Dax auf dem Weg zum Rekordhoch

Geldpolitik als wichtigster Treiber - Konjunkturdaten signalisieren Anstieg der Ertragsschätzungen

Dax auf dem Weg zum Rekordhoch

Hohe Kursverluste bei K+S, Munich Re und Lanxess haben den Dax am Dienstag gebremst. Anlagestrategen erwarten den deutschen Leitaktienindex aber schon bald auf Rekordniveau – vorausgesetzt, die Gewinnperspektiven der Unternehmen hellen sich auf.Von Thorsten Kramer, FrankfurtDer deutsche Aktienmarkt hat die Schwächephase, die den Leitindex Dax zwischen Mitte Mai und Mitte Juni um rund 800 Zähler gedrückt hatte, überwunden. Am Dienstag beendete das Barometer den Handel bei knapp 8 300 Punkten. Zum Rekordhoch fehlen dem Index somit lediglich 258 Zähler. Die bevorstehende Drosselung der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank, ob sie nun tatsächlich – wie von vielen erwartet – schon im September beginnt oder doch erst einige Zeit später, scheint nun eingepreist. “Kein kalter Entzug””Wenn die Anleihenkäufe seitens der Fed gedrosselt werden, ist das kein kalter Entzug mehr, sondern von langer Notenbankhand vorbereitet”, sagt dazu Christian Kahler, der bei der DZ Bank die Anlagestrategie in der Abteilung Research und Volkswirtschaft leitet. Selbst wenn die US-Notenbank das Volumen ihres Kaufprogramms begrenzt – US-Volkswirte erwarten im Durchschnitt in einem ersten Schritt eine Senkung von zurzeit 85 Mrd. Dollar auf 70 Mrd. Dollar pro Monat -, bleibt die Geldpolitik der Währungshüter noch sehr expansiv und nach Überzeugung von Manfred Bucher, Aktienstratege bei der BayernLB, auf absehbare Zeit der wichtigste Treiber der Aktienmärkte.Sowohl die Verknüpfung der Geldpolitik mit der Entwicklung am Arbeitsmarkt durch die Federal Reserve als auch die Forward Guidance der Europäischen Zentralbank machten schließlich deutlich, dass die Geldpolitik selbst bei einer weiteren konjunkturellen Belebung noch längere Zeit expansiv ausgerichtet bleibe, sagt Bucher.Getragen wird der deutsche Aktienmarkt zurzeit zudem von Umschichtungen von Investoren, die Mittel aus den Schwellenländern abziehen und in die großen Industrieländer umschichten, wie es bei der Deutschen Bank heißt. Dabei spielt es eine nennenswerte Rolle, dass sich nunmehr seit einiger Zeit die ermutigenden Konjunktursignale aus der darbenden Eurozone mehren. Am Dienstag bot etwa der zweite Anstieg der Industrieproduktion in Italien in Folge Anlass zu der Hoffnung, dass das Land die lang andauernde Rezession überwindet, zumal dort die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal nur noch um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal abnahm.”Für neue Höchststände am Aktienmarkt benötigen wir steigende Gewinnerwartungen”, sagt Lars Slomka, Leiter der Aktienstrategie Deutschland bei der Deutschen Bank. Er verbindet mit der Verbesserung der Frühindikatoren in Europa die Hoffnung, dass sich die Perspektiven für die Firmengewinne im Herbst aufhellen, nachdem die Berichtssaison zum vergangenen Quartal nicht überzeugend verlaufen sei: Selbst in Deutschland sei der Gewinn je Aktie rückläufig, obwohl die Umsatzentwicklung positiv sei. Eine Analyse der Deutschen Bank von Ende Juli zeigt allerdings, dass Deutschland sich dem recht negativen Trend innerhalb der Eurozone bereits entzogen hat. Für die Dax-Unternehmen stiegen die Gewinnprognosen demnach auf Sicht eines Monats an, während sie für den breit gefassten Aktienindex Stoxx 600 um 0,8 % und somit auf Sicht eines Quartals sogar um 3,2 % fielen. Wirtschaftliche ErholungIn dem am Dienstag veröffentlichten Anstieg des Auftragseingangs für die deutsche Industrie sehen Volkswirte einen weiteren Beleg für die Belebung der Wirtschaft. Dieser Aufschwung dürfte sich auch global gesehen festigen, heißt es bei der DZ Bank. Davon sollten auch die Gewinnschätzungen profitieren. “Anleger kaufen immer gerne dann, wenn die Gewinnschätzungen der Analysten nach oben revidiert werden. Das könnte den Dax zur Jahresmitte 2014 bis auf 9 400 Punkte treiben”, sagt Anlagestratege Kahler.Momentan notiert der Dax bereits 8,9 % über seinem Stand vom Jahresbeginn. Im europäischen Vergleich zählt er damit einmal mehr zu den stärksten Indizes. Anleger sollten aber nicht zu sorglos sein. Vor der Bundestagswahl dürfte die Volatilität wieder zunehmen, zudem ist die Schuldenkrise längst nicht überwunden: Für Griechenland etwa deutet sich bereits die Notwendigkeit eines erneuten Schuldenschnitts an, wie Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa sagte.