Ausblick

Dax lockt als "Krisen-Schnäppchen"

Der deutsche Leitindex ist aktuell sehr niedrig bewertet und der Oktober kein schlechtes Pflaster für Aktionäre. Allerdings drohen größere Schwankungen.

Dax lockt als "Krisen-Schnäppchen"

Ausblick

Dax lockt als "Krisen-Schnäppchen"

Schwankungsreicher Oktober beginnt mit Abschlägen – Niedriges KGV spricht für Leitindex

Von Tobias Möllers, Frankfurt

August und September waren bittere Monate für Aktionäre – wieder einmal. Denn saisonal sind diese beiden Monate die schwierigste Phase des Jahres und da machte auch 2023 keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil: Der Dax sank mit 3% im August und weiteren 3,5% im September sogar stärker als im historischen Mittel.

Der Oktober ist dagegen traditionell ein besseres Pflaster für Aktionäre. Mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 2,2% gilt er als viertstärkster Monat des Jahres. Wenn der Dax bis Ende September kumuliert im Plus notierte, folgten mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% weiter steigende Kurse bis zum Jahresende, rechnet Uwe Streich von der LBBW vor. Allerdings ist der Oktober auch der schwankungsintensivste Monat des Jahres, den Start haben die Aktienmärkte dieses Jahr glatt verpatzt. Die Einschätzungen von Analysten gehen entsprechend weit auseinander.

Belastungen drohen nicht zuletzt aus den USA: Für Robert Greil von Merck Finck dürfte die US-Inflationsrate nur noch minimal nachgeben. Nicht zuletzt wegen Lohnzuwächsen werde das letzte Stück des Weges zum Inflationsziel von 2% steiniger. Darüber hinaus ist das Risiko eines Government Shutdowns in den USA nach der Revolte bei den Republikanern sogar noch höher als vor der Einigung auf einen vorübergehenden Kompromiss. Dazu kommen die noch immer sehr hoch bewerteten US-Aktien, obwohl der S&P 500 aktuell mit seiner 200-Tage-Linie ringt. Ein Unterschreiten würde wohl auch für den Dax neuen Unbill bedeuten. Nicht zuletzt haben die hohen Renditen an den Rentenmärkten den Aktienmarkt zuletzt ausgebremst.

Für Markus Reinwand von der Helaba überwiegen dennoch die positiven Faktoren: Der Dax sei aktuell sehr niedrig bewertet, die Wachstumsschwäche bereits eingepreist und die Konjunkturerwartungen über ihren Tiefpunkt hinaus. Die aktuelle Nervosität könne die Basis für eine größere Erholung legen. Entsprechend empfiehlt die Helaba den Ausbau von Aktienpositionen.

Auch für Sven Streibel von der DZ Bank ist der Dax ein „echtes Krisen-Schnäppchen“. Der perfekte Sturm sei bereits eingepreist, die anstehende Berichtssaison berge positives Überraschungspotenzial und mit unter 11 notiere das KGV auf einem sehr niedrigen Niveau. Dieses sei so niedrig wie zuletzt bei ausgewachsenen Krisen wie dem drohenden Gas-Engpass, der Corona-Pandemie oder dem Brexit. Dabei seien die Gewinnaussichten der Unternehmen robust, die Konjunktur in den USA resilient und selbst China dürfte erneut um 5% wachsen. Entsprechend seien deutliche Kurserhöhungen möglich.