TECHNISCHE ANALYSE

Dax im Tal der Sorgen

Von Christian Henke *) Börsen-Zeitung, 28.8.2019 Seit geraumer Zeit ist die Nachrichtenlage an den internationalen Finanzmärkten alles andere als rosig. Einige Themen bestimmen zurzeit das Geschehen an den Handelsplätzen dies- und jenseits des...

Dax im Tal der Sorgen

Von Christian Henke *)Seit geraumer Zeit ist die Nachrichtenlage an den internationalen Finanzmärkten alles andere als rosig. Einige Themen bestimmen zurzeit das Geschehen an den Handelsplätzen dies- und jenseits des Atlantiks. Dabei ist der andauernde Handelskonflikt zwischen den USA und China das zentrale Thema. Zuletzt hat sich die Eskalationsspirale schneller gedreht. Washington und Peking drohen sich gegenseitig mit weiteren Strafzöllen. Es geht hierbei nicht nur darum, wer die Nummer 1 auf dem Weltmarkt ist, sondern vielmehr um den Zustand der Weltkonjunktur. Die Rezessionsängste sind zuletzt größer geworden. Einige Konjunkturdaten signalisieren bereits eine Abkühlung der Wirtschaft. So ist der Ifo-Geschäftsklimaindex hierzulande deutlich abgesackt. Die Sorgen der Anleger sind im Big Picture des deutschen Leitindex gut zu sehen. Von den Höchstständen im Januar des zurückliegenden Jahres und von einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung ist der deutsche Leitindex momentan sehr weit entfernt. Nur kurzer BefreiungsschlagIm Juni sah es danach aus, als wäre dem heimischen Börsenbarometer der Befreiungsschlag gelungen. Ende des besagten Monats konnten nämlich zwei wichtige Widerstände eliminiert werden. Dies waren die beiden seit Januar des vergangenen Jahres vorherrschenden Abwärtstrends. Doch nur wenige Wochen später hat sich der Ausflug gen Norden als Fehlausbruch herausgestellt. Im Juli mussten beide Chartmarken wieder der Angebotsseite überlassen werden. In diesem Monat hat der Dax einen weiteren Gegenangriff gestartet. Die beiden Abwärtstrendlinien bei aktuell 11 850/12 205 Punkten konnte kurzzeitig überwunden werden, im Augenblick notiert der deutsche Leitindex jedoch darunter. Weitere Verluste möglichEine weitere wichtige Chartmarke ist die waagerechte Trendlinie bei 11 800 Zählern, die auf allen Zeitebenen vorkommt. Auch diese Hürde konnte noch nicht auf Monatsschlusskursbasis übersprungen werden. Vor allem nähert sich zunehmend das Monatsende. Die Widerstände sollten bis zum 31. August bezwungen werden. Danach sieht es zurzeit nicht aus. Daher können weitere Kursverluste nicht ausgeschlossen werden. Die nächste stabile Unterstützung ist erst im Bereich bei 10 800/10 860 Punkten auszumachen. Im Langfristchart auf Monatsbasis liegt dort eine weitere altbekannte Trendgerade.Aber auch wenn dem Dax der Sprung über den Widerstandsbereich bei 11 850/12 205 Punkten gelingen würde, wäre damit die Trendwende noch nicht in trockenen Tüchern. Wie im Big Picture zu sehen ist, befindet sich des Deutschen liebster Aktienindex seit Januar 2018 in einer intakten Korrekturzone. Als obere Begrenzung fungiert das Allzeithoch bei rund 13 600 Zählern von Januar des genannten Jahres. Auch diese Marke ist momentan sehr weit entfernt. In den zurückliegenden Jahren gab es mehrere solcher ausgeprägten Konsolidierungen. Erst bei einem Schlusskurs oberhalb der jeweiligen Handelsspannen konnte der Dax seinen Höhenflug fortsetzen. Vor der Barriere bei 13 600 Punkten liegt im Monatschart noch die horizontale Trendlinie bei 12 872/ 12 840 Zählern, die es ebenfalls zu bezwingen gilt.Trotz der derzeitigen technischen Tristesse gibt es auch etwas Positives zu berichten. Ein beliebter Indikator weist ein intaktes Kaufsignal auf. Es handelt sich hierbei um die Bollinger Bänder. Diese wurde von John Bollinger ursprünglich zur Identifikation von überkauften und überverkauften Situationen entwickelt. Allerdings können diese auch als Trendfolgeansatz verwendet werden. Die Einstellung sind zwölf Monate und eine Standardabweichung. Die herkömmliche Herangehensweise sieht eine zweifache Standardabweichung vor. Allerdings sollen zur Signalgenerierung mehrere Kurse außerhalb der Bänder liegen. Bei einem Monatsschlusskurs oberhalb des oberen Bandes springt die technische Ampel auf Grün. Unterhalb des unteren Bandes liegt ein mittelfristiges Verkaufssignal vor. Im Juni wurde das obere Band hinter sich gelassen. Allerdings rutschte der deutsche Leitindex einen Monat darauf wieder darunter. Das obere Band bei aktuell 12 191 Punkten ist außerhalb der Reichweite und stellt sich als zusätzlicher Widerstand in den Weg. Erst unterhalb des unteren Bandes bei 11 179 Zählern würde die technische Ampel wieder auf Rot springen. Vorwahljahre sind gute JahreStatistisch betrachtet befindet sich der Dax in einem Sommerloch. Vor allem der August und der September gehören zu den schwächsten Monaten eines Börsenjahres. Im Augenblick wird der August diesem Ruf mehr als gerecht. Die derzeitige Schwäche könnte sich bis Mitte November fortsetzen. 2020 möchte US-Präsident Donald Trump sein Amt verteidigen. Somit ist 2019 ein sogenanntes Vorwahljahr. In der Vergangenheit konnten die Finanzmärkte in diesem Zeitraum spürbar zulegen. Auch in diesem Jahr kann sich trotz der eingangs erwähnten Belastungsfaktoren die Performance sehen lassen. Im Augenblick beträgt das Plus rund 10 % Prozent. Allerdings verschiebt sich in einem Vorwahljahr die Herbstrally von Anfang Oktober auf Mitte November. Bis zum Jahresultimo geht es dann deutlich gen Norden. *) Christian Henke ist Senior Market Analyst bei IG.