TECHNISCHE ANALYSE

Dax steht volatile Seitwärtsbewegung bevor

Von Stefan Salomon *) Börsen-Zeitung, 6.5.2020 Eines vorweg: Chartanalyse kann nicht zu jedem Zeitpunkt eine verlässliche Prognose über den weiteren Verlauf eines Marktes, eines Rohstoffpreises oder von Devisenkursen liefern. Selbstverständlich...

Dax steht volatile Seitwärtsbewegung bevor

Von Stefan Salomon *)Eines vorweg: Chartanalyse kann nicht zu jedem Zeitpunkt eine verlässliche Prognose über den weiteren Verlauf eines Marktes, eines Rohstoffpreises oder von Devisenkursen liefern. Selbstverständlich kann eine Chartanalyse, sofern entsprechende Formationen, Trends oder anderweitige statistisch auswertbare Parameter vorliegen und Signale in Form von Kauf- oder Verkaufssignalen entstehen, eine Prognose basierend auf Beobachtungen in der Vergangenheit mit hoher Aussagekraft dem Anleger und Investor zur Verfügung stellen. So konnte noch Anfang März 2020 an dieser Stelle für den Deutschen Aktienindex Dax ein Verkaufssignal ausgesprochen werden. Aufwärtstrendkanal verlassenDas nach Ausbruch aus einem breiten Aufwärtstrendkanal sowie einem Ausbruch aus einer Range abzuleitende Kursziel betrug entsprechend der nach unten parallel verschobenen Schwankungsbreite des verlassenen Trendkanals 11 200 bis 11 000 Punkte. Auch weiter fallende Kurse waren durchaus prognostizierbar. So wurde ein weiterer, sehr langfristiger Aufwärtstrendkanal in den Monatskerzen nach unten verlassen. Dieses zweite Kursziel musste mit rund 8 000 Punkten angegeben werden. Kursziele abgearbeitetDie oben skizzierten Kursziele wurden sodann vollumfänglich abgearbeitet. Das Ziel von 8 000 Punkten jedoch nur im nachbörslichen Handel. So weit die Historie zur Verdeutlichung der Möglichkeiten der Chartanalyse! Im aktuellen Umfeld hingegen fehlen eindeutige Formationen oder klare lang- oder mittelfristige Trends, die eine eindeutige Prognose oder Richtungssignale liefern! Einen Anhaltspunkt für die weitere Richtung mit jedoch nicht hinreichend statistischer Unterlegung bieten allerdings die Candlesticks, die japanische Chartmethodik. So ist nach langen schwarzen Monatskerzen in der Regel eine Deckelung der Märkte für einen Zeitraum von rund drei bis sechs Monaten zu beobachten. Lange Lunten hingegen, die eine schon bestehende Unterstützungszone nochmals bestätigen, weisen auf eine robuste Verfassung eines Marktes hin. Dies gilt insbesondere, wenn nach langen Lunten, so wie im März 2020, eine längere weiße, also positive Kerze, wie im April 2020, folgt! Da im gegenwärtigen Chartbild zwei lange schwarze Monatskerzen (Februar und März 2020) auftraten sowie sich eben eine lange Lunte an einer bestehenden langfristigen Unterstützungszone bildete, ist davon auszugehen, dass der Deutsche Aktienindex nach unten in den kommenden Wochen gut unterstützt sein sollte.Nochmalige Rücksetzer sollten daher im Bereich von rund 9 800 bis 9 325 Punkten auf Kaufinteresse treffen – und dementsprechend ist innerhalb dieser Zone auf kurzfristige Kaufsignale zu achten. Nach oben hin scheint der Markt jedoch gedeckelt. So ist ausgehend sowohl von den Monats- als auch von den mittelfristigen Wochenkerzen mit deutlichem Widerstand im Bereich des oberen Drittels der jüngsten langen schwarzen Monatskerze zu rechnen. Somit sollte mit Widerstand, also Verkaufsinteresse im Bereich zwischen 11 340 und 12 030 Punkten gerechnet werden – innerhalb dieser Zone wäre daher auf kurzfristige Verkaufssignale zu achten. Index gedeckelt Um es salopp zu formulieren: Der Deutsche Aktienindex dürfte in den kommenden Wochen nach oben gedeckelt bleiben, aber nach unten auf Unterstützung treffen. Ein Hü und Hott, eine volatile Seitwärtsbewegung ist zu favorisieren. Negative Konjunkturdaten, eine hohe Fallzahl in den USA, ein weiterer Anstieg der US-Arbeitslosigkeit als auch eine Pleitewelle deutscher Unternehmen dürften die Märkte drücken, die Hoffnung auf weitere Konjunkturpakete, Maßnahmen der Notenbanken oder die Hoffnung auf ein Covid-19-Präparat hingegen kurzfristige Käufer auf den Plan rufen. Aus charttechnischer Sicht ergäbe sich eine echte Aufhellung über circa 12 500 Punkten. In diesem Szenario würde das Hoch der März-Kerze deutlich überschritten, und dies würde eine Chance auf eine weitere Erholung in Richtung 13 000 bis 13 500 Punkte andeuten. Selbst ein Anstieg in Richtung der oberen Trendkanalbegrenzung des sodann zurückeroberten Aufwärtstrendkanals und mithin ein Kursziel von 15 500 Punkten wäre möglich. Die jüngsten Abgaben könnten bei einem Anstieg über 12 500 Punkte als Marktbereinigung interpretiert werden. Deutlich negativ hingegen wären Wochenschlusskurse unter 9 000 und folgend unter 8 000 Punkten mit Zielen in Richtung 6 000 bis 5 000 Punkten. Denn ein Fall unter die runde Marke von 8 000 Punkten würde einen Ausbruch aus einer Range anbieten, die von 2014 bis 2020 konstruiert werden kann – und deren Schwankungsbreite nach unten eben ein desaströses Szenario offerierte. Richtungssignal Favorisiert wird jedoch eine volatile Seitwärtsbewegung in den kommenden Wochen innerhalb einer breiteren Zone zwischen den oben skizzierten Widerstands- sowie Unterstützungszonen. Die Ausbildung einer entsprechenden Range könnte sodann zu einem signifikanten Richtungssignal führen. *) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst (www.candlestick.de).