Bloomberg Kopenhagen – Dänemark wird nach Meinung von Beobachtern wohl nicht mehr viel länger in der Lage sein, seine Anleiheemissionen auszusetzen. Nordea Bank AB, die größte Bank in Skandinavien, geht zum Beispiel davon aus, dass Dänemark noch in diesem Quartal wieder mit Auktionen beginnen wird. Jan Stoerup Nielsen, Analyst bei der Bank in Kopenhagen, glaubt, dass die Notenbank im kommenden Jahr wahrscheinlich 100 Mrd. dkr (rd. 13,4 Mrd. Euro) an Anleihen verkaufen muss.Dänemarks Regierung hatte in dieser Woche bekanntgegeben, dass sie im kommenden Jahr 14 % mehr an Verbindlichkeiten brauchen wird. Hintergrund sei die Ausweitung des Haushaltsdefizits und ein langsameres Wachstum der Wirtschaft. Die Notwendigkeit für Finanzierungen in dänischen Kronen wird den Angaben der Regierung zufolge im kommenden Jahr auf 144 Mrd. dkr anschwellen. Unter Berücksichtigung von Emissionen in Fremdwährungen plant die Regierung, insgesamt 167 Mrd. dkr nächstes Jahr über die Märkte zu beschaffen.”Der höhere Finanzierungsbedarf für 2016 macht es wahrscheinlicher, dass die Emissionen früher wieder beginnen als zuvor vermutet”, meint auch Arne Lohmann Rasmussen, Chef für Bond-Analysen bei Danske Bank, in einem Report. “Eine aktuelle Meldung zum Stand der Dinge könnte es möglicherweise noch in dieser Woche von der Notenbank geben.” Dänemark hatte die Anleiheauktionen Ende Januar dieses Jahres ausgesetzt. Der Schritt war Teil eines Programms, mit dem verhindert werden sollte, dass Spekulanten Kronen-Aktiva mit “AAA”-Bewertung horten und die Anbindung der Krone an den Euro untergraben.Nach sieben Monaten ohne Emissionen wird die Agentur “sehr aktiv bei Roadshows sein müssen, das gilt besonders für Investoren aus dem Ausland”, sagt Nielsen. “Es wird wohl vermutlich jede Menge Treffen mit Investoren geben. Das Risiko, so lange nicht auf dem Markt gewesen zu sein, besteht darin, dass Investoren den dänischen Anleihemarkt vergessen haben oder dass bei ihnen die Sorgen zum Mangel an Liquidität gewachsen sind”, so seine Einschätzung.Das Haushaltsdefizit für das laufende Jahr wurde zuletzt auf 2,7 % des Bruttoinlandsprodukts geschätzt. Das ist mehr als das Doppelte der zuvor prognostizierten 1,3 %. Die Lücke wird sich im kommenden Jahr auf 2,8 % vergrößern, glaubt das Finanzministerium. Lars Mayland Nielsen, Chef der dänischen Schuldenagentur in Kopenhagen, wollte auf Nachfrage von Bloomberg keinen Kommentar zu den Emissionsplänen abgeben. Vor der Aussetzung hatte die Agentur geplant, dieses Jahr unterm Strich 75 Mrd. dkr an Bonds zu verkaufen.