TECHNISCHE ANALYSE

Dax am Widerstand

Von Stefan Salomon *) Börsen-Zeitung, 25.4.2018 Steht der Dax vor einer neuen Hausse? Oder ist ein nochmaliger Abprall am Widerstand zu erwarten? Es fehlen klare Trends, um hierauf eine eindeutige Antwort geben zu können. Die langfristige...

Dax am Widerstand

Von Stefan Salomon *)Steht der Dax vor einer neuen Hausse? Oder ist ein nochmaliger Abprall am Widerstand zu erwarten? Es fehlen klare Trends, um hierauf eine eindeutige Antwort geben zu können. Die langfristige Aufwärtstrendlinie seit Anfang 2016 wurde mit dem Kursabschwung zum Jahresanfang 2018 gebrochen. Der nachfolgende Sägezahnmarkt zwischen einer Unterstützungszone im Bereich 12 000 bis 11 800 Punkten und eines Widerstandsbereichs um die 12 600er-Marke generierte bislang keinen neuen Ab- oder Aufwärtstrend. Auch die jüngste kräftige Aufwärtsbewegung im April mit vier weißen Wochenkerzen innerhalb der Seitwärtsbewegung kann nicht als Trend aufgefasst werden. Der Markt stellt sich somit “trendlos” dar und weitere schnelle Richtungswechsel, eine hohe Volatilität, sind für die kommenden Wochen einzuplanen. Uneinheitliches Bild Auch diverse Indikatoren, ob gleitende Durchschnitte, Oszillatoren oder Volumenindikatoren bieten kein einheitliches Bild. Relevant hingegen sind die horizontalen Marken, die bisherigen markanten Käufer- oder Verkäuferzonen. Denn in den zurückliegenden Monaten hat sich der Markt an diesen Zonen orientiert. Getreu dem Motto “Kaufe Unterstützungen, verkaufe Widerstände” wurde gehandelt. Ebenfalls relevant ist das Verhältnis der Optimisten zu Pessimisten im Markt, die Stimmungslage, die die japanische Candlestick-Methodik offenbart. So zeigen zwar gegenwärtig die jüngsten vier weißen Wochenkerzen eine freundlich-stabile Tendenz an. Doch mit der jüngsten kleinen Wochenkerze scheint sich die Aufwärtsdynamik abzuflachen.Dieses Marktverhalten vor einem relevanten Widerstandsniveau – welches auch die 200-Tage-Linie darstellt, die bei 12 663 Punkten notiert – ist wiederum normal. Ein Bruch dieser Zone einhergehend mit einem Anstieg über das Hoch einer langen schwarzen Wochenkerze von Mitte Februar 2018 bei 12 752 Punkten könnte sodann den Impuls für weitere Anschlusskäufe liefern. Das hieraus abzuleitende Kursziel wäre sodann die Mitte der vorausgehenden langen schwarzen Wochenkerze von Anfang Februar 2018 bei 13 050 bis 13 100 Punkten. Auch ein Anstieg an die Widerstandszone der Tops 2017 zwischen ca. 13 400 bis 13 500 mit Test des bisherigen Allzeithochs bei 13 596 Punkten wäre in diesem Szenario ableitbar, sofern die Zone zwischen 13 050 bis 13 100 Punkten geknackt wird. Denn dieses Niveau stellt unter Berücksichtigung des Price Volumen Profile, eines Volumenindikators, der die getätigten Umsätze an den jeweiligen Kursniveaus darstellt, die letzte größere Hürde vor einem Anstieg an das bisherige Allzeithoch dar.So weit das positive Szenario. Handeln die Marktteilnehmer hingegen nach der Devise “Sell in May and go away”, würde ein Abprall am gegenwärtig erreichten Widerstandsniveau und der 200-Tage-Linie bei einem Fall unter die jeweils zwei letzten Wochentiefs bei 12 375 und 12 200 Punkten wahrscheinlicher werden. Auch ein Fehlausbruch über die 200-Tage-Linie mit Abprall an der Marke von rund 12 700 Punkten mit nachfolgenden Kursverlusten unter ca. 12 500 Punkten würde ein klares Warnsignal für den Dax generieren. Die Enttäuschung der Bullen über das Ausbleiben einer zumindest kurzfristigen Rally in Richtung 13 050 bis 13 100 Punkten könnte die Stimmung in diesem Szenario deutlich eintrüben und so für Absicherungsgeschäfte und Verkäufe im Dax sorgen, die zu einem nochmaligen Test der Unterstützungszone im Bereich 12 000 bis 11 800 Punkten führt. Auch aus Sicht der Sentimentanalyse ist ein solches Szenario bei neuerlichen Rücksetzern im Dax wahrscheinlich. Denn laut Marktumfragen haben sowohl institutionelle als auch private Anleger in den zurückliegenden Wochen Rücksetzer im Dax stets aufgefangen. Dies lässt wiederum die Interpretation zu, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur noch eine Minderheit potenzieller Anleger an der “Seitenlinie” steht. Neue Käuferschichten könnten daher für eine Rally über 12 752 Punkten fehlen. Neuerliche Rücksetzer würden zudem auf einen unvorbereiteten Markt treffen, dem die Käufer sodann fehlen. Aufgrund der “Trendlosigkeit” im Markt sind beide Szenarien, sowohl eine kurzfristige Rally in Richtung 13 050/13 100 Punkten als auch ein Abprall am gegenwärtigen Kursniveau mit Ziel 12 000/11 800 Punkten einzuplanen. Unterstützung durch Euro Unterstützung erhält der exportlastige deutsche Leitindex jedoch von der Devisenseite. Im Chartbild des Euro-Dollar-Kurses hat sich seit Mitte Januar 2018 eine Range zwischen ca. 1,2530 und 1,2160 Euro ausgebildet. Zudem präsentiert sich innerhalb dieser Range seit Mitte Februar 2018 ein symmetrisches Dreieck als Spiegelbild der Unsicherheit im Euro. Dieses Dreieck wurde zum Wochenanfang nach unten verlassen – die untere Begrenzungszone der Range seit Mitte Januar 2018 wird daher getestet. Der Ausbruch aus dem Dreieck ist gegenwärtig negativ und lässt auch einen kräftig fallenden Euro annehmen. Ableitbare Kursziele sowohl aus dem nach unten verlassenen Dreieck als auch entsprechend der Annahme eines Ausbruchs aus der Range nach unten notieren somit bei 1,1930 bis 1,1810 Euro. Ein schwächerer Euro könnte die Stimmung für den Dax aufhellen.—-*) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst (www.candlestick.de).