IM INTERVIEW: PETER JUHL PEDERSEN, JYSKE INVEST

"Das Risiko ist nicht sehr hoch"

Fondsmanager: Bindung der dänischen Krone an den Euro steht nicht zur Disposition - Japaner greifen bei Anleihen zu

"Das Risiko ist nicht sehr hoch"

Dänemark gehört zwar offiziell nicht der Eurozone an, seine Währung ist jedoch mit einer Schwankungsbreite an den Euro gekoppelt. Dieser sogenannte Währungskursmechanismus II steht für die dänische Krone auch nicht in Frage. Dies betont im Interview der Börsen-Zeitung Peter Juhl Pedersen, Fondsmanager bei Jyske Invest. Wegen des Renditeaufschlags zu Bundesanleihen besteht an dänischen Bonds jüngst auch Kaufinteresse aus Japan, wie er berichtet.- Herr Pedersen, die Bindung der dänischen Krone reicht in die achtziger Jahre zurück, als Dänemark seine Währung an die D-Mark knüpfte. Es kommen immer wieder einmal Gerüchte über eine Abschaffung auf. Haben diese Spekulationen eine realistische Grundlage?Nach der Krise im Anschluss an die Freigabe des Schweizer Franken im Januar 2015 hat sich gezeigt, dass der sogenannte Währungskursmechanismus II zwischen der dänischen Notenbank und der Europäischen Zentralbank hält. Es wurden nicht einmal die Ränder der zugelassenen Schwankungsbreite getestet, als wir vergangenes Jahr die Spekulationen gegen die dänische Krone gesehen haben. Die Notenbank ließ nur Kurse von rund 0,5 % oberhalb und unterhalb des Mittelwertes von 7,46038 Kronen je Euro zu, während der Wechselkursmechanismus II Abweichungen von bis zu 2,25 % zulässt. Was sich im Vergleich zur Situation Anfang 2015 verändert hat, sind die niedrigeren Zinsen. Aktuell liegt der Leitzins der dänischen Nationalbank bei minus 0,65 %, damit hat sich das Zinsgefälle erhöht. Im vergangenen Jahr lag der Leitzins teilweise bei minus 0,75 %. Ich denke, keine Notenbank würde tiefer gehen.- Welche Instrumente jenseits des Leitzinses kann die dänische Nationalbank einsetzen, um die Bindung der Krone zu verteidigen?Das eigentliche Werkzeug der Notenbank sind die Währungsreserven und die Aktivitäten, die sie damit unternehmen kann. So hat sie im ersten Quartal 2015 ihre Reserven von rund 450 auf 750 Mrd. Kronen aufgestockt, aktuell sind es rund 460 Mrd. Kronen. Außerdem betont Notenbank-Präsident Lars Rohde regelmäßig, dass er bereit sei, die Geldbasis zu verbreitern, also mehr Geld zu drucken. Wir sehen allerdings eher eine starke dänische Krone.- Die Schweiz interveniert ja offenbar gegen eine Franken-Aufwertung. Dort gibt es inzwischen eine Diskussion über die Grenzen von Interventionen in den Devisenmarkt. Gibt es in Dänemark eine ähnliche Diskussion?Nun, die Währungsreserven sind wieder auf den Stand vor den Interventionen im Jahr 2015 zurückgefallen. Das gibt der Notenbank Spielraum. Sie will zudem einen Reputationsverlust wie im Vorjahr verhindern, als zur Verteidigung der Euro-Bindung zwischen Februar und Oktober die Emission von Staatsanleihen ausgesetzt war. Eine Alternative wäre deshalb der Aufkauf von Staatsanleihen im Stil der Europäischen Zentralbank. Wir haben dies bislang noch nicht gesehen, aber es wäre eine Möglichkeit. Letztlich ist die Erhöhung der Nachfrage das Gleiche wie die Verringerung des Angebotes. In jedem Fall wird die Notenbank dänische Anleihen teurer machen müssen, wenn sie den Zufluss ausländischer Währungen begrenzen will.- Was wäre die Konsequenz daraus, falls die Notenbank die Bindung nicht verteidigen kann – oder nicht mehr länger verteidigen will?Das ist schwer zu sagen, aber eine Sache ist, dass die dänischen Pensionsfonds stark in Euro investiert sind und dementsprechend Verluste erlitten. Zudem treiben wir viel Handel mit Deutschland, und ich glaube nicht, dass die dänischen Unternehmen ihr Währungsrisiko absichern. Die Notenbank hat sich der Beibehaltung verpflichtet, so dass das Risiko nicht sehr hoch ist. Außerdem kann man sich ja auch vorstellen, dass die Europäische Zentralbank bei der Verteidigung der Euro-Bindung mithilft.- Die derzeitige Niedrigzinspolitik der EZB mit quantitativer Lockerung sollte aber eher ein Problem für die dänische Notenbank sein?Die Zinssenkung der EZB im März war ein bisschen problematisch, weil die dänische Notenbank eigentlich nicht willens ist, ihre Zinsen noch tiefer in den negativen Bereich zu senken als jene minus 0,75 % im vergangenen Jahr. Sollte die EZB noch einmal die Zinsen senken, würde es für die dänische Notenbank erheblich schwerer, weil dies dänische Anleihen für Anleger attraktiver machen würde. Da sie aber den Aufbau von Währungsreserven verhindern will, wird sie wohl den Zinsentscheidungen der EZB folgen müssen.- Die extrem niedrigen Zinsen haben in Deutschland und anderswo in der Eurozone eine öffentliche Diskussion über die Geldpolitik und die Folgen für die Sparer angestoßen. Ist dies auch in Dänemark ein Thema?Ich denke nicht. Das Einzige, was in Dänemark die Diskussion anheizen kann, ist das Thema Immobilienkredite. Die Öffentlichkeit begrüßt also eher sehr niedrige Zinsen. Dazu kommt, dass die Negativzinsen bislang kaum in den Medien thematisiert werden. Sollten sie weiter sinken, so könnte ich mir vorstellen, dass die immer schwierigere Lage der Banken für Diskussionen sorgen wird.- Gibt es eine öffentliche Unterstützung für die Euro-Bindung der Krone?Ich habe dazu noch nichts in den Medien gelesen, aber ich denke, dass es eine Unterstützung gibt.- Hat das britische Brexit-Votum daran etwas verändert?Das Brexit-Votum hat die Zinsen weiter fallen lassen und daher den Renditeaufschlag für dänische Anleihen noch attraktiver gemacht. Die Jagd nach positiven Erträgen hat eine Menge ausländisches Interesse auf dänische Bonds gezogen. Kürzlich sahen wir Käufe einiger japanischer Investoren, und es wurden Daten veröffentlicht, wonach japanische Anleger im dritten Quartal dänische Bonds für 1,6 Mrd. Dollar kauften.- Dänische Staatsanleihen bieten, auch wegen der geringeren Liquidität, in der Regel einen Renditeaufschlag zu Bundesanleihen. Wie ist die Situation im Moment?Mit dänischen Anleihen bekommt man einen Renditeaufschlag für einen AAA-Bonds und kann sein Portfolio als Euro-Investor diversifizieren. Aktuell beträgt der Renditeaufschlag 12 Basispunkte für dänische zehnjährige Staatsanleihen. Dazu kann der Safe-Haven-Effekt kommen, wie wir ihn im Jahr 2012 auf dem Höhepunkt der Euro-Staatsschuldenkrise gesehen haben. Damals notierten zehnjährige dänische Bonds sogar 20 Basispunkte unter den deutschen. Hinzu kommt, dass es in Dänemark kein Bondkaufprogramm wie in der Eurozone gibt, weshalb die Renditen höher liegen.- In Dänemark werden viele Hypothekenanleihen begeben, der Markt ist größer als in Frankreich oder Spanien. Welche Renditen bieten diese Papiere?Dänische Hypothekenanleihen bieten im Vergleich zur Renditekurve bei Staatsanleihen einen Renditeaufschlag von 50 bis 100 Basispunkten.—-Das Interview führte Stefan Schaaf.