte der Franken um 0,4% zu.