Dax stünde im Brexit-Fall kurzfristig unter Druck

DZ Bank-Stratege Kahler: Risiko Zweitrundeneffekte

Dax stünde im Brexit-Fall kurzfristig unter Druck

sts Frankfurt – Ein möglicher Brexit ist nach Einschätzung der DZ Bank eines der größten politischen Risiken für die Kapitalmärkte in Europa und würde am deutschen Aktienmarkt nicht spurlos vorbeigehen. Allerdings würde das Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) nicht dazu führen, dass der faire Wert des Dax deutlich sinkt, heißt es in einer Studie.”Die gesamtwirtschaftlichen und politischen Folgen eines möglichen Brexits wären durchaus gravierend”, schreibt Chefanlagestratege Christian Kahler. “Auch der deutsche Aktienmarkt dürfte im Falle eines Brexits kurzfristig unter Druck geraten, weil beim Eintritt eines negativen (positiven) Ereignisses am Aktienmarkt üblicherweise ein Überschießen der Kurse nach unten (oben) zu beobachten ist.” Diese Reaktion sei dann wohl vor allem stimmungsgetrieben. Solange die fundamentalen Auswirkungen unklar seien, würden viele Investoren zunächst aus Risikoanlagen aussteigen und deshalb Aktien verkaufen. “Ein deutlicher Rücksetzer des Dax innerhalb kurzer Zeit wäre im Falle eines Brexits durchaus möglich, wenngleich dies aus unserer Sicht eine übertriebene und vom Sentiment getriebene Reaktion wäre”, betont Kahler.Langfristig sei entscheidend, welchen Einfluss ein Brexit auf die Gewinnentwicklung deutscher Aktien hätte. “Wir schätzen, dass die Dax-Unternehmen 2014 direkt weniger als 5 % der Umsätze in Großbritannien erzielt haben. Daher erscheint uns eine maßgebliche Reduktion, zum Beispiel 5 oder 10 % des fairen Wertes des Dax, im Falle des Brexits nicht möglich.” Dafür müssten die Umsätze in Großbritannien komplett wegfallen, was selbst im Fall wieder errichteter Handelsbarrieren nicht vorstellbar sei.Allerdings seien Zweitrundeneffekte möglich, wenn sich infolge des Brexits das Wachstum in ganz Europa verlangsame, warnt der Experte. Darunter würden deutsche Unternehmen leiden, die 53 % ihrer Umsätze 2014 in der EU erzielten.Allerdings, so Kahler weiter, sei der britische Markt für einige Dax-Unternehmen wichtig. Ein Beispiel sei der Industriegasespezialist Linde, der seit der Übernahme von BOC vor einem Jahrzehnt 9 % seines Umsatzes im Vereinigten Königreich erziele. Für die Autohersteller könnte eine Einschränkung des freien Warenverkehrs zum Problem werden – zum einen auf der Absatzseite, vor allem aber auch durch die Verknüpfung britischer Werke mit den übrigen Herstellungsstätten in Europa.Die beiden Versorger RWE und Eon besitzen zwar Kraftwerke und Vertriebsnetze in Großbritannien, die “autark agierende Einheiten” seien, so Kahler. “Die Risiken dürften aus unserer Sicht auf Wechselkurseffekte bei der Gewinnumrechnung und die wirtschaftliche Entwicklung im Vereinigten Königreich infolge eines Brexits beschränkt sein.”