GastbeitragVolatilitäts-Check

Dax-Historie mahnt zur Vorsicht

Das erste Halbjahr neigt sich dem Ende entgegen. Und es wird beim Dax als eines der besten Halbjahre in die Geschichtsbücher eingehen. Die Statistik spricht aber eher gegen eine ausgeprägte Fortsetzung der Rekordjagd als dafür.

Dax-Historie mahnt zur Vorsicht

Gastbeitrag

Die Historie des Dax mahnt aktuell zur Vorsicht

Von Thomas Altmann *)

Das erste Halbjahr neigt sich dem Ende entgegen. Und es wird beim Dax als eines der besten Halbjahre in die Geschichtsbücher eingehen. 30 neue Allzeithochs hat der Dax seit Jahresbeginn erklommen. Das ist der dritthöchste Wert in der 36-jährigen Historie des Dax. Der Rekord stammt aus dem ersten Halbjahr 1998 mit 40 neuen Bestmarken.

Schwächere zweite Halbjahre

Freude über das zu Ende gehende erste Halbjahr ist also angebracht. Entscheidender ist für die Anleger aber die Frage, ob das zweite Halbjahr genauso erfolgreich verlaufen kann. Und genau hier mahnt die Dax-Historie zur Vorsicht. Denn von insgesamt 416 Allzeithochs, die der Dax seit 1988 erreicht hat, stammen 257 aus ersten Halbjahren und nur 159 aus zweiten Halbjahren. Daraus errechnet sich eine Quote von 62% zugunsten des ersten Halbjahres. Auch eine Einbeziehung der Dax-Rückrechnung ab 1959 lässt die Rekord-Quote des ersten Halbjahres bei 62% verharren, die des zweiten Halbjahres entsprechend bei 38%.

Zusätzlich fällt auf, dass es seit der Einführung des Dax bisher kein zweites Halbjahr mit 30 oder mehr Rekordständen gab. Hier liegt die Bestmarke bei 26 und stammt aus dem zweiten Halbjahr 2013. Immerhin viermal hat der Dax seit 1988 in einem zweiten Halbjahr mindestens 15 Rekorde erzielt. Allerdings folgten diese starken zweiten Halbjahre nur ein einziges Mal – im Jahr 1996 – auf ein erstes Halbjahr mit ebenfalls mindestens 15 Allzeithochs. Zweimal gab es davor im ersten Halbjahr keinen einzigen Höchststand.

Optimistische Positionierung

Die Statistik spricht also eher gegen eine ausgeprägte Fortsetzung der Rekordjagd als dafür. Erwarten die Anleger das auch so? Sind sie entsprechend positioniert?

Das Volumen der ausstehenden Put-Optionen auf den Dax hat im März ein 21-Monats-Tief erreicht. Seitdem ist es zwar wieder etwas angestiegen, liegt aber noch immer deutlich unter den Mittelwerten der vergangenen zwei, fünf oder auch zehn Jahre. Und auch beim Dax-Future ist aktuell eine überdurchschnittlich niedrige Absicherungsaktivität zu beobachten. Die Anleger sind also für eine Fortsetzung der Rekordjagd positioniert.

Positive Erwartung

Und damit passt die Erwartung der Anleger zur aktuellen impliziten Volatilität. Der VDax New, der Volatilitätsindex des Dax, hat im März mit einem Verlaufstief von elf seinen niedrigsten Wert seit dem Jahr 2017 erreicht und ist seitdem kaum angestiegen. Und auch die für den Prognosezeitraum zweites Halbjahr entscheidenderen Dax-Volatilitäten für die kommenden sechs bzw. neun Monate haben die Werte aus dem Jahr 2017 wieder erreicht. Damit suggerieren die Volatilitäten eine Fortsetzung des positiven und ruhigen Marktes.

Die größte Gefahr am Markt könnte aktuell sein, dass kaum jemand mit einer negativen Trendwende rechnet und auch kaum jemand dafür positioniert ist. Sollte die Dax-Statistik recht behalten, müssten viele ihre Erwartungen und ihre Positionierungen schlagartig anpassen. Und das kann eine Trendwende gefährlich beschleunigen.

*) Thomas Altmann ist Leiter des Portfolio-Managements bei QC Partners.

*) Thomas Altmann ist Leiter des Portfolio-Managements bei QC Partners.

Thomas Altmann

Leiter des Portfolio-Managements bei QC Partners.