Dax-Korrektur noch nicht ausgestanden
Von Arne Franke *)Mit der zu Beginn letzter Woche gestarteten Erholung im Deutschen Aktienindex Dax stellt sich für viele Investoren die Frage, ob sich der Dax am Anfang einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung befindet und die Korrektur der letzten Monate beendet ist. In einem solchen Fall würde der Dax sicher größeres Aufwärtspotenzial haben, zählt er doch seit Jahresbeginn zu einem der schwächsten Indizes an Europas Börsen. Grund genug für einen ausführlichen Blick durch die charttechnische Brille. Bis zu 13 Prozent verlorenNach dem Allzeithoch bei 13 596 Punkten im Januar dieses Jahres ging der Dax in eine deutliche Korrekturbewegung über und verlor in der Spitze mehr als 13 %. In diesem Zuge testete der Index das Korrekturtief aus dem Spätsommer 2017 bei ca. 11 700 Punkten und konnte diese wichtige charttechnische Marke verteidigen. Somit wurde in letzter Sekunde verhindert, dass der deutsche Aktienindex sein letztes markantes Tief bricht und damit nach Dow-Theorie eine obere Umkehrformation abschließt. Die sich daraus abzeichnende Schwäche der Bären konnten die Bullen für einen deutlichen Konter nutzen und den Index daraufhin wieder deutlich nach Norden treiben. Innerhalb dieser Ende März gestarteten Aufwärtsbewegung konnte im zweiten Anlauf sogar der bei vielen Investoren stark beachtete gleitende Durchschnitt in Form der 200-Tage-Linie nach kurzer Konsolidierung überwunden werden. Somit hellte sich das mittelfristige charttechnische Bild wieder leicht auf, was zu weiteren Kurssteigerungen führte. Doch im Bereich von 13155 Punkten kam der Dax ins Stocken und bildete ein Doppeltop aus. Klassische ABC-BewegungInteressanterweise verlief genau in diesem Bereich das 76,4er Retracement der vorausgegangenen Korrektur, was dem typischen Ziel einer größeren korrektiven Gegenbewegung nach Elliot-Wave-Theorie entspricht. Bei einem genaueren Blick in die Struktur der von März bis Mai verlaufenen Aufwärtsbewegung fällt zudem auf, dass diese in Form einer klassischen ABC-Bewegung ausgebildet wurde. Somit muss unter analytischen Gesichtspunkten davon ausgegangen werden, dass es sich bei der Aufwärtsbewegung von März bis Mai nur um eine Countertrend-Rally gehandelt hat. Die Folgerung daraus kann daher nur sein, dass sich der Dax seit Mai mindestens in einer Welle B größerer Ordnung oder gar in einer Welle 3 befindet. Da die Korrekturbewegung seit dem Top im Mai jedoch nicht wirklich impulsiv war, lässt dies eigentlich nur den Schluss zu, dass sich der deutsche Aktienindex in einer Welle B größerer Ordnung befindet.Innerhalb der im Mai gestarteten Welle B scheiterte der Dax Ende Juli mit seiner Erholungsbewegung an der 200-Tage-Linie und befindet sich seit diesem Zeitpunkt in einem intakten Abwärtstrend. Ohne einen Trendbruch zur Oberseite bleibt die technische Situation im Dax sehr angeschlagen. Positiv ist jedoch anzumerken, dass es den Bullen bisher gelang, die untere Trendkanalbegrenzung zu verteidigen und somit eine Trendbeschleunigung zu verhindern. Da mit dem letzten Tiefpunkt auch die zweijährige horizontale Unterstützung abermals verteidigt werden konnte, ist dieser Kursbereich zu einer regelrechten charttechnischen Klippe mutiert. Ein Bruch dieser Marke würde höchstwahrscheinlich eine wahre Stop-Loss-Lawine lostreten und eine große zweijährige Top-Formation in Form einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation abschließen. Aufgrund der für ziemlich jedermann sichtbaren charttechnischen Formation ist davon auszugehen, dass es sich bei der Aktivierung dieser Formation mittelfristig um eine klassische Bärenfalle handelt. Vielmehr sollte diese Bewegung nicht ihr maximales analytisches Abschlagspotenzial von deutlich mehr als 1 000 Punkten ausschöpfen, sondern im Kursbereich zwischen 11300 und 11500 Punkten auslaufen. Noch keine EntwarnungFür eine Fortsetzung der im Mai begonnen Korrektur spricht der US- Präsidentschaftszyklus, in dem der US-Aktienmarkt saisonal in Zwischenwahljahren ab Mitte September bis Ende Oktober zu deutlicher Schwäche neigt. Zudem weisen die großen zyklischen Sektoren wie Auto, Chemie und Industrie bisher keine mittelfristigen charttechnischen Böden aus. Vielmehr fehlen in einigen dieser Indizes sogar noch neue Tiefs, um die im Mai gestarteten Korrekturbewegungen abzuschließen. Auch die Dax-Schwergewichte aus diesen Subindizes wie Bayer, BASF, Siemens, Daimler und Volkswagen können allesamt bisher keine abgeschlossenen Bodenbildungen vorweisen. Auch von der Seite der quantitativen Indikatoren kann noch keine Entwarnung gegeben werde, da diese noch keinerlei bullishe Divergenzen ausgebildet haben, die in der Vergangenheit sehr zuverlässig mit wichtigen Marktwendepunkten einhergingen. Short-Positionen aufbauenUnterm Strich sollten mögliche Anstiegsavancen in den kommenden Tagen eher dem großen Verfall geschuldet und nicht die Grundlage für eine neue nachhaltige Trendbewegung nach oben sein. Vielmehr würde sich eine solche Erholung für den Aufbau von Short-Positionen eignen.—-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH.