Dax erklimmt nächstes Allzeithoch
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Dax erklimmt nächstes Allzeithoch
US-Börsen tragen Leitindex zu neuem Rekord – Übernahmepläne beflügeln Morphosys
tom Frankfurt
In Trippelschritten hat sich der deutsche Leitindex am Dienstag zunächst langsam wieder in Richtung seines am Freitag markierten Rekordhochs bei 17.004 Zählern bewegt, bis er dann mit einer freundlich eröffneten Wall Street ein neues Allzeithoch bei 17.049,52 Punkten markierte. Bis Handelsschluss gewann der Dax 0,8% auf 17.033 Punkte. Auch MDax (+0,9% auf 25.821 Zähler) und Euro Stoxx 50 (+0,8% auf 4.691 Zähler) notierten deutlich fester. Das europäische Börsenbarometer erreichte damit den höchsten Stand seit 2001. Die wichtigsten Länderbörsen in Paris und London legten ebenfalls weiter zu.
Mit dem Sprung über die runde Marke von 17.000 Punkten tat sich der Dax zuletzt schwer. Zwar waren die jüngsten, robusten Wirtschaftsdaten aus den USA per se keine schlechte Nachricht, sie dämpften aber merklich die Hoffnungen der Marktteilnehmer auf baldige Zinssenkungen der Fed. So gelang der Sprung auf das letzte Allzeithoch am Freitag nur kurzzeitig und verbesserte den alten Rekord auch nur um einen Punkt. Am Dienstag nun übertraf der Dax das jüngste Allzeithoch um immerhin 46 Zähler.
Für positive Stimmung an den US-Aktienmärkten hatten zuvor die Quartalszahlen von Elli Lilly und anderen US-Großkonzernen gesorgt. Diese übertrug sich dann auch auf den deutschen Aktienmarkt, vertrieb die Zinssorgen der Anleger ein Stück weit und hievte den Dax auf sein neues Allzeithoch.
Auftragszahlen überraschen
Positiv konnten am Dienstag auch Auftragszahlen aus der Industrie in Deutschland überraschen. Diese verbuchte im Dezember im Monatsvergleich ein Auftragsplus von 8,9%. Analysten hatten dagegen im Schnitt einen leichten Rückgang erwartet. Der Auftragsschub ging allerdings vor allem auf Großaufträge aus dem Flugzeugbereich zurück. Und das machte sich auch bei den Einzeltiteln bemerkbar: Aktien des Flugzeugbauers Airbus konnten im Dax 1,8% auf 151,74 Euro zulegen. Titel des Triebwerksbauers MTU verteuerten sich um 1,6% auf 216,50 Euro. Daneben setzten SAP ihren Rekordlauf fort. Die Papiere gewannen 1,1% auf 166,40 Euro.
Infineon-Zahlen enttäuschen
Schlechter sah es für Infineon aus. Der Chipkonzern kann sich dem schwachen Halbleiterumfeld nicht entziehen und enttäuschte die Anleger, indem er seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr senkte. Die Serie vermehrt schlechter Nachrichten aus dem internationalen Halbleitersektor setzt sich damit fort. Die Infineon-Aktie verzeichnete einen Rücksetzer um 3% auf 33,60 Euro. Noch stärker bergab ging es nach einem überraschenden Ebitda-Verlust für Nordic Semiconductor, die in Oslo in der Spitze um rund 23% einbrachen.
Nach einer Analystenabstufung zählten auch die Titel von RWE zu den Verlierern des Tages und setzten damit ihren rapiden Abwärtstrend im Jahr 2024 fort. Das Investmenthaus Stifel strich seine bisherige Kaufempfehlung. Kohle mache noch immer mehr als 20% des Portfolios von RWE aus, dies halte neue Investoren fern, hieß es. Am Dienstag verlor das Papier 2,7% auf 33,03 Euro, auf Jahressicht stehen unter dem Strich schon über 20% Minus.
Höhenflug für Morphosys
Mit Abstand größter Gewinner bei den Nebenwerten waren Morphosys. Bereits am Montag hatten Übernahmegerüchte den Kurs angetrieben. Als diese sich nun bewahrheiteten, legte die Aktie 13% auf 64,84 Euro zu. Novartis plant, die deutsche Biotechfirma für 2,7 Mrd. Euro zu übernehmen und damit sein Krebsgeschäft weiter auszubauen. Der Schweizer Pharmariese will 68 Euro je Morphosys-Aktie zahlen. Der Kurs nähert sich nun dieser Marke. Für den Vollzug sind noch kartellrechtliche Genehmigungen nötig sowie das Erreichen einer Mindestannahmequote von mindestens 65% der Morphosys-Aktien.
Unter den Nebenwerten überzeugte auch Grenke die Anleger mit einem genauer bezifferten Aktienrückkaufprogramm. Bekannt gegeben wurde der Schritt schon Mitte November, doch nun wurde vom Leasingspezialisten mitgeteilt, dass dieses ein Volumen von bis zu 70 Mill. Euro umfasst. Der Aktie brachte das ein Plus von 6,6% auf 24,40 Euro.
Der Dollar hat am Dienstag leicht nachgegeben. Der Euro kletterte minimal um 0,1% auf 1,0750 Dollar. Damit zeigt er weiterhin Schwäche, der Greenback hielt sich weiter in der Nähe seines jüngst markierten Dreimonatshoch auf. Die japanische Währung verzeichnete sogar einen Anstieg um 0,4% auf 148,02 Yen je Dollar.
Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude zog um 1,1% auf 78,81 Dollar je Barrel an. Am Markt hieß es, es würden die Ergebnisse der mit Spannung erwarteten Reise des amerikanischen Außenministers Anthony Blinken in den Nahen Osten erwartet. Dabei werde auf Initiativen zur Beendigung des dortigen Kriegs gehofft, so dass die Gefahren für die globale Versorgung mit Öl und LNG-Flüssiggas nachlassen.