TECHNISCHE ANALYSE

Dax in der Sackgasse

Von Christian Henke *) Börsen-Zeitung, 22.8.2018 Einfach war das Leben der Anleger zuletzt nicht. Gleich mehrere Belastungsfaktoren galt es zu verdauen. Seit Monaten steht der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China im...

Dax in der Sackgasse

Von Christian Henke *)Einfach war das Leben der Anleger zuletzt nicht. Gleich mehrere Belastungsfaktoren galt es zu verdauen. Seit Monaten steht der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Präsident Donald Trump hat bisweilen mit seinen Äußerungen zu diesem Reizthema für regelmäßige Verunsicherung gesorgt. Jüngst hat sich ein weiteres, neues Risiko hinzugesellt, die Währungskrise in der Türkei. Kein Wunder, dass es für den Dax in den zurückliegenden Monaten tendenziell gen Süden ging. Charttechnisch betrachtet sind zuletzt einige dunkle Wolken über den deutschen Leitindex aufgezogen. Aus diesem Grund werfen wir einen prüfenden Blick auf den Langfristchart des beliebten heimischen Börsenbarometers. Aufwärtstrend in GefahrIm Januar dieses Jahres markierte der Dax bei rund 13 600 Punkten ein neues Rekordhoch. Die psychologische Marke bei 14 000 Zählern war somit in Sichtweite. Allerdings sollte es im weiteren Verlauf ganz anders kommen. Der deutsche Leitindex musste sich von dem Allzeithoch verabschieden und den Rückzug antreten. Das genannte Januarhoch war der Ausgangspunkt für den bis zum heutigen Tag gültigen Abwärtstrend, der im Monatschart bei aktuell 12 970 Zählern liegt. Dieser Kursbereich ist zurzeit jedoch weit entfernt. Vielmehr gilt es eine andere Chartmarke genau im Auge zu behalten. Die Rede ist von dem mittelfristigen und aus dem Jahr 2009 stammenden Aufwärtstrend bei 12 185 Punkten. Die besagte Unterstützung wurde zuletzt im Juli belagert, am Ende des zurückliegenden Monats jedoch erfolgreich verteidigt. Zuletzt stand die Aufwärtstrendlinie erneut unter Beschuss der Bären. Ein Rutsch darunter hätte mitunter fatale charttechnische Konsequenzen zur Folge. 200-Tage-Linie im Sinkflug Die seit März 2009 intakte Hausse wäre dann vorerst beendet. Dies gilt vor allem, wenn dann noch das markante Zwischentief von 11 727 Zählern von März 2018 unterschritten wird. In diesem, für alle Marktteilnehmer ungünstigen Szenario, bestünde Abwärtspotenzial bis zur waagerechten Trendlinie bei 11 430/11 830 Punkten. Allerdings könnte ein Test des mittelfristigen Aufwärtstrends auch eine Chance sein. Entfernt sich der Dax auf Monatsbasis von dieser Unterstützung gen Norden, wäre das einstige Rekordhoch bei 12 390 Punkten von April 2015 das erste Ziel einer Gegenbewegung. Anschließend bestünde weiteres Erholungspotenzial bis zum Abwärtstrend bei 12 970 Zählern. Der Blick auf den 200-Tage-Durchschnitt macht den technisch orientierten Anleger ebenfalls nachdenklich. Die allgemein beliebte Glättungslinie erreichte Anfang Februar dieses Jahres ein historisches Hoch und fällt seitdem. Wir verwenden den sogenannten gewichteten Durchschnitt, da bei dieser Berechnung die jüngsten Kurse stärker berücksichtigt werden. Fällt der gleitenden Durchschnitt um rund 3 %, müsste die mittelfristige Aufwärtsbewegung ad acta gelegt werden. Ausgehend von dem genannten Hoch bei 12 897 Zählern wäre dies bei 12 521 Punkten der Fall. Davon ist der Dax noch gut 100 Zähler entfernt. Es wird also recht eng für das heimische Börsenbarometer. Pattsituation bei IndikatorenIm Big Picture kommt ein Mix aus vier Trendfolgeindikatoren zum Einsatz. Hierbei wurden die bekannten Oszillatoren Momentum, Relative-Stärke-Index (RSI) sowie der Williams %R zu Trendfolgeindikatoren umfunktioniert. Beim erstgenannten liegt oberhalb der Nulllinie ein Aufwärtstrend vor. Unterhalb des genannten Wertes dementsprechend ein Abwärtstrend. Beim RSI und Williams %R ist die Marke bei 50 entscheidend. Oberhalb dieses Niveaus lohnt sich ein Engagement. Unterhalb dieser Zahl sollte von Investments in dem betreffenden Basiswert abgesehen werden. Der vierte im Bunde ist der alt bekannte Moving Average Convergence/Divergence-Indikator, kurz MACD. Der beliebte Indikator sollte ebenfalls oberhalb bzw. unterhalb der Nulllinie schließen. Schwache SommermonateIm Moment liegt noch ein Unentschieden vor. Sowohl der MACD als auch der Williams %R halten sich derzeit auf der Seite der Bären auf. RSI und Momentum befinden sich dagegen noch im Lager der Bullen. Eine Entscheidung könnte Ende dieses Monats fallen. Kehren auch Momentum und Williams %R dem deutschen Leitindex den Rücken zu und generieren Verkaufssignale, würde die technische Ampel auf Rot springen. Kommen wir nun abschließend zum letzten Hemmschuh für den Dax, nämlich die Saisonalität. Die Finanzmärkte weisen mitunter starke saisonale Muster auf. Unter anderem gelten die Sommermonate als nicht vielversprechend. Beim deutschen Leitindex sind dies die Monate August und September. Statistisch betrachtet gaben die Aktien aus der ersten Börsenreihe in den vergangenen Jahrzehnten in diesem Zeitraum um 0,4 % bzw. 1,9 % nach. In diesem Monat beträgt das Minus bislang etwa 5 %. Allerdings sollten solche Saisonalitäten als Kann und nicht als Muss verstanden werden. Im vergangenen Jahr wurde der September seinem schlechten Ruf nicht gerecht. 2017 konnte der Dax in diesem Zeitraum um 6 % zulegen.—-*) Christian Henke ist Senior Market Analyst bei IG